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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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auffordern würde! Als sie an der wunderschönen jungen Frau am Eingang vorbeikam, schenkte sie ihr ein strahlendes Siegerlächeln. Glücklich! Ich bin so glücklich. Wenn sie wüsste, was gerade passiert ist. Auch sie würde mich mit ganz anderen Augen sehen.
    Da öffnete sich plötzlich ihr Bademantel, und die junge Frau betrachtete sie freundlich und gerührt.
    »Ach, das ist mir vorhin ja gar nicht aufgefallen …«
    »Was ist Ihnen nicht aufgefallen?«
    »Dass Sie guter Hoffnung sind. Sie glauben gar nicht, wie sehr ich Sie beneide! Mein Mann und ich versuchen schon seit drei Jahren, ein Kind zu bekommen, aber …«
    Joséphine starrte sie fassungslos an. Dann schaute sie an sich herunter, sah ihren Bauch und errötete. Sie wagte nicht, die reizende junge Frau, die sie so liebenswürdig betrachtete, über ihren Irrtum aufzuklären, doch als sie weiterging, hatte sie mit einem Mal das Gefühl, als hingen schwere Eisenkugeln an ihren Füßen.
    Rollo und Wilhelm der Eroberer schritten an ihr vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Arlette, die Wäscherin, lachte ihr schallend ins Gesicht und ließ das Wasser an ihrem Waschplatz aufspritzen …
    In der Kabine nebenan dachte Zoé darüber nach, was Alexandre ihr erzählt hatte.
    Iris und Philippe durften sich nicht scheiden lassen! Das war doch die einzige Familie, die sie noch hatte: ein Onkel und eine Tante. Die Familie ihres Vaters hatte sie nie kennengelernt. Ich habe keine Familie, flüsterte ihr Vater oft, während er an ihrem Nacken knabberte, meine einzige Familie seid ihr! Seit einem halben Jahr hatte sie Henriette
nicht mehr gesehen. Deine Mutter und sie hatten eine kleine Auseinandersetzung, hatte Iris erklärt, als sie sie nach dem Grund dafür gefragt hatte. Außerdem vermisste sie Chef; sie saß gern auf seinem Schoß und lauschte seinen Geschichten von früher, als er noch ein armer, kleiner Junge in den Straßen von Paris gewesen war und für ein paar Münzen Kamine fegte oder zerbrochene Fensterscheiben zurechtschnitt.
    Sie brauchte eine geniale Idee, damit Iris und Philippe zusammenblieben; sie würde mit Max Barthillet darüber reden. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Max Barthillet! Sie beide waren ein tolles Team! Er brachte ihr so viele Sachen bei. Dank ihm war sie kein Angsthase mehr. Sie hörte die ungeduldige, gehetzte Stimme ihrer Mutter, die nach ihr rief, und antwortete: »Ja, Maman, ich komme, ich komme …«
     
    Ein lauter Schrei riss Antoine Cortès aus dem Schlaf. Mylène klammerte sich an ihn und deutete zitternd auf den Fußboden.
    »Antoine! Sieh nur, da! Da!«
    Sie presste sich an ihn, die Lippen verzerrt und die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    »Antoine, aaah! Antoine, tu doch was!«
    Antoine bemühte sich krampfhaft, wach zu werden. Obwohl er seit über drei Monaten im Croco Park lebte, suchte er morgens im Halbschlaf nach dem Läuten des Weckers immer noch nach den Vorhängen seines Schlafzimmers in Courbevoie und wunderte sich, Mylène zu sehen und nicht Joséphine in ihrem mit blauen Vergissmeinnicht bedruckten Nachthemd, wunderte sich, nicht die Mädchen zu hören, die aufs Bett hüpften und laut »Aufstehen, Papa, aufstehen!« riefen. Jeden Morgen musste er sich aufs Neue in Erinnerung rufen, wo er war. Ich bin im Croco Park, an der kenianischen Ostküste, zwischen Malindi und Mombasa, und ich züchte Krokodile für eine große chinesische Firma! Ich habe meine Frau und meine beiden kleinen Töchter verlassen. Er musste sich diese Worte mehrmals vorsagen. Ich habe meine Frau und meine beiden kleinen Töchter verlassen. Früher … Früher war er nach seinen Reisen immer wieder zurückgekehrt. Seine Abwesenheiten waren wie kurze Urlaube gewesen. Aber
jetzt, sagte sich Antoine immer wieder, jetzt züchte ich Krokodile, und ich werde reich, reich, reich. Ich werde den Umsatz verdoppeln und damit gleichzeitig auch meine eigene Investition. Man wird mir neue Herausforderungen anbieten, und ich werde mit einer dicken Zigarre zwischen den Zähnen diejenige davon auswählen, die mich noch reicher machen wird! Und danach gehe ich zurück nach Frankreich. Ich werde Joséphine hundertfach zurückzahlen, was ich ihr schuldig bin, ich werde die Mädchen anziehen wie kleine russische Prinzessinnen, ich werde jeder von ihnen eine schöne Wohnung kaufen, und – komme, was wolle! – wir werden eine glückliche, wohlhabende Familie sein.
    Wenn ich erst einmal reich bin …
    An diesem Morgen kam er nicht

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