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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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fahren sollte. Um diese Uhrzeit stauten sich die Autos in der Avenue du Général de Gaulle, aber es gab keinen anderen Weg über die Brücke von Courbevoie. Hinter der Brücke würde der Verkehr dann wieder fließen. Wenigstens hoffte sie das.
    »Ich schlage vor, wir erwähnen heute Abend nicht, dass Papa ausgezogen ist«, sagte sie zu ihren Töchtern.
    »Zu spät«, entgegnete Hortense, »ich habe es schon Henriette erzählt.«
    Die Mädchen nannten ihre Großmutter beim Vornamen. Henriette Grobz verwahrte sich strikt dagegen, als »Oma« oder »Großmutter« angesprochen zu werden. Sie fand so etwas gewöhnlich.
    »O mein Gott, warum das denn?«
    »Ach, komm schon, Maman, denk doch mal logisch: Wenn uns jemand helfen kann, dann sie.«
    Sie meint Chef. Chefs Geld, dachte Joséphine. Zwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters hatte ihre Mutter erneut geheiratet. Einen sehr reichen und sehr gütigen Mann. Chef hatte sie großgezogen, Chef hatte die teuren Privatschulen bezahlt, Chef hatte es ihnen ermöglicht, in Skiurlaub zu fahren, Boote zu mieten, zu reiten, Tennis zu spielen, ins Ausland zu reisen, Chef hatte Iris’ Studium finanziert, Chef bezahlte die Miete für das Chalet in Megève, die Yacht auf den Bahamas und die Wohnung in Paris. Chef, der zweite Mann ihrer Mutter. Am Tag ihrer Hochzeit hatte Chef ein apfelgrünes Lurexjackett und eine Lederkrawatte mit Schottenmuster getragen. Henriette wäre fast in Ohnmacht gefallen! Bei der Erinnerung daran unterdrückte Joséphine ein leises Lachen, doch sofort wurde sie durch ein herrisches Hupen zur Ordnung gerufen, weil die Ampel auf Grün umgesprungen und sie nicht gleich losgefahren war.
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Dass es sie nicht überrascht. Es sei ja schon ein Wunder gewesen, dass du überhaupt einen Mann abgekriegt hast. Wenn du ihn auch noch behalten hättest, wäre das mehr als ein Wunder gewesen.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Wortwörtlich … Und sie hat nicht unrecht. Bei Papa hast du dich
echt total dämlich angestellt! Ehrlich, dass er einfach durchbrennt, und das auch noch mit dieser …«
    »Hortense, das reicht! Ich will dich nicht so reden hören. Du hast ihr doch hoffentlich keine Einzelheiten erzählt?«
    In dem Moment, als sie die Worte aussprach, fragte sich Joséphine, warum sie sich überhaupt so demütigte. Natürlich hatte sie es ihr erzählt! Ohne auch nur ein Detail auszulassen: Mylènes Alter, Mylènes Kleidergröße, Mylènes Frisur, Mylènes Beruf, Mylènes rosa Bluse, ihr aufgesetztes Lächeln, mit dem sie versuchte, ein höheres Trinkgeld herauszuschlagen … Sie hatte sicher noch übertrieben, um Henriettes Mitleid zu erregen. Das arme, kleine, verlassene Mädchen.
    »Sie werden es doch sowieso erfahren, also können wir es auch gleich erzählen … Dann stehen wir nicht ganz so blöd da.«
    »Du meinst wirklich, Papa kommt nicht mehr zurück?«, fragte Zoé.
    »Das hat er mir gestern am Telefon gesagt …«
    »Das hat er wirklich gesagt?«, fragte Joséphine.
    Wieder verfluchte sie sich selbst. Sie war in Hortenses Falle getappt.
    »Ich glaube, er hat mit dem Thema endgültig abgeschlossen … So habe ich ihn zumindest verstanden. Er hat gesagt, dass er ein neues Projekt sucht, das die andere dann finanziert.«
    »Hat sie denn Geld?«
    »Etwas Erspartes von ihrer Familie, das würde sie ihm geben. Anscheinend ist sie verrückt nach ihm! Er hat gesagt, dass sie ihm bis ans Ende der Welt folgen würde … Er sucht einen Job im Ausland, er sagt, in Frankreich habe er keine Zukunft mehr, dieses Land sei am Ende, er brauche Freiraum für einen Neustart. Er hat auch schon eine Idee. Er hat mir davon erzählt, und ich finde das hochinteressant! Wir müssen unbedingt noch mal genauer darüber reden …«
    Joséphine war wie vor den Kopf geschlagen: Antoine vertraute seine Zukunftspläne lieber seiner Tochter an als ihr. Betrachtete er sie von jetzt an als Gegnerin? Sie zog es vor, sich auf die Route zu konzentrieren. Soll ich durch den Bois de Boulogne fahren oder lieber an der Porte Maillot auf den Boulevard Périphérique? Welche Strecke hätte Antoine genommen? Wenn er hinterm Steuer saß, habe ich nie auf den Weg geachtet, ich habe mich ihm anvertraut, ließ ihn fahren und
träumte von meinen Rittern, meinen Damen, meinen Burgen, von den jungen Bräuten, die in ihrer geschlossenen Sänfte über holprige Straßen zu einem unbekannten Mann reisten, der sich bald nackt neben sie legen würde. Sie erschauerte, schüttelte den

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