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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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für ein dummes, kleines Mädchen! Und ich zermartere mir seit einem Monat das Hirn, weil du am Telefon den Mund nicht mehr aufkriegst!«
    Sie ließ sich gegen ihn sinken und wartete darauf, dass er ausgeschnurrt hatte, um ihm die gute Nachricht zu verkünden, die durch den Tod eines bedauernswerten Laborkaninchens bestätigt worden war. Eine Freude nach der anderen, dachte sie, ich lasse ihn erst mal wieder runterkommen, und wenn er gerade so mit den Fußspitzen den Boden berührt, erzähle ich ihm, dass der kleine Grobz endlich angekommen ist, und katapultiere ihn gleich wieder zurück in den Himmel.
    »Und das Beste ist, Choupette, durch das Foto habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich hab nicht nur den Zahnstocher aufs Kreuz gelegt, sondern gleichzeitig auch den Verdacht von dir abgelenkt. Falls du demnächst mit ’nem dicken Bauch rumlaufen solltest, verstehst du? Sie würde keinen Verdacht schöpfen, weil sie ja nur diese Natacha im Sinn hat! Du könntest in aller Ruhe kugelrund werden, während sie der falschen Spur hinterherschnüffelt.«
    Josiane machte sich behutsam von ihm los. Was sie gerade gehört hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    »Du hast also nicht vor, es ihr zu sagen, wenn ich schwanger bin? Du willst sie lieber ahnungslos durch die Gegend laufen lassen?«
    Marcel wurde feuerrot, weil sie sein feiges Manöver durchschaut hatte.
    »Nein, nein, Choupette, nicht doch … Ich brauch nur ein bisschen Zeit, um alles neu zu ordnen! Sie hat mich doch völlig in der Hand.«
    »Ach was. So lange reden wir schon von diesem Kind, und du hast es in der ganzen Zeit nicht geschafft, alles neu zu ordnen, wie du das nennst?«
    »Ich will dich nicht anlügen, Choupette, ich hab ziemlichen Bammel davor. Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll, sie ins Aus zu manövrieren, ohne dass sie es mir heimzahlt und mich bitter bluten lässt.«
    »Warst du denn nicht bei deinem Notar?«
    »Ich trau mich nicht, mit ihm darüber zu sprechen. Womöglich steckt er ihr noch was. Die zwei sind ziemlich dicke, sie hängt ständig bei ihm rum.«
    »Das heißt, du hast noch nichts unternommen? Rein gar nichts? Du schwänzelst den ganzen Tag um mich rum und säuselst was von unserm kleinen Engelchen, und trotzdem kriegst du den Arsch nicht hoch?«
    »Aber ich mach’s doch, Choupette, ich versprech dir, wenn es soweit ist, mach ich’s sofort. Und dann bin ich ihr auch gewachsen!«
    »Ihr gewachsen? Du mickriger Wicht, du kannst doch gerade mal über den Teppich gucken!«
    Josiane stand auf, strich ihr Kleid glatt, zupfte das Oberteil zurecht, nahm ihre Handtasche, deutete mit einer theatralischen Geste auf Schreibtisch und Büro und verkündete: »Schau mich gut an, Marcel Grobz, denn heute siehst du mich zum letzten Mal. Ich werfe das Handtuch, ich mach mich aus dem Staub, ich löse mich in Luft auf. Und gib dir keine Mühe, mir hinterherzulaufen, ich mach mich endgültig vom Acker! Zu sagen, dass ich genug von dir habe, wär noch viel zu gut, deine Feigheit kotzt mich an.«
    »Choupette, ich versprech dir …«
    »Weißt du, wie lange ich mir schon deine Versprechungen anhöre?
Seit ich dich kenne, gibt’s nichts anderes! Sie stehen mir bis hier oben. Ich könnte mich glatt übergeben. Ich glaube dir nicht mehr, Marcel…«
    Sie bückte sich, nahm ihre Reisetasche und verließ mit entschlossen klappernden Absätzen am 22. Oktober um Punkt elf Uhr achtundfünfzig Marcel Grobzs Firma.
    Sie blieb nicht stehen, um sich von René zu verabschieden.
    Sie blieb nicht stehen, um Ginette zu küssen.
    Sie seufzte nicht, als sie an der Glyzinie vorbeikam.
    Sie drehte sich nicht noch einmal um, nachdem sie das Tor durchschritten hatte.
    Wenn sie jetzt zögerte, dachte sie, den Blick starr nach vorn gerichtet, dann würde sie niemals gehen.
     
    Am gleichen Abend nahm Alexandre Zoé nach dem Essen mit in sein Geheimversteck.
    In einen schmalen normannischen Schrank, den sein Vater bei einem Antiquitätenhändler in Saint-Valéry-en-Caux gekauft hatte. Sie waren gemeinsam hingefahren, seine Mutter, sein Vater und er. Sein Vater hatte in dem kleinen Hafenort in der Normandie einen Termin mit einem englischen Kunden. Der Engländer hatte sich mit ihm auf seinem Boot verabredet. Nachdem sie einige Stunden an Bord verbracht hatten, waren sie am Hafen entlanggeschlendert. Dort waren sie in einen Antiquitätenladen gegangen. Alexandre hatte in alten Comics geblättert, während seine Eltern das Hinterzimmer nach irgendeinem

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