Die gelehrige Schuelerin
haben wollte. Die letzten vier Tage waren schon ziemlich starker Tobak gewesen. Und Clara war schließlich ihre beste Freundin aus der Kindheit.
Aber warum gerade Freitag Nacht? Ich sah mir eine Reihe Shows im Fernsehen an und versuchte, so viel Mädchen in Bikinis wie möglich zu entdecken, aber es waren keine da. Der Gedanke an Masturbation geisterte wieder in meinem Kopf herum. Ich dachte an all die anderen, die diese Nacht mit einer Liebhaberin verbringen durften. Außerdem war ich besorgt, ob nicht die letzten zwei Nächte, in denen Annie die Macht gehabt hatte, vielleicht etwas in ihrer Einstellung zu unserer Beziehung oder überhaupt zu mir verändert hätten. Am Samstag rief Annie mich an und sagte, dass sie mit mir auf einem ganz verlassenen Teich irgendwo in den Bergen Schlittschuh laufen wollte. Sie kannte den Teich, und die Fahrt würde nur eine Stunde dauern. Während der letzten Wochen war der sonst milde Oregonwinter hart gewesen, und es hatte viel Schnee gegeben. Ich fuhr in ein Sportgeschäft und lieh mir ein Paar Schlittschuhe aus. Es waren alte, ausgefahrene Lederstiefel mit Kufen, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden waren. Meinem Plan gemäß fuhr ich aus der Stadt hinaus. Annie wollte auf der Landstraße gehen und so tun, als würde sie hitchhiken, obwohl sie natürlich erst den Daumen raushalten würde, wenn sie meinen Wagen sähe.
Bald schon sah ich sie, den Daumen auf die Straße streckend, in aufgekrempelten Jeans, schweren Lederstiefeln, ihrer üblichen Lederjacke und eine gestrickte Pudelmütze auf dem Kopf. Auch ihre Schlittschuhe waren zusammengeknotet und hingen lässig über ihre Schulter. Ich hielt an, und sie stieg ein. Ihre Wangen waren vor Kälte gerötet. Ihre Augen strahlten Vitalität und Lebenslust aus. Die Samstagnachmittagswinterspaßstimmung schien sie zu umflirren. Ich liebte das.
»Hab dich vermisst, Annie. Sehr.«
»Hab dich auch vermisst.«
Ich hatte nichts gegen das Getrenntsein. Kein Problem. Sie liebte mich. Das konnte ich spüren.
»Für mich war’s langweilig«, sagte ich, »Hab ferngesehen. Konnte nicht schlafen. Dann habe ich Arbeiten zensiert. So was habe ich noch nie Freitagabends gemacht.«
»Ich würde dir ja auch zu gern erzählen, dass es mich gelangweilt hätte, aber gestern Abend war einfach toll.«
Ich sagte mir, dass es kindisch gewesen wäre, enttäuscht zu sein, weil sie einen schönen Abend gehabt hatte. »Was hast du gemacht?«
»Clara ist in der letzten Zeit häufig mit dieser neuen Gruppe von vielleicht fünf, sechs Jungen und Mädchen zusammen gewesen. Gehen alle auf die Highschool. Ich habe mich ja auch nicht viel um sie gekümmert in der letzten Zeit. Gestern bin ich mit ihnen ausgegangen. Nur Highschoolzeug. Für dich wär’s stinklangweilig gewesen. Dämlich.«
»Überhaupt nicht.«
»Wir sind nur in der Gegend herumgefahren und haben eine Flasche Rotwein rumgehen lassen. Kennst das ja. Es war lustig.«
Vermutlich brauchte sie so etwas noch. »Habt ihr einen schönen Mondscheinflecken zum Parken gefunden?«
»Eifersüchtig?«
Nein, ich war nicht eifersüchtig. Annie und ich hatten zu viel gemeinsam erlebt, und das war etwas so Besonderes, dass es nicht von einigen Highschooljungen auf der Pirsch gestört werden konnte.
Weit hinter Dillistown bat Annie mich, an den Rand zu fahren, damit wir die Plätze tauschen könnten. Sie wollte fahren. »Ich möchte mich daran gewöhnen, eine Gangschaltung zu bedienen«, sagte sie.
Auf dem Beifahrersitz stemmte ich die Hände in Erwartung eines ruckweisen Starts fest gegen das Armaturenbrett. Der Start verlief überraschend glatt.
Ich lehnte mich in den Sitz zurück und fühlte mich ruhig und sicher, während sie fuhr. Im Vergleich zu den Bergen, in denen wir Skilaufen gewesen waren, waren dies hier kleine Hügel. Ich berichtete ihr von meinem Schockerlebnis im Büro des Direktors. Annie lachte und sagte: »Weißt du, Arnie, manchmal bist du wirklich paranoid.«
Ich war sprachlos. Sie hatte Recht. Aber ich hatte es sie noch nie zuvor sagen hören.
Der Teich war von Bäumen umgeben. Weit und breit kein Haus in Sicht. Fahles Sonnenlicht fiel durch die Zweige. Man konnte kilometerweite Schneefelder sehen, die von keinem Fuß berührt worden waren.
»Wie kommt man mit diesen Dingern zurecht?«, fragte ich, ungeduldig mit meinen Schnürsenkeln hantierend.
Annie hatte schon beide Schuhe fertig angezogen. »Du musst sie durch die Haken nach oben binden. Was übrig bleibt, wird um den
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