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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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saß in einer Ecke und schaute aus dem Fenster.
    »Es tut mir leid, ich hätte Sie das nicht fragen sollen. Aber wir haben uns so gut verstanden, und da habe ich mich einfach hinreißen lassen …«
    Er schaute sie an, und eine unendliche Zärtlichkeit und Wehmut lag in seinem Blick. Dann zog er sie an sich und legte einen Arm um ihre Taille.
    »Sie sind wunderbar, Joséphine. Sie wissen gar nicht, wie viel Sie mir bedeuten. Bitte, bleiben Sie genau so, wie Sie sind!«
    Die letzten Worte hatte er wie ein Flehen hervorgestoßen. Joséphine war überrascht von der Dringlichkeit in seiner Stimme.
    Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf an, zwang sie, ihm in die Augen zu sehen und fügte hinzu: »Ich bin derjenige, der sich unmöglich benimmt. Es geht mir besser, wenn Sie da sind. In Ihrer Gegenwart werde ich ruhiger, ich rede gern mit Ihnen …«
    Sie ließ den Kopf auf seine Schulter sinken und lehnte sich an ihn. Sie atmete seinen Duft, roch Eisenkraut und Zitrone, Sandelholz und Orange, und sie fragte sich, ob es wohl das Parfüm aus der Werbung war. Die Straßenlaternen zogen am Seitenfenster vorbei; sie wünschte sich, diese Fahrt durch die Nacht würde niemals enden. Lucas Arm um ihre Taille, die nächtliche Stille, das gleichmäßige Wiegen des Autos und die dürren Bäume, die bleich im Scheinwerferlicht aufragten. Ohne noch länger nachzudenken, ließ sie sich fallen, als er sie küsste. Ein langer, sanfter, zärtlicher Kuss, der erst endete, nachdem das Taxi vor ihrem Hotel angehalten hatte.
    Schweigend nahmen sie ihre Schlüssel entgegen, gingen hinauf
in den dritten Stock, wo ihre Zimmer lagen, und als Luca auf der Schwelle ihres Zimmers fragend die Hand ausstreckte, ließ sie ihn ein.
    Sie ließ ihn gewähren, als er die Hände auf ihre Schultern legte und sie erneut küsste.
    Sie ließ ihn gewähren, als er ihren Pullover hochschob, um sie zu liebkosen.
    Sie ließ ihn gewähren …
    Doch als sie kurz davor war, alles um sich herum zu vergessen, schob sich das Bild der jungen Frau aus der Anzeige zwischen sie und Luca. Sie sah ihre schlanke Taille, ihren muskulösen, gebräunten Bauch, ihre zarten, nach hinten gestreckten Arme. Sie biss die Zähne zusammen und zog den Bauch ein, so weit sie konnte, damit er nur ja nicht die Ringe um ihre Taille spürte, ich bin fett, ich bin hässlich, gleich will er mich ausziehen, dann wird er es sehen … Sie stellte sich vor, wie sie nackt vor ihm stand: eine Mutter mit dünnem, kraftlosem Haar, Pickelchen auf dem Rücken, fülliger Taille und einer großen weißen Baumwollunterhose …
    Sie stieß ihn zurück.
    »Nein, nicht, bitte nicht«, sagte sie leise.
    Verwundert richtete er sich auf. Stockte kurz. Entschuldigte sich.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten. Lassen Sie uns das einfach vergessen. Sehen wir uns morgen beim Frühstück?«, fragte er betont ungezwungen.
    Sie nickte schweigend, bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten, und sah ihm nach, als er ging.
     
    »Ich war eine Katastrophe, Shirley! Eine absolute Katastrophe. Er stand so dicht vor mir, er küsste mich, es fühlte sich so gut an, so gut, und was mache ich? Ich habe nur an meine Rettungsringe gedacht, an meine weiße Baumwollunterhose … Er ist gegangen, und ich habe die ganze Nacht geweint … Beim Frühstück am nächsten Morgen haben wir so getan, als sei nichts vorgefallen. Er war sehr höflich, sehr freundlich, hat mir den Korb mit den Croissants gereicht, hat mich gefragt, ob ich gut geschlafen hätte und wann mein Zug geht. Und ich habe aus lauter Wut auf diesen grässlichen Rettungsring kein einziges
Croissant runtergebracht. Von einem solchen Mann habe ich mein Leben lang geträumt, und dann stoße ich ihn einfach weg! Ich bin verrückt, ich muss vollkommen verrückt sein … Es ist vorbei, so etwas wird mir nie wieder passieren. Mein Leben ist vorbei.«
    Shirley ließ sie in Ruhe zu Ende schimpfen, während sie gleichzeitig den hellen, weichen Kuchenteig auf dem Tisch ausrollte.
    »Dein Leben ist nicht vorbei«, entgegnete sie schließlich, »es fängt gerade erst an. Das einzige Problem ist, dass du es nicht weißt. Du hast ein Buch geschrieben, das Furore macht…«
    »Das ist nicht mein Verdienst.«
    »Hast du das Buch geschrieben oder nicht?«
    »Schon, aber …«
    »Du und niemand sonst«, erwiderte Shirley und schwang das Nudelholz drohend in Joséphines Richtung.
    »Ja, aber …«
    »Aber du wusstest nicht, dass du schreiben kannst. Also sollten wir das

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