Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
Finger Knöchel, Waden und Füße, pressten, kniffen, drückten und ließen anschließend wieder locker. Iris entspannte sich und erzählte ihr von ihrem Tag, von ihren Freundinnen, von einem Gemälde, das sie in einer Galerie gesehen hatte, einer Bluse, deren Kragen ihr gefallen hatte – »kein normaler Stehkragen, verstehst du, Carmen, er hat keine umgebogenen Ecken, sondern gerade und fällt an den Seiten herunter, als wäre er mit zwei unsichtbaren Fischbeinstäbchen verstärkt …«  –, von einer Schokoladenmakrone, an der sie ganz vorsichtig geknabbert hatte – »so esse ich sie ja nicht richtig und nehme nicht zu!«  –, von einem Satz, den sie auf der Straße aufgeschnappt hatte oder von einer alten Bettlerin auf dem Bürgersteig, die ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte, dass sie ihr gesamtes Kleingeld in die alte, pergamentartige Hand geschüttet hatte. »Oh, Carmen, ich hatte solche Angst, eines Tages so zu enden wie sie. Ich habe doch nichts. Alles gehört Philippe. Was besitze ich denn schon selbst?« Und Carmen, die gerade Iris’ Zehen in Augenschein nahm oder die weiche Sohle ihrer langen schmalen Füße mit dem hohen Spann glättete, seufzte. »Sie werden niemals enden wie diese alte, runzlige Frau, meine Schöne. Nicht solange ich lebe! Ich werde putzen gehen, ich werde ganze Berge versetzen, aber Sie werden niemals allein sein!«
    »Sag das noch einmal, Carmencita, sag das noch einmal!«
    Und sie entspannte sich, schloss die Augen und döste auf dem zusammengerollten Handtuch, das Carmen ihr fürsorglich in den Nacken geschoben hatte, vor sich hin.
    Heute Abend hatte es keine Badezeremonie gegeben.
    Heute Abend hatte Iris nur schnell geduscht.
    Für Carmen war es eine Frage der Ehre, dass jede Mahlzeit perfekt war. Vor allem wenn Henriette Grobz zum Essen kam.
    »Ach, diese Frau…«, seufzte Carmen, während sie sie durch die einen Spaltbreit offene Tür der Anrichtekammer beobachtete, »was für eine grässliche alte Schreckschraube!«
    Henriette Grobz saß aufrecht und starr wie eine steinerne Statue am Kopfende des Tischs, die Haare zu einem mit Lack fixierten Knoten nach hinten gezogen, dem nicht eine Strähne entkommen war. Selbst die Heiligen in der Kirche sind lockerer als die, dachte Carmen. Henriette trug ein Kostüm aus leichtem Stoff, an dem jede einzelne Falte gestärkt war. Rechts und links von ihr saßen Hortense und die kleine Zoé. Wenn sie mit ihnen sprach, beugte sie sich vor wie eine alte Grundschullehrerin. Zoés Wangen waren verschmiert. Ihre Lider waren geschwollen und ihre Wimpern verklebt. Sie musste unterwegs geweint haben. Joséphine stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Nur Hortense plauderte ununterbrochen, brachte ihre Tante und ihre Großmutter zum Lächeln und machte dem wohlig schnurrenden Chef Komplimente.
    »Ich schwöre, du hast abgenommen, Chef. Als du vorhin ins Zimmer gekommen bist, habe ich gleich gedacht, sieht der heute aber gut aus! Viel jünger als sonst! Oder hast du was machen lassen … Vielleicht ein kleines Lifting?«
    Chef lachte laut und rieb sich vergnügt die Glatze.
    »Und für wen hätte ich das wohl tun sollen, meine Schöne?«
    »Hmm, ich weiß nicht … Für mich, zum Beispiel. Ich fände es schade, wenn du irgendwann ganz alt und faltig wärst … Mein Opa soll so stark und braun gebrannt sein wie Tarzan.«
    Das Mädel weiß, was Männer hören wollen, dachte Carmen. Der alte Grobz strahlt vor Stolz bis über beide Ohren. Sogar seine Glatze wird vor Freude ganz kraus. Er wird ihr wie üblich einen hübschen Schein zustecken, wenn er geht. Jedes Mal drückt er ihr einen zusammengerollten Schein in die Hand, ohne dass jemand etwas davon bemerkt.
    Gut gelaunt hatte sich Marcel Philippe Dupin zugewandt und unterhielt sich mit ihm über die Lage an der Börse. Aufschwung oder fallende Kurse in den nächsten Monaten? Verkaufen oder doch investieren? Aber in was? Aktien oder Devisen? Wie ist die Stimmung in Wirtschaftskreisen? Ohne wirklich auf seine Worte zu achten, hörte Philippe Dupin seinem Schwiegervater zu, der Carmen an diesem Abend in Hochform zu sein schien. Munter wie ein Fisch im Wasser, die Kleine hat recht, er blüht zusehends auf, die alte Grobz sollte sich lieber in Acht nehmen!
    Die Aushilfe riss Carmen aus ihrer Beobachtung der Gäste und wollte wissen, ob sie den Kaffee im Salon oder am Tisch servieren solle.
    »Im Salon, meine Kleine … Ich kümmere mich darum, räumen Sie den Tisch ab. Und stellen Sie

Weitere Kostenlose Bücher