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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Ganze positiv sehen, im Grunde hat deine Schwester dir einen Gefallen getan … Du hättest das Buch nicht geschrieben, wenn sie dich nicht darum gebeten hätte, und außerdem verdienst du damit bald ein Heidengeld.«
    »So viel ist sicher.«
    »Dank ihr weißt du jetzt, dass du es kannst. Das ist doch gut. Und jetzt tu mir einen Gefallen und vergiss dieses Buch. Vergiss es und geh einfach deinen Weg … Schreib. Schreib für dich selbst! Nimm dein Schicksal endlich selbst in die Hand. Du willst einen Mann und stößt ihn weg, du willst schreiben, aber du traust dich nicht. Verdammt, Jo, gib doch endlich mal Gas, du regst mich auf mit deinem Zögern und deinen ewigen Zweifeln. Und vor allem hör endlich auf, dich hässlich und fett zu finden! Das bist du nicht.«
    »Warum sehe ich mich dann so, kannst du mir das erklären?«
    »Audrey Hepburn war auch davon überzeugt, dass sie hässlich sei, weißt du nicht mehr? Wir alle finden uns hässlich!«
    »Du nicht!«
    »Sagen wir, ich habe von Anfang an mehr Liebe mitbekommen als du. Ich hatte eine Mutter, die mich über alles geliebt hat, auch wenn sie ihre Gefühle nicht offen zeigen durfte. Genau wie mein Vater!«
    »Wie war sie, deine Mutter?«
    Shirley zögerte einen Moment, ehe sie antwortete, und piekste mit einer Gabel Löcher in den ausgerollten Teig.
    »Sie sagte nichts, ließ sich kaum etwas anmerken, aber ich brauchte nur den Raum zu betreten, in dem sie sich gerade aufhielt, und schon leuchtete ihr Gesicht auf, ihre Stirn glättete sich, all ihre Sorgen verflogen. Sie streckte nicht die Arme nach mir aus, sie küsste mich nicht, aber in ihrem Blick lag so viel Liebe, dass ich vor Glück die Augen schloss, wenn sie mich ansah. Ich spürte diese Liebe so intensiv, dass ich manchmal absichtlich in das Zimmer zurückging, nur um noch einmal diese Freude in ihrem Gesicht zu sehen! Sie hat mich ohne ein Wort, ohne eine Geste stark gemacht; sie hat mir ein so unerschütterliches Fundament gegeben, dass ich nicht die gleichen Zweifel habe wie du …«
    »Und dein Vater?«, fragte Joséphine, verwundert darüber, dass Shirley von ihrer Kindheit erzählte, und fest entschlossen, diese Offenheit auszunutzen.
    »Mein Vater auch. Genauso still und diskret wie meine Mutter. Niemals eine Geste in der Öffentlichkeit, kein Kuss, keine Zärtlichkeit. Das durfte er nicht. Aber er war immer da. Beide waren immer für mich da, und ich kann dir versichern, dass es für sie nicht einfach war … Du hast so etwas nicht gekannt; du bist ganz allein aufgewachsen, voller Unsicherheiten und ohne festen Halt. Darum stolperst du auch heute noch manchmal, aber du wirst es schaffen, Jo, du wirst es schaffen!«
    »Glaubst du wirklich? Nach dem, was gestern Nacht mit Luca passiert ist, habe ich keine große Hoffnung mehr …«
    »Das war ein Rückschlag. Aber es ist nicht vorbei. Und wenn nicht mit ihm, dann eben mit einem anderen …«
    Joséphine seufzte und zählte die Apfelscheiben, die Shirley auf dem Teig auslegte.
    »Warum schneidest du sie so dünn?«
    »Weil das besser schmeckt … So werden sie knuspriger.«
    »Wo hast du kochen gelernt?«
    »In der Küche …«
    »Sehr witzig!«
    »Das waren genug Informationen für heute, meine Schöne. Ich habe dir viel verraten … Ist dir klar, dass du allmählich ziemlich gerissen wirst?«
    Shirley schob den Apfelkuchen in den Ofen, schaltete den Küchenwecker ein und schlug Joséphine vor, eine schöne Flasche Wein zu öffnen, um ihr neues Leben zu feiern.
    »Mein neues Leben oder meinen neuesten Misserfolg?«
    »Your new life, stupid!«
    Sie stießen gerade auf Joséphines neue Kühnheit an, als Gary in die Küche kam, gefolgt von Hortense. Er hatte einen Motorradhelm unterm Arm, und seine Haare waren zerstrubbelt. Er küsste seine Mutter auf den Kopf.
    »Sind deine Kuchen fertig, Mummy? Wenn du möchtest, kann ich sie für dich ausliefern. Ein Kumpel hat mir seinen Roller geliehen …«
    »Ich will aber nicht, dass du Roller fährst. Das ist viel zu gefährlich!«, brauste Shirley auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das habe ich dir schon hundertmal gesagt!«
    »Aber ich fahre doch mit und passe auf ihn auf«, sagte Hortense.
    »So weit kommt’s noch! Dann dreht er beim Fahren die ganze Zeit den Kopf nach hinten, und ihr baut einen Unfall. Nein! Das schaffe ich schon allein, oder Jo begleitet mich.«
    Jo nickte. Die beiden Jugendlichen tauschten seufzend einen Blick.
    »Ist noch ein Stück Kuchen übrig? Ich

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