Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
eben etwas völlig Verrücktes! Du bringst dich um …«
Iris schnitt eine Grimasse.
»Du könntest nach Papua-Neuguinea fliegen und dich um leprakranke Kinder kümmern …«
»Vielen Dank auch!«
»Du lässt eine Rose nach dir benennen …«
»Ich weiß nicht mal, wie man die Dinger richtig hält!«
»Oder du zeigst dich in der Öffentlichkeit mit einem jungen Kerl … Denk nur mal an Demi Moore, die dreht seit Jahren keine Filme mehr, aber mit ihrem jungen Lover ist sie weiterhin in aller Munde.«
»Ich kenne keine jungen Männer. Alexandres Freunde sind zu jung … Und außerdem ist da ja noch Philippe!«
»Erklär ihm einfach, das sei Werbung für dein neues Buch! Das wird er schon verstehen. Dein Mann ist doch so verständnisvoll …«
Das Essen kam, und Iris schaute angewidert auf ihren Teller.
»Iss! Du wirst noch magersüchtig.«
»Fürs Fernsehen ist das auch besser! Vor der Kamera wirkt man gleich zehn Kilo schwerer, da kann es nicht schaden, wenn ich etwas magerer bin …«
»Iris, du drehst noch völlig durch … Vergiss das ganze Drumherum.
Setz dich hin und fang wieder an zu schreiben. Wenn du mich fragst, ist das das Beste, was du jetzt tun kannst!«
Sie hat recht, sie hat recht. Ich muss Joséphine überzeugen. Sie will kein zweites Buch schreiben. Sie stellt jedes Mal die Stacheln auf, wenn ich so etwas auch nur andeute. Nächsten Samstag lade ich mich bei ihr zum Mittagessen ein. Ich fahre raus in ihren Vorort und rede mit ihr, und danach gehe ich mit Hortense einkaufen …
»Nein, Iris, fang nicht schon wieder damit an! Ich schreibe kein zweites Buch für dich!«
Sie waren in der Küche. Joséphine bereitete das Abendessen vor. Gary wohnte jetzt bei ihr, und sie hatte das Gefühl, einen Scheunendrescher ernähren zu müssen.
»Warum denn nicht? Das erste Buch hat doch dein ganzes Leben verändert.«
»Ja, das hat es … und du ahnst gar nicht, wie sehr.«
»Also?«
»Also … nein.«
»Wir zwei sind doch ein fantastisches Team. Ich bin jetzt etabliert, ich habe einen Namen, einen Ruf, wir brauchen die Maschinerie nur noch mit Nachschub zu versorgen! Du schreibst, ich verkaufe, du schreibst, ich verkaufe, du schreibst …«
»Hör auf!«, schrie Joséphine und hielt sich die Ohren zu. »Ich bin keine Maschine.«
»Ich verstehe dich nicht. Wir haben das Schwerste hinter uns, wir haben uns einen Platz an der Sonne erkämpft, und jetzt machst du einen Rückzieher …«
»Ich möchte unter meinem eigenen Namen schreiben …«
»Unter deinem eigenen Namen? Aber dann wirst du kein einziges Exemplar verkaufen!«
»Danke für das Kompliment.«
»Das wollte ich damit nicht sagen. Entschuldige … Du wirst sehr, sehr viel weniger Bücher verkaufen. Weißt du, welche Auflage wir mit der Demütigen Königin inzwischen erreicht haben? Die echten Zahlen meine ich, nicht den Schwindel, den sie auf die Werbebeilagen drucken …«
»Keine Ahnung …«
»Hundertfünfzigtausend in drei Monaten! Und es geht immer weiter, Jo. Das willst du wirklich stoppen?«
»Ich kann nicht. Es kommt mir vor, als hätte ich ein Kind zur Welt gebracht, und wenn ich ihm jetzt auf der Straße begegne, erkenne ich es nicht wieder.«
»Da haben wir’s ja! Es passt dir nicht, dass ich mir im Fernsehen die Haare habe abschneiden lassen, dass ich mich in den Zeitungen zur Schau stelle, dass ich idiotische Interviewfragen beantworte … Aber so läuft das nun mal, Jo, das wird von einem erwartet!«
»Mag sein … Aber es gefällt mir trotzdem nicht. Ich würde es gern anders machen.«
»Weißt du, wie viel dir diese kleine Geschichte einbringen wird?«
»Fünfzigtausend Euro …«
»Irrtum! Zehnmal mehr!«
Joséphine schrie vor Schreck auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
»Das ist ja schrecklich! Was soll ich denn mit dem ganzen Geld machen?«
»Was du willst, das ist mir schnurzpiepegal …«
»Und die Steuern? Wer soll die Steuern auf diese Summe bezahlen?«
»Es gibt ein besonderes Gesetz für Schriftsteller. Sie dürfen ihre Einkünfte auf fünf Jahre verteilen. Dann tut es nicht ganz so weh. Wir lassen das über Philippes Steuern laufen, er wird es nicht mal merken!«
»Ich kann ihn doch nicht die Steuern für etwas bezahlen lassen, das ich verdiene!«
»Warum denn nicht? Ich sagte doch, er wird es nicht mal merken.«
»Oh, nein …«, stöhnte Joséphine. »Das ist ja grauenhaft, das bringe ich nicht über mich!«
»Doch, das bringst du über dich, weil wir
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