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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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vergessenen Gemälde durchstöberten. Sie hatten zwar kein Bild gefunden, aber sein Vater hatte sich Hals über Kopf in diesen Schrank verliebt. Seine Mutter hatte protestiert und gesagt, dass er nicht zu ihren Möbeln passe, dass er in ihrer Wohnung altmodisch, fehl am Platz, ja geradezu albern wirken würde … »Kein Mensch kauft mehr normannische Kleiderschränke, Philippe!« Aber sein Vater hatte darauf bestanden. »Diese Größe ist einzigartig, zumindest habe ich noch nie einen in diesem Format gesehen, ich stelle ihn in mein Arbeitszimmer, da stört er dich nicht, und er wird die moderneren Möbel stärker hervortreten lassen, du weißt doch, wie gern ich verschiedene Stile mische, und außerdem bringt er ein bisschen
Wärme in den Raum, Anklänge an eine gutbürgerliche Familie, und das sind wir doch, nicht wahr, eine gutbürgerliche Familie?«
    Das Ende des Satzes hatte Alexandre nicht verstanden, aber er hatte verstanden, dass sein Vater den Schrank kaufen würde.
    Er hatte ihn in seinem Arbeitszimmer aufstellen lassen, und Alexandre hatte es sich angewöhnt, sich darin zu verstecken. Der Schrank roch nach Bohnerwachs und Lavendel, und wenn er sich konzentrierte, konnte er das Rauschen des Meeres und das Klappern der Bootsmasten hören. Der Schrank war mit gelb-grün gemusterter Cretonne ausgekleidet. Alexandre zog die Türen hinter sich zu, setzte seinen Walkman auf, lehnte den Kopf gegen die Wand, kauerte sich zusammen und reiste in sein SPUR. Sein Streng Privates Utopiereich. Das SPUR war ein Reich, in dem alle Menschen nach den Worten von John Lennons Lied Imagine lebten. Weiteres unentbehrliches Accessoire im SPUR: eine runde Brille, mit der man das Unsichtbare sehen konnte. Oft nahm er auch Zoé mit. »Im SPUR besteht die Landschaft aus Kuchen«, erzählte er ihr, »die Menschen sind alle weiß angezogen, man braucht sich nicht zu waschen und ist trotzdem immer sauber, und jeder macht das, was ihm gefällt. Es gibt keine Lehrer, kein Geld, keine Schule, keine Noten, keine Verkehrsstaus und keine geschiedenen Eltern. Alle haben sich lieb, und die einzige Regel lautet, dass man den anderen Bewohnern des SPUR nicht auf die Nerven gehen darf.«
    Und man musste Englisch sprechen.
    Darauf legte er großen Wert. Anfangs war das Zoé sehr schwergefallen. Alexandre sprach fließend Englisch, da seine Eltern ihn jeden Sommer auf eine englische Schule schickten. Sie hatte gelernt, sich von ihrem Cousin leiten zu lassen, und wenn sie etwas nicht verstand, übersetzte er es für sie. Aber sie mochte es auch, wenn er nicht übersetzte: Ihr liefen Schauer über den Rücken, wenn sie Alexandre Englisch sprechen hörte, ohne etwas zu verstehen. Sie hatte Angst, nahm seine Hand und wartete ab, wie die Abenteuer, die er für sie beide erfand, weitergingen. Er spielte immer alle Rollen, sogar den Wind oder den Sturm!
    An diesem Abend hatte Carmen ihnen ein frühes Abendessen vorgesetzt. Iris war bei einer Buchparty und Philippe bei einem Geschäftsessen. Nach dem Essen flitzten Alexandre und Zoé in Philippes
Arbeitszimmer und kletterten wie zwei Verschwörer in den Zauberschrank. Alexandre hatte dafür ein eigenes Ritual entwickelt. Als Erstes musste man die kleine runde Brille aufsetzen und »Hello, John. Hello, John. Hello, John« sagen. Dann kauerten sie sich zusammen, schlossen die Augen und sangen einige Zeilen aus John Lennons Lied: »Imagine no possessions … it isn’t hard to do, nothing to kill or die for, and no religion too.« Schließlich fassten sie sich an der Hand und warteten, bis ein Abgesandter des SPUR sie abholte.
    »Hast du keine Angst, dass Carmen uns findet?«
    »Sie schaut in der Küche ihre Serie …«
    »Und dein Vater?«
    »Der kommt erst spät nach Hause. Hör auf, dir Gedanken zu machen! Konzentrier dich und lass uns das Große Weiße Kaninchen rufen …«
    Zoé schloss die Augen, und Alexandre sprach die Zauberformel: »Hello White Rabbit, where are you, White Rabbit?«
    »Here I am, little children … Where do you want to go today?« , antwortete Alexandre mit tiefer, verstellter Stimme.
    Dann warf er Zoé einen Blick zu und antwortete: » Central Park … New York … The Imagine garden …«
    »Okay, children, fasten your seat belts!«
    Sie taten so, als schnallten sie sich an.
    »Ich war noch nie im Central Park«, flüsterte Zoé.
    »Ich wohl. Sei jetzt still. Wir gehen mit ihm … Du wirst schon sehen, es ist wunderschön da. Stell es dir einfach vor … Es gibt

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