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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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wandte sich ab. Die Worte ihrer Tante waren ihr peinlich. Sie warf Gary einen Blick zu und bedeutete ihm mit einer Geste, »wollen wir los?« Gary nickte und stand auf.
    »Wir müssen nach Hause. Joséphine wartet auf uns. Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen macht …«
    Sie verabschiedeten sich und gingen hinaus. Draußen vor der Tür fuhr sich Gary mit einer Hand durchs Haar.
    »Mann, war deine Tante heute Abend schräg drauf«, sagte er. »Sie hat die ganze Zeit an mir rumgefummelt.«
    »Sie hat zu viel getrunken! Vergiss es einfach.«
    Hortense legte die Arme um Garys Taille, und er fuhr los. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie Mitleid. Sie konnte dieses Gefühl, das in ihr aufstieg wie eine lauwarme, etwas ekelerregende Welle, nicht so recht zuordnen. Sie hatte sich für Iris geschämt. Iris hatte ihr leidgetan. Sie würde sie nie wieder mit den gleichen Augen sehen. Von nun an würde Iris für sie immer auf dem roten Sofa in der Bar des Hotel Raphaël liegen und Gary an sich ziehen, ihn scherzhaft herumschubsen, ihn küssen oder wie eine Verdurstende ihr Glas leeren. Hortense war traurig: Sie hatte eine gute Fee verloren, eine Komplizin. Sie fühlte sich einsam, und das war ein unangenehmes Gefühl. Unwillkürlich war sie froh darüber, dass ihre Mutter Iris nicht gesehen hatte. Das hätte ihr bestimmt nicht gefallen! Maman hätte so etwas nie getan. Aber sie hat das Buch geschrieben. Ganz allein. Ohne ein Wort zu sagen. Sie redet nicht darüber, sie spielt sich nicht in den Vordergrund, sie stellt sich nicht zur Schau …
    Das hätte ich Iris niemals zugetraut, dachte sie, die Arme um Garys Taille geschlungen. Doch dann traf sie ein Gedanke wie ein Schlag: Hoffentlich hat sie Iris nicht ihre Tantiemen abgetreten! Es sähe ihr zumindest ähnlich. Wie soll ich das herausfinden? Wen könnte ich fragen? Wie soll ich das Geld zurückholen? Die Frage ließ ihr keine Ruhe, bis sie auf eine geniale Idee kam …
     
    Als Henriette Grobz drei Wochen später bei ihrer Kosmetikerin saß und auf ihr wöchentliches Peeling und ihre Massage wartete, nahm
sie ein Heft vom Zeitschriftenstapel im Wartezimmer, weil sie auf dem Titelblatt den Namen ihrer Tochter Iris zu erkennen glaubte. So sehr Henriette Grobz den literarischen Erfolg ihrer Tochter auch genoss und sich daran berauschte, so wenig schätzte sie ihre mediale Dauerpräsenz. Die Leute reden zu viel über dich, Liebes, es ist nicht gut, sich derart zur Schau zu stellen!
    Sie schlug die Zeitschrift auf, blätterte, bis sie auf den Artikel über Iris stieß, setzte ihre Brille auf und begann zu lesen. Der Artikel füllte eine ganze Doppelseite. Die Überschrift lautete: »Die Autorin der Demütigen Königin in den Armen ihres Pagen«, der Untertitel: »Mit sechsundvierzig Jahren schlägt Iris Dupin den Rekord von Demi Moore und zeigt sich öffentlich mit ihrer neuen Liebe, einem siebzehnjährigen Jungen.« Illustriert war der Artikel mit Bildern, auf denen Iris mit einem hübschen Teenager mit dunklen Locken, einem strahlenden Lächeln, dunkelgrünen Augen und leicht gebräunter Haut zu sehen war. Was für ein schöner Junge, dachte Henriette Grobz. Mehrere Fotos zeigten Iris, wie sie den Arm um seine Taille legte, ihn umarmte, den Kopf an seinen Oberkörper lehnte oder mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken warf.
    Henriette schlug das Heft zu und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie sah sich um, ob jemand ihre Verwirrung bemerkt hatte, und eilte hinaus. Ihr Fahrer war nicht da. Sie rief ihn auf seinem Handy an und befahl ihm, sie unverzüglich abzuholen. Sie hatte ihr Handy gerade zugeklappt und zurück in die Handtasche gesteckt, als ihr Blick auf das Schaufenster eines Zeitungskiosks fiel: Die gesamte Auslage war voll von ihrer Tochter, die sich in den Armen dieses jungen Adonis rekelte!
    Ihr schwanden die Sinne, und sie warf sich auf den Rücksitz des Wagens, ohne abzuwarten, dass Gilles ihr die Tür öffnete.
    »Haben Sie Ihre Tochter gesehen, Madame?«, fragte Gilles mit einem breiten Grinsen. »Sie ist überall. Sie müssen stolz auf sie sein!«
    »Kein Wort darüber, Gilles, oder ich werde noch ohnmächtig! Wenn wir angekommen sind, gehen Sie gleich los und kaufen alle Exemplare dieses Schmierblatts in den Zeitungsläden der Umgebung auf. Ich will nicht, dass sich das im Viertel herumspricht.«
    »Das wird nicht viel nützen, Madame … Sie wissen doch, solches Gerede verbreitet sich schnell!«
    »Halten Sie den Mund und tun

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