Die gelehrige Schuelerin
sagen, dass es mir gefallen hatte.
Sie schien damit zufrieden. »Ich hatte schon Angst, dass es nicht so wäre.«
»Ich weiß es nicht. Im Augenblick fühle ich mich irgendwie sehr umsorgt.« Sie drückte sich fester an mich. Dann fragte ich zögernd und ängstlich, aber um die Unterhaltung in Gang zu halten: »Hat es dir gefallen, die Dominierende zu sein? Ich weiß, dass du mal deine Zweifel deswegen hattest.«
»Diesmal fehlte das Gefühl, dass du es mir aufgezwungen hattest. Ich wollte es tun. Ich wollte diese
Fantasie …
für dich.«
»Glaubst … eh, glaubst du, dass es dich befriedigt hat?«
»Nun, physisch, ja. Aber, ehrlich gesagt, nicht in derselben psychischen Weise, wie es mit dir geschehen ist. Ich weiß nicht, ob ich dir den Unterschied klar machen kann.«
»Lag es daran, dass du niemals das Gefühl verloren hast, es würde sich ja doch nur um ein Spiel handeln?«
»Ja. Du weißt wohl immer Bescheid, was? Genau das war’s. Ich hatte dauernd das Gefühl zu spielen, aber ich dachte immer, dass du das, was passiert, ernst nimmst.«
Ich fragte mich, was sie dann wohl dabei empfunden hatte, als ich die Vaterfigur für sie gespielt hatte. Ob das für sie auch nur Spiel gewesen war? »Das ist vermutlich einer der Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen.«
»Was?«
»Jungen wachsen mit einer vollkommen sexuell orientierten Vorstellung auf. Mädchen nicht. Ein Stück Oberschenkel, ein bisschen Brust, ein Blick auf einen BH, all das hat eine fantasieanstachelnde Aura, eine bestimmte erotische Konkretheit. Wir haben Pornohefte und schmutzige Geschichten. Wir werden schon im Heranwachsen von Fernsehreklamen verführt. Von den wohlgeformten Frauenbeinen und dem ›Ich gehöre dir ganz‹-Blick. Nimm zum Beispiel mal die Unterwäsche. Wenn du einen Mann in Unterhosen siehst, dann ist das für dich eben ein Mann, der Unterhosen trägt. Aber wenn ich Frauenslips sehe, die sich um eine versteckte Kostbarkeit hüllen, dann hat das für mich eine einladende Wirkung, diesen verborgenen exotischen Ort zu betreten. Ich bin dann sofort erregt. Weil diese Erregung für uns schon mit Titten und Hintern und Reizwäsche zusammenhängt, ist es vielleicht so viel leichter, zu kommen, aber auch das verliert sich mit der Zeit. Zumindest bei mir. Ich bin masturbationssüchtig, mache Frauen zu Lustobjekten und hasse mich selbst dafür. Es scheint Frauen leichter zu fallen, sowohl mit dem Körper als auch mit der Seele Kontakt aufzunehmen und beides zu akzeptieren. Für Männer ist es außerordentlich schwierig, an das eigentliche Ich heranzukommen. Und deshalb sieht es auch oft so aus, als wäre der Sexakt für uns etwas sehr Oberflächliches. Wenn Frauen doch nur verstehen könnten, was all dieses Sexgetue, diese verführerischen Fotos, schlüpfrigen Fernsehreklamen, dreckigen Bücher und Pornofilme für uns bedeuten, wie uns all das bearbeitet und manipuliert, so dass wir ständig das ungebändigte sexuelle Verlangen in uns spüren und jederzeit bereit sind, zu explodieren. Verstünden sie es, dann würden sie uns vielleicht viel lieber mögen und Mitleid mit uns haben, ja, sie könnten unsere Oberflächlichkeit und unseren Chauvinismus besser verstehen. Ich bin auf so viele Reaktionen konditioniert, dass schart das Gefühl, den Körper zu vergessen und mich dadurch gleich einer Frau fühlen zu können, ein erheblicher Willensakt ist.
Weißt du, so weit ich zurückdenken kann, hatte ich immer die Vorstellung, dass Frauen viel bessere Menschen als Männer wären, und …«
»Arnie, Arnie, hör endlich auf. Beruhige dich.«
Ich hatte auf dem Rücken gelegen und an die Decke gestarrt, alles aus mir rausfließen lassen und sie dabei vergessen. »Tut mir Leid, Annie. Hat mich wohl ein bisschen überrollt … Vielleicht sollte ich mal ein Buch schreiben.«
»Ja. Dann kann ich mich wenigstens rühmen, mit einem berühmten Autor geschlafen zu haben.«
»Hast du mal
Portnoys Klagen
gelesen?«
»Nein.«
»Nun, in diesem Buch masturbiert der Typ andauernd, um den Druck loszuwerden, den seine Mutter auf ihn ausübt. Manchmal fühle ich mich genau wie Portnoy. Nur dass ich, glaube ich, masturbiere, um den Druck loszuwerden, ein Mann sein zu müssen. Ich meine, es gibt ganz viele verschiedene Arten von Druck, die ein Mann auszuhalten hat. Er muss stark sein, ein Macho, in der Umgebung von Frauen
männliche
Entscheidungen fällen. Er muss seine pornografische Sexualität überwinden und die Frau als Person sehen lernen, und er
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