Die gelehrige Schuelerin
verlieren. Und dann wiederum habe ich es dir übel genommen. Ich war mir nicht sicher, was ich eigentlich wollte. Ich hätte dich nicht schlagen dürfen.«
»Hast du jetzt das Gefühl, dass das Dominieren dir nach alledem zu viel werden würde?«
»Ich bin mir nicht sicher. Etwas daran hat mir schon gefallen. Das Tanzen zum Beispiel. Ich hatte mich noch nie so wohl mit mir selbst gefühlt. Ich war diejenige, die zuerst einmal bestimmte, was getan wurde und was sich zu verändern hatte. Ich dachte, es wäre mal ein Spaß… Ich weiß, dass ich von nun an nur Dinge tun werde, die ich selber will.«
»Ich würde von dir gar nichts anderes wollen. Es hat mich einfach übermannt. Ich habe dir meine Lust aufgezwungen. Du hattest da etwas in mir entfesselt, und ich habe mich dem überlassen, weil ich dir vertraute und ich dich so sehr liebe. Es war so aufregend für mich, die ganze Verantwortung aus den Händen legen zu dürfen. So was Ähnliches war’s wohl. Verantwortung auch für mich selbst. Aber ich habe es auf eine Art gemacht, dass dir dabei kaum eine Chance geblieben ist.«
»Verdammt kompliziert, dieses Leben«, sagte Annie lächelnd.
Ich sah ihr in die Augen. Dann berührte ich ihre Hand und spürte dabei wieder die Kraft, die wir beide zusammen bildeten. »Annie, du hast mich von meiner schlechtesten Seite kennen gelernt, und du bist trotzdem noch hier. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Wir wollen uns gegenseitig versprechen, nie wieder so gemein zueinander zu sein, ja? Auch nicht, wenn es zu Ende ist. Dann lass es uns einfach sagen. Keine Kämpfe. Keine stummen Vorwürfe. Wir wollen uns nicht gegenseitig Stück für Stück auseinander nehmen … Lass uns niemals die Erinnerung an das, was wir hatten, durch den Schmutz ziehen.«
»Ich will nicht, dass es aufhört. Du bist das Beste, was ich in meinem Leben gehabt habe, und ich will dich nicht verlieren. Du hast mir so viel beigebracht. Wenn es nur um mich gegangen wäre, dann hätte ich die Dinge auch laufen lassen, wie sie waren. Ich kann es einfach nicht ertragen, ohne deine Kraft zu leben. Ja, in den letzten zwei Wochen habe ich dich auf eine ganz andere Art gesehen. Ich habe mir sogar vorzustellen versucht, wie es ohne dich wäre. Sagte mir, dass ich dich nicht bräuchte. Aber das stimmt nicht. Ich brauche dich. Ich war so einsam. Trotz Clara und meiner Mutter. Ich brauche noch jemand anderes.«
Wir umarmten uns. »Du bist gut«, sagte sie. »Ich wusste es. Ich weiß es.«
Vielleicht war ich doch nicht so ein Schwein. Ein Schwein, das von einem anderen Schwein an der Leine geführt wurde.
Wir umarmten uns nochmal.
Ich lehnte mich etwas zurück und fragte: »Habe ich, eh, besteht die Möglichkeit, dass ich dich gestern Nacht, als ich kurz mal aufgestanden bin, dass ich dich da geweckt habe?«
»Nein, wieso?«
Ich nahm sie fest in meine Arme.
»Lass uns einen Dauerlauf machen«, schlug Annie vor, als ich es mir gerade auf dem Sofa bequem machen wollte. Es lief ein
Abbot und Costello-
Film.
»Im Regen?«
Sie runzelte die Stirn. »Oh, Arnie. Es regnet doch nicht richtig. Komm mit, das wird ein Spaß.«
Ich dachte wieder an das Schlittschuhlaufen. Im Laufen war ich sehr gut, na ja, einigermaßen. In der Schule wäre ich fast im Leichtathletikteam aufgenommen worden. Sie konnte mir also nicht noch mal eine Laien-Experten-Lehrstunde aufdrängen.
»Okay«, sagte ich. »Wenn du darauf bestehst. Aber ich warne dich. Ich war mal als Lester, der Blitz, bekannt.«
»Hatte das was mit deinen Leistungen im Bett zu tun?« Ich musste lächeln. Es war sogar schwieriger geworden, sie im Necken zu schlagen.
Annie wartete, während ich mich umzog. Sie wollte in ihrer üblichen Armeehose und den Sportschuhen laufen. Ich zog meine Tennissocken bis zu den Waden hinauf, stieg in meine Turnhose aus Nylon, zog die Trainingshose darüber, um die Muskeln warm zu halten, band meine noch nicht sehr abgenutzten Joggingschuhe fest zu und wählte dann das passende Sweetshirt mit der Aufschrift
Marathonläufer machen es länger,
ja, scheute mich nicht, auch noch ein in der Farbe darauf abgestimmtes Stirnband über den Kopf zu ziehen.
»Es handelt sich nicht um die Olympischen Spiele«, bemerkte Annie lachend.
»Wenn ich unterrichte, brauche ich mein Sportjackett. Wenn ich laufen will, brauche ich einen Trainingsanzug. Ich mache alles besser, wenn ich mich ganz in die Rolle hineinversetze.«
»Himmel, die Dinge werden kompliziert, wenn man alt wird.«
Dies Gespött war
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