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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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sich so verschlossen gab und mir nicht einmal die Chance einräumte, mich zu entschuldigen? War es der gescheiterte Versuch mit dem analen Sex? Oder beides? Ich hatte keine Lust, darüber nachzugrübeln.
    So machte ich mir auch eine Schüssel mit Cornflakes zurecht und setzte mich zu ihr an den kleinen Küchentisch. Zwischen uns türmte sich eine gigantische, gelbe
Cheerios
schachtel auf. Alles, was ich sehen durfte, war das vorn abgedruckte Bild mit den Erdbeeren.
    Die Stille war bösartig.
    Die Energie, die wir dazu benutzten, nicht an den anderen zu denken, die Energie, die wir aufbrachten um klar zu stellen, was für ein Schwein der andere war, schlug auf uns nieder wie die heftige Hitzewelle eines Hochofens.
    Schließlich.
    »Weißt du, dass du im Schlaf mit den Zähnen knirschst?«, fragte sie schnippisch.
    »Das hält sie glatt«, antwortete ich böse.
    Wir schlürften unser Frühstück weiter.
    »Ich dachte, du hättest mir auf dem Weg zum Skifahren gesagt, dass wir immer zusammen aufwachen wollten«, begann ich vorwurfsvoll.
    »Oh, heute hat es mir gefallen, lange vor dir wach zu sein«, war die Antwort.
    Dann kalte Höflichkeit, die sich mit kurzen, verächtlich ausgetauschten Blicken paarte.
    »Hättest du Lust auf etwas mehr Toast,
Arnold
?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Nein danke. Sehr freundlich von dir, danach zu fragen.«
    »Hättest du etwas dagegen, wenn ich mir von deinem Brot einen Teil nähme?«
    »Nein, um Himmels willen, bedien dich doch.«
    Ihre Lippen waren fest zusammengepresst, ihre Augen konzentrierten sich scharf auf etwas in weiter Ferne, die Haut über ihren Wangenknochen war gespannt, so weit es überhaupt ging. Ich sah vermutlich genauso aus. Dann machte ich mir selbst einen Toast.
    Sie räumte den Tisch ab, wobei sie mir den Teller wegnahm, bevor ich fertig war.
    »Ich werde abwaschen«, sagte ich.
    »Nein, das ist schon in Ordnung so.«
    »Mein Geschirr werde ich aber selbst abspülen.«
    »Bitte! Bitte! Ich war zuerst wach. Erlaube mir also bitte, das Geschirr abzuspülen.«
    Ich ging als Erster unter die Dusche. Allein.
    Ich dampfte, das Wasser dampfte.
    So war es also klar, sie hatte mich gestern Nacht gesehen. Sie hatte zwar schon gewusst, dass ich so etwas tat, aber nun hatte sie mich dabei erwischt. Es war falsch von mir gewesen, aber ich hatte nun mal einen schwachen Augenblick gehabt. Und schließlich hatte ich ja versucht, mich zu entschuldigen. Hatte ich mich sogar schon in der Nacht entschuldigt? Ich hatte es besprechen wollen, aber sie hatte mich nicht gelassen.
    Und trotzdem war ich ein verdammter Idiot. Und dennoch braucht es zwei, um Spiele zu spielen.
    Ich musste es lernen, diese Situation ohne feindschaftliche Gedanken zu betrachten.
    Als ich aus dem Bad ins Schlafzimmer trat, wurde ich von einem riesigen Schild begrüßt, das aus Notizblättern zusammengeklebt war und nun von der Decke hing. Darauf stand in großen, schwarzen Druckbuchstaben:
    ARNIE LESTER IST EIN ARSCHLOCH!!!!
    Ich lachte laut, herausplatzend – weil das Schild so liebevoll sorgfältig zusammengeschustert worden war, weil sie vier Ausrufungszeichen dahinter gesetzt hatte … und weil sie Recht hatte. (Sind wir nicht alle mal Arschlöcher?!)
    Ich hörte sie auch lachen, aus dem Wohnzimmer. Wir trafen uns im Flur, umarmten uns stürmisch.
    »Du hast so Recht, Annie. Ich bin ein Arschloch.«
    Sie lächelte. »Wir sind beide eins.«
    »Es tut mir Leid, dass ich mich nach dem Konzert wie ein Lackaffe benommen habe. Es tut mir Leid, dass ich versucht habe, dich von hinten zu nehmen. Es tut mir Leid, dass ich es während der letzten zwei Wochen zugelassen habe, dass sich zwischen uns so eine Distanz bilden konnte, dass ich nicht angerufen oder irgendetwas anderes unternommen habe, um die Sache mit dir wieder ins Reine zu bringen.«
    »Es tut mir Leid, dass ich so wütend reagiert habe, als du mich nach oben ziehen wolltest. Es tut mir Leid, dass ich so gemein zu dir war, nachdem du versucht hast, in mich einzudringen. Ich hätte deine Entschuldigung annehmen sollen. Ich hätte verstehen sollen, dass du nicht vorgehabt hast, mir damit wehzutun. Es tut mir Leid, dass ich in der Schule immer so schnodderig und gleichgültig zu dir war. Und dass ich dich nicht angerufen habe. Schließlich ist es für mich wesentlich einfacher, anzurufen, als für dich. Wir haben uns beide ganz seltsam zueinander verhalten.«
    »Das ist wohl das
Fucking-Up-
Syndrom.« Annie saß auf der Couch und hörte mir wieder so

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