Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
Königin nicht den Kopf verloren. Sie hatte oft Tränen in den Augen und blickte häufig ins Leere, aber niemand hat etwas davon bemerkt…«
»Ich weiß noch, dass du sehr traurig warst, als du damals aus dem Urlaub zurückkamst …«
»Als die Königin Ende 1967 feststellte, dass sie schwanger war, hat sie beschlossen, mich zu behalten. Sie ist eine sehr eigensinnige, willensstarke Frau. Sie liebte meinen Vater. Sie liebte die sanfte, aufmerksame Gegenwart dieses Mannes, der sie als Frau liebte und als seine Königin respektierte. Sie ist eine ausgezeichnete Reiterin, und du weißt ja, dass Frauen, die häufig reiten, genauso straffe Bauchmuskeln haben wie Tänzerinnen und eine Schwangerschaft gut verbergen können, sodass niemand etwas davon merkt. Drei Wochen vor meiner Geburt hat meine Mutter noch mit General de Gaulle im Elysée-Palast Tee getrunken. Ich habe Fotos von diesem Treffen. Sie trug ein leicht ausgestelltes türkisfarbenes Kleid, und niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass sie kurz vor der Niederkunft stand! Ich wurde im Buckingham Palace geboren, mitten in der Nacht. Mein Vater hatte seine eigene Mutter kommen lassen, um meiner Mutter beizustehen. Meine Großmutter nahm mich noch in der gleichen Nacht mit, und
mein Vater holte mich ein Jahr später zurück in den Palast und erklärte, ich sei seine Tochter und er ziehe mich allein auf … Ich bin in den Küchen und Anrichtekammern aufgewachsen. Ich habe in den endlosen, mit rotem Stoff ausgekleideten Fluren laufen gelernt. Ich war das Maskottchen des Palasts. Dreihundert Bedienstete leben dort das ganze Jahr über, und es gibt sechshundert Zimmer, in denen man herumtoben und sich verstecken kann! Ich war nicht unglücklich. Ich kann es dir ganz offen sagen: Ich wusste immer, dass sie meine Mutter ist, und als Papa es mir an meinem siebten Geburtstag sagte, war ich nicht überrascht. Da er ihr Lord Chamberlain war, brauchte ich keine Audienz, um sie sehen zu dürfen, und ich besuchte sie jeden Morgen in ihrem Zimmer. Wie sie mit mir umging, bewies, dass sie mich über alles liebte. Ich hatte ein Kindermädchen, Miss Barton, das ich sehr gern mochte und dem ich tausend böse Streiche spielte! Ich lebte mit meinem Vater in einer Wohnung im Palast. Ich ging zur Schule und war sehr fleißig. Zusätzlich zum Schulunterricht hatte ich einen Hauslehrer, der mir Französisch und Spanisch beibrachte. Ich war sehr beschäftigt! Erst nach meinem fünfzehnten Geburtstag wurde alles komplizierter. Ich fing an auszugehen, Jungs zu küssen, in Pubs Bier zu trinken. Ich habe sogar herausgefunden, wie ich mich nachts heimlich hinausschleichen konnte … Eines Morgens hat mein Vater mir erklärt, dass er mich nach Schottland schicken würde, um meine Ausbildung in einem sehr vornehmen Internat zu beenden. Dass wir uns nur noch in den Sommerferien sehen würden. Ich habe nicht verstanden, warum er mich fortschickte, und war ihm sehr böse deswegen … Von einem Tag auf den anderen wurde ich zu einer echten Rebellin. Ich schlief mit allen Jungen, die mir über den Weg liefen, nahm Drogen, klaute in Geschäften, kümmerte mich mehr schlecht als recht um die Schule, ich weiß nicht einmal, wie ich es geschafft habe, das Internat überhaupt mit einem Abschluss in der Tasche zu verlassen! Mit einundzwanzig war ich schwanger. Ich habe meinem Vater nichts davon gesagt und Gary im Krankenhaus zur Welt gebracht. Garys Vater war ein unglaublich gut aussehender, unglaublich charmanter Student, der mir, als ich ihm von meiner Schwangerschaft erzählte, eiskalt sagte: ›Das ist dein Problem, meine Liebe!‹ Als Papa in dem Sommer zu mir kam, hatte ich Gary auf dem Arm. Garys Geburt
war ein Schock für mich! Zum ersten Mal in meinem Leben war ich für jemanden verantwortlich. Ich habe Papa gebeten, mich nach London zurückzuholen. Er hat eine kleine Wohnung für mich gefunden. Und ich weiß noch genau, wie ich eines Tages in den Palast ging, um meiner Mutter Gary vorzustellen. Sie war ernst und gerührt zugleich. Ich spürte, dass sie mein Verhalten nicht billigte, und gleichzeitig war sie tief bewegt, mich mit Gary zu sehen. Sie fragte mich, warum ich das getan habe. Ich antwortete, dass ich es nicht ertragen habe, fortgeschickt worden zu sein. Dass die Trennung von ihr zu abrupt gewesen sei. Da kam sie auf die Idee, mich als Bodyguard einzustellen und mich als eine ihrer Angestellten auszugeben …«
»Deswegen habe ich dich im Fernsehen gesehen!«
»Ich habe
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