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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Blatt löste sich von einem Baum und fiel ihm taumelnd vor die Füße. Er beugte sich vor, hob es auf und zerknüllte es zwischen den Fingern. Seit Josiane fort war, fehlte ihm der Antrieb zu kämpfen. Und Gott wusste, dass er gerade jetzt all seine Kraft brauchte. Er steckte mitten im härtesten Kampf seiner Laufbahn. Für Josiane, für sie beide, für dieses Baby, über das sie ständig redeten und das so lange auf sich warten ließ.
    Ginette sah ihn durchs Lagerfenster, stellte ihren Gabelstapler ab und kam zu ihm heraus. Sie wischte sich die Hände an ihrer Latzhose ab, setzte sich neben ihn und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    »Du siehst nicht gut aus, mein Alter.«
    »Nein. Ohne sie bin ich so erledigt, dass ich nicht mal mehr kriechen kann …«
    »Dann hättest du sie nicht gehen lassen sollen. Du hast es wirklich zu weit getrieben, Marcel. Ich kann sie verstehen … Sie hält das ewige Warten nicht mehr aus, das arme Kind!«
    »Glaubst du etwa, es macht mir Spaß, sie warten zu lassen?«
    »Dann mach endlich Nägel mit Köpfen. Du redest schon seit Ewigkeiten davon, aber getan hast du nichts! Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn sie glaubt, dass da was zum Himmel stinkt. Du brauchst dich doch nur scheiden zu lassen, dann ist alles wieder in Butter.«
    »Ich kann mich jetzt nicht scheiden lassen, ich steh kurz vor ’nem riesigen Coup! Aber zu keinem ein Sterbenswort, Ginette, versprochen? Nicht mal zu René …«
    »Versprochen. Du kennst mich, ich kann schweigen wie ein Grab!«
    »Ich bin kurz davor, den größten asiatischen Hersteller von Möbeln und Haushaltsdekoration aufzukaufen. Das ist ein gewaltiger Deal, Ginette, absolut gigantisch! Ich hab alles, was ich besitze, mit Hypotheken belastet, ich steh splitternackt da, und ich kann mir eine Scheidung von Henriette im Moment einfach nicht leisten. Sie würde auf der Stelle alles verlangen, was ihr zusteht. Und das wär die Hälfte von meinem Vermögen! Seit anderthalb Jahren laufen die Vorbereitungen. Keiner weiß was davon. Alles streng geheim. Die Sache zieht sich und zieht sich, ich hab ’ne Armee von Anwälten angeheuert, aber so gern ich das Ganze auch beschleunigen würde, ich krieg’s nicht hin. Warum, glaubst du, war ich wohl ’nen ganzen Monat in China? Aus Spaß an der Freude?«
    »Warum hast du ihr denn nichts davon gesagt?«
    Marcel schnitt eine Grimasse und zog den Mantel enger.
    »Seit der Sache mit Chaval vertrau ich ihr nicht mehr so wie früher. Es ist nicht so, dass ich sie weniger lieben würde, aber ich bin vorsichtiger
geworden. Ich bin alt, sie ist jung, sie könnte Appetit auf was Knackigeres bekommen und wieder was mit diesem Chaval anfangen. Ein alter Instinkt, noch aus meiner Kindheit. Ich hab gelernt, immer das Schlimmste zu befürchten und überall Verrat zu wittern. Also ist es mir lieber, sie hält mich für ’nen Pantoffelhelden …«
    »Darauf kannst du wetten. Sie denkt, dass du dir vor Angst in die Hosen machst und den alten Hutständer nie verlassen wirst!«
    »Wenn alles in trockenen Tüchern ist, kann ich machen, was ich will. Ich hab’s so gedeichselt, dass sie in der neuen Organisation nichts mehr zu melden hat, keine Beteiligung am Umsatz, kein Einfluss in der Geschäftsführung, ich zahl ihr’nen ordentlichen Unterhalt bis ans Ende ihrer Tage, ich überlasse ihr die Wohnung, ihr wird es an nichts fehlen, ich bin ja kein Unmensch …«
    »Ich weiß, Marcel. Du bist ein anständiger Kerl …«
    »Aber wozu das Ganze, wenn Josiane nicht mehr da ist? Jetzt hat doch alles keinen Sinn mehr …«
    Er hob ein weiteres vertrocknetes Blatt auf, drehte es eine Weile zwischen den Fingern und warf es zurück auf den Boden.
    »Ich hab mir dieses Kind so sehr gewünscht. Ich hab mich so darauf gefreut, mit ihr zusammenzuleben! Das war mein kleiner, innerer Motor. Dass wir beide zusammen am Tisch sitzen und in aller Ruhe essen, ganz gemütlich, und der Kleine spielt zwischen unseren Füßen. Mein Leben lang habe ich von einem Kind geträumt, und jetzt dachte ich, es wär endlich so weit …«
    Ginette schob die Hände in die Taschen ihrer Latzhose und atmete tief durch.
    »Also gut, Marcel. Ich hab zwei Neuigkeiten für dich: eine gute und eine schlechte. Welche willst du zuerst hören?«
    »Die schlechte. Eine mehr oder weniger ändert jetzt auch nichts mehr … Was ich in letzter Zeit alles einstecken musste …«
    »Die schlechte Nachricht ist, ich weiß nicht, wo sie ist. Ich hab

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