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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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Erfahrungen mit Freundinnen hatte, wenig Mädchen gekannt hatte. Ich war unsicher, ob bei ihr nicht der Eindruck entstanden war, dass ich in der Hinsicht angegeben hatte. Ab jetzt wollte ich ihr nichts mehr vormachen. Ich wollte ihr sagen, wie viel sie mir bedeutete. Durch sie hatte ich erfahren, dass Erwachsensein auch damit zu tun hat, Verantwortung in einer ernsthaften Beziehung zu übernehmen. Ich brauchte so sehr eine Frau, die mich kannte und das Leben mit mir teilte. Ich wollte sie alle meine Ängste, Spannungen, Gedanken, Probleme, Zweifel wissen lassen – um die Last mit ihr zu teilen, ihren Rat einzuholen, um jemanden zu haben, der ganz einfach darum wusste.
    Ja, das hätte ich mit ihr gemacht, ich hätte ihr wirklich alles gesagt.
    Wenn sie gekommen wäre.
    Um sieben Uhr hielt ich durch das Fenster nach ihr Ausschau. Ich horchte nach ihren Fußtritten auf den Treppenstufen. Dann durchschritt ich meine Wohnung, fragte mich, was wohl los sei, und schaute noch einmal durchs Fenster. Meine fröhliche Erwartung war in Ungeduld umgeschlagen, und als es immer später wurde, wuchs diese Ungeduld sich zu Furcht aus. Wo blieb sie? Ich hatte viel zu viel Schiss, bei ihr anzurufen. Warum gerade heute Nacht?
    Wenn ich mich setzte, hüpfte mein rechtes Knie vor Nervosität auf und ab. Wenn ich ging, wurde mir von dem ständigen Herumkreisen im Zimmer auf die Dauer schwindelig. Meine Spannung stieg. Alle Muskeln verkrampften sich. Auch tiefes Durchatmen half nicht, den Knoten in meiner Brust zu lösen. Ich machte mir Sorgen, dass ihr etwas passiert sein könnte. Ein Unfall? Ein Notfall? Sie war noch nie einfach so nicht gekommen. Andererseits war ich unruhig, dass sie diesen Abend vielleicht vergessen hätte, oder dass er ihr nicht so wichtig war. Vielleicht sagte sie sich, dass die Verabredung ja nur ganz vage gewesen sei und dass es nicht so viel ausmache, wenn sie mal nicht käme. Ich fragte mich, ob nicht mein Aufgeben bei dem Wettrennen dazu geführt hatte, dass sie jetzt allen Respekt vor mir verloren hatte. Vielleicht war ihr das nicht einmal bewusst. Ich wollte den Abend so gern mit ihr zusammen verbringen, und sie war nicht da. Ihr schien es ohne mich ganz gut zu gehen. Manchmal sagte ich mir: »Okay, sie ist nicht gekommen, also was soll’s, keine große Sache.« Oder sogar: »Ich brauche sie ja nicht.« Aber alle meine Verteidigungsmechanismen waren kaputt. Ich hatte mir eingestanden, dass ich ohne sie nicht mehr leben konnte, und das hatte ich ihr auch gesagt. Unmöglich. Und nun kam sie nicht. Ich hatte ja schon vorher gewusst, dass meine totale Verletzlichkeit zu ungeheuer intensiven Schmerzen führen konnte.
    Ich wollte mich befriedigen. Ich war böse. Wie konnte sie mir das antun? Ich war sehr verletzt. Konnte sie mir eine Wunde beibringen, die niemals wieder heilen würde? Ich wollte mich entladen, damit meine Wut ihren Höhepunkt erreichen und mit den Spermien meinen Körper verlassen konnte Danach wollte ich die Lage mit der nötigen Rationalität einschätzen und nicht mit diesem unkontrollierten Ärger. Ich wollte mich auf etwas anderes konzentrieren und den Schmerz nicht mehr fühlen. Ich fühlte mich von meiner Liebsten verstoßen, wobei ich mich ihr doch so vollständig hingegeben hatte.
    Aber den
Playboy
hatte ich ja vernichtet.
    Ich wollte es auch gar nicht. Ich wollte nicht wieder hinterher bestraft werden. Ich wollte keine Frau mehr zu einem Objekt meiner Begierde machen, mir kein neues Frauenimage schaffen. Die Dinge sollten nicht noch schlimmer werden.
    Während ich an das Foto des Frauenhinterns im
Playboy
heft dachte, rieb ich mir unbewusst den Pimmel durch die Hose. Meine Vorstellungskraft (war dies die gute Seite an mir?) versagte jedoch.
    Ich zog die Hand wieder weg, stand auf, ging ins Bad und versuchte zu pinkeln. Es kam aber nichts.
    So allein. Ich brauchte Annie wie noch nie jemanden zuvor. Ich war allein.
    In alten Ausgaben von
Time
und
The New Yorker
suchte ich nach Reklamen mit Modellen, die mich erregen konnten. Aber keine von ihnen war deutlich genug. Ich sah ein Fotobuch mit Filmaufnahmen durch – das feuchte Lächeln von Marilyn Monroe, Betty Grable in einem Badeanzug, Marlene Dietrich, die sich gerade Nylonstrümpfe überzieht, Jayne Mansfield, die eine rosige Brustwarze preisgibt. Diese Fotos kannte ich schon zu gut. Ich wollte mich befriedigen, und ich wollte es gleichzeitig nicht. Die Zeitung flog in Fetzen, bis ich endlich die Seite mit den Fernsehprogrammen gefunden

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