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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Schritte. Er trug sie fort, als wollte er sie vor etwas retten. Wir waren am Strand, es war Sommer, ich kam aus dem Wasser, ich spuckte Wasser, meine Augen brannten, ich weinte, ich weinte so sehr … Ich weiß noch, dass er danach nie wieder in einem Zimmer mit Maman geschlafen hat. Danach hat er sich in seine Kreuzworträtsel geflüchtet, seine Kalauer, seine Pfeife. Und dann ist er gestorben. Er hat die Pfeife abgegeben … Sie lachte leise zu ihrem Vater auf. Der hätte dir gefallen, was? Papa, mein Papa, murmelte sie im Dunkeln unterm Sternenhimmel vor sich hin. Eines Tages werde ich das fehlende Puzzlestück finden … Eines Tages werde ich alles verstehen. Und bis dahin, Papa, danke für diesen Erfolg. Er hat mir ein finanzielles Polster geschenkt. Und ich habe jetzt keine Angst mehr. Das ist wichtig. Ich fühle mich nicht mehr bedroht. Ich habe immer noch kein großes Selbstvertrauen, aber ich habe auch keine Angst mehr. Du bist sicher stolz auf mich, du weißt ja, dass ich diejenige bin, die das Buch geschrieben hat.
    Sie seufzte. Ich muss noch so viel lernen. Nach einer gewonnenen Schlacht glaubt man, gesiegt zu haben, doch es kommen immer wieder neue Schlachten. Früher war mein Leben so einfach. Je weiter ich im Leben komme, desto komplizierter erscheint es mir. Aber vielleicht habe ich vorher auch nicht richtig gelebt …
    Sie hob den Kopf. Ihr Zorn war verflogen.
    Sie hob die Arme zum Himmel und sandte all ihre Liebe, all ihre Freude hoch zu den Sternen. Sie beneidete Iris nicht. Iris weiß, dass ich das Buch geschrieben habe. Sie weiß es. Ihr ganzer schöner Ruhm beruht auf einer Lüge.
    Eine friedliche Ruhe kehrte in sie ein. Ihr blieb immer noch ihre Habilitation. Sie musste weiter daran arbeiten. Ich gehe wieder zurück in die Bibliothek, zu meinen alten Schwarten und meinen Geschichtsbüchern.
    Und irgendwann werde ich noch ein Buch schreiben.
    Und dieses Buch wird mir gehören, mir ganz allein.
    Was haltet ihr davon, Sterne?
     
    Marcel Grobz verließ das Flughafengebäude, warf sein Gepäck in den Kofferraum und setzte sich neben seinen Fahrer.
    »Ich bin fix und fertig, mein lieber Gilles! Ich bin einfach zu alt für diese langen Flüge.«
    »Wundert mich nicht, Chef. Einen Monat in der Weltgeschichte rumgondeln, ständig neue Hotels und dann auch noch die Zeitverschiebung, das schlaucht ganz schön!«
    »Ist das saukalt hier! Ende Oktober, und schon fühlt man sich wie auf’nem Gletscher. Da unten haben wenigstens die Kirschbäume geblüht … Seh ich auch nicht zu kaputt aus?«
    Gilles warf Marcel Grobz einen kurzen Blick zu und fand, nein, der Chef sitze da wie eine kerzengerade Angelrute.
    »Nett von dir! Die Angelrute hat nur noch ein paar überflüssige Pölsterchen. Ich kann laufen wie ein Irrer, die gehen einfach nicht weg. Und sonst, was gibt’s Neues? Hast du mir die Zeitungen besorgt?«
    »Liegen auf dem Rücksitz. Ihre Schwiegertochter, Madame Dupin, hat einen Riesenerfolg mit ihrem Buch …«
    »Ach, sie hat ein Buch geschrieben?«
    »Sogar meine Mutter hat es sich gekauft, und sie hat’s verschlungen!«
    »Ach du Scheiße, das werd ich noch zu hören kriegen. Und sonst …«
    »Sonst nichts. Ich hab das Auto zur Inspektion gebracht, wie Sie wollten. Alles in Ordnung. Wo fahren wir hin?«
    »Ins Büro.«
    »Nicht erst bei Ihnen zu Hause vorbei?«
    »Ins Büro, hab ich gesagt …«
    Zu Josiane. Sie war so kühl gewesen, wenn er mit ihr telefoniert hatte. Hatte so leise gesprochen, dass er sie kaum verstehen konnte, und nicht ein freundliches Wort für ihn gehabt. Ja, nein, weiß nicht, mal sehen, das besprechen wir, wenn du wieder da bist. Womöglich hat sie sich wieder mit dieser Bohnenstange Chaval eingelassen! Der Kerl hat den Teufel im Leib.
    »Hast du was Neues von Chaval gehört?«
    Sein Fahrer Gilles Larmoyer war mit Chaval befreundet. Gemeinsam zogen sie oft durch die Nachtklubs. Gilles erzählte ihm hin und wieder von ihren turbulenten Nächten, den Swingerklubs – »rechts ein Arsch, links ein Arsch, mit Chaval kann man echt was erleben«  –, davon, wie sie am frühen Morgen ihre Krawatte wieder umbanden,
Chaval, um ins Büro zu gehen, Gilles, um den Wagen zu fahren. Gilles verfügte über keinerlei Ehrgeiz. Marcel hatte versucht, ihm die Karriereleiter hinaufzuhelfen, aber es gab nur eines, was Gilles wirklich gerne tat: Auto fahren. Um ihm eine Freude zu machen, wechselte Marcel alle zwei Jahre den Wagen.
    »Ach! Das wissen Sie noch nicht?«
    Marcel

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