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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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nicht die leiseste Ahnung. Sie hat mir nichts gesagt, hat nicht angerufen, kein einziges Lebenszeichen …«
    »Aha«, seufzte Marcel enttäuscht. »Ich dachte, du wüsstest es, aber sie hätte dich gebeten, mir nichts zu sagen. Ich hatte sogar vor, dich irgendwann auszuquetschen, weißt du …«
    »Sie hat nicht angerufen … Sie muss wirklich sauer sein. Anscheinend wirft sie uns beide in einen Topf.«
    Er ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und wartete einen Moment ab. Dann richtete er sich mit leerem Blick wieder auf.
    »Und die gute Nachricht?«, fragte er.
    »Die gute Nachricht? Sie ist schwanger. Im dritten Monat. Sie wollte es dir sicher gerade sagen, als ihr euch gestritten habt …«
    Marcels Mund rundete sich zu einem verzückten, überraschten »Oh!«, und seine Augen blickten so unschuldig drein wie die eines Kindes. Er stotterte vor sich hin, schüttelte den Kopf, wiegte sich in den Schultern, sein ganzer Körper begann zu vibrieren, als wäre er selbst schwanger und das Baby tanzte in seinem Bauch. Er packte Ginettes Hand und drückte sie so fest, dass er ihr beinahe die Knochen brach.
    »Sag das noch mal, los, sag das noch mal …«
    »Sie ist schwanger, Marcel. Und völlig aus dem Häuschen vor Glück … Kurz nachdem du nach China geflogen bist, hat sie’s erfahren, und wenn der Hutständer hier nicht mit dem Foto von der Russin reinmarschiert wäre, hätte sie’s dir so laut durchs Telefon posaunt, dass dir das Trommelfell geplatzt wäre …«
    »Sie ist schwanger! Sie ist schwanger! Danke, lieber Gott, danke!«
    Er schaute zum Himmel auf und faltete die Hände so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Dann beugte er sich wieder vor und schüttelte erneut den Kopf, als wollte er all die Erwartungen und Ängste der letzten Monate abwerfen. Er sieht aus wie ein großer Affe, dachte Ginette liebevoll. Plötzlich erstarrte er, sein Blick wurde hart, und er drehte sich zu Ginette um.
    »Will sie es auch behalten?«
    »Sie hat vor Freude Samba getanzt, als sie’s mir erzählt hat. Und in den ersten Tagen ist sie immer über den glatten Streifen neben dem Pflaster gelaufen, um das Baby nicht zu stören! Also, was glaubst du?«
    »Ich werde Papa, mein Gott! Kannst du dir das vorstellen, Ginette …?«
    Er hatte die Arme um sie geschlungen und rubbelte ihren Kopf.
    »Beruhige dich, Marcel, beruhige dich, ich bin nicht scharf auf’ne Glatze!«
    »Aber das ändert doch alles! Ich hab mich hängen lassen, ich hab
nicht mehr trainiert, und meine Vitamine hab ich auch nicht mehr genommen, aber damit fang ich gleich heute wieder an. Wenn sie schwanger ist, kommt sie irgendwann auch zurück … Sie bleibt doch nicht allein mit dem Knirps. Ich hab die ganze Babywäsche im Büro, ich hab die Wiege, den Kinderwagen, die Milchpumpe, das Babyfon, ich hab sogar schon die elektrische Eisenbahn! Das weiß sie, und darum kommt sie auch zurück … Sie wird ihre Freude nicht für sich behalten. Sie ist nicht knickerig! Sie weiß doch, wie viel mir an diesem Würmchen liegt.«
    Ginette betrachtete ihn lächelnd. Marcels Freude rührte sie, trotzdem war sie nicht so fest davon überzeugt, dass Josiane zurückkommen würde. Josiane ist keine Memme. Ein Kind allein großzuziehen macht ihr keine Angst. Sie hat garantiert was von Marcels Kohle zur Seite gelegt, und damit kommt sie eine Weile über die Runden.
    Doch sie behielt ihre Gedanken für sich und stand auf. Ehe sie ins Lager zurückging, ließ sie ihn schwören, dass er Josiane nichts verraten würde, falls sie doch wieder aus ihrem Versteck auftauchen sollte.
    »Halt ja den Mund, Marcel.«
    Marcel zeichnete ein großes Kreuz über seine lächelnden Lippen und verschränkte die Finger.
    »Versprich mir, dass du mir sofort Bescheid sagst, wenn sie anruft.«
    »Spinnst du? Sie ist meine Freundin, ich werd sie ganz bestimmt nicht verpfeifen.«
    »Du brauchst mir ja nicht zu sagen, wo sie ist. Du sagst nur: ›Übrigens, sie hat angerufen, es geht ihr gut, sie hat drei Kilo zugenommen, der Rücken tut ihr weh, sie schiebt sich Kissen ins Kreuz, um sich abzustützen, sie ist ganz verrückt nach glasierten Maronen …‹ Und vergiss nicht, sie zu fragen, ob der Bauch nach vorn zeigt, dann wird’s nämlich ein Junge, oder ob er sich zur Seite beult, dann wird es ein Mädchen … Und sag ihr, dass sie ordentlich essen soll, viel rotes Fleisch ist gut, und sie soll früh schlafen gehen, aber sie soll ja auf dem Rücken liegen, sonst zerquetscht sie es

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