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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schienen, irgendwelche Dinge zu bauen. Vielleicht wußten sie tief in ihrer Seele, daß es reine Zeitvergeudung gewesen wäre.
    Rincewind strich sie von seiner gedanklichen Liste. Halte nach Anzeichen für Intelligenz Ausschau, hatte ihn der Erzkanzler aufgefordert. Nun, soweit es Rincewind betraf, mieden alle wirklich intelligenten Geschöpfe die Nähe der Zauberer. Wenn du den Blick eines Zauberers bemerkst, so hätte Rincewinds Rat gelautet, solltest du gegen einen Baum laufen und »Hä?« sagen.
    Am Strand und im Wasser verhielt sich alles mit lobenswerter Dummheit.
    Ein leises Geräusch veranlaßte ihn, nach unten zu sehen. Er wäre fast auf einen Fisch getreten.
    Rincewind war von Natur aus freundlich und zuvorkommend. Deshalb hob er den Fisch vorsichtig hoch und trug ihn zum Meer zurück. Eine Zeitlang zappelte er im seichten Wasser, und dann beobachtete Rincewind verblüfft, wie der Fisch durch den Schlamm kroch.
    Er trug ihn erneut zurück, diesmal in tieferes Wasser.
    Dreißig Sekunden später war der Fisch wieder auf dem Strand.
    Rincewind ging in die Hocke, als das kleine Wesen mit großer Entschlossenheit kroch.
    »Möchtest du vielleicht mit jemandem reden?« fragte er. »Ich meine, du hast ein gutes Leben draußen im Meer. Es hat doch keinen Sinn, das alles wegzuwerfen, oder? Es gibt immer einen Silberstreif am Horizont, wenn man genau genug hinsieht. Na schön, na schön, ich nehme an, das Leben hat auch im Meer seine Schattenseiten, und hinzu kommt, daß du ein ziemlich häßlicher Fisch bist. Aber weißt du, der äußere Schein trügt oft, und …«
    »Was ist passiert?« erklang Ponders Stimme an Rincewinds Ohr.
    »Ich spreche mit einem Fisch«, sagte Rincewind.
    »Warum?«
    »Weil er aus dem Wasser will. Was auch immer das Gegenteil eines Paddels sein mag – er scheint es aus irgendeinem Grund anzustreben.«
    »Und?«
    »Ich habe den Auftrag bekommen, auf alles Interessante zu achten.«
    »Hier ist man allgemein der Ansicht, daß Fische nicht interessant sind«, erwiderte Ponder. »Sie gelten sogar als ziemlich langweilig.«
    »Ich sehe größere Fische im seichten Wasser«, sagte Rincewind. »Vielleicht will ihnen der kleine Fisch entkommen.«
    »Fische sind für das Leben im Wasser bestimmt, Rincewind. Deshalb sind es Fische. Such nach Krabben. Und bring das arme Geschöpf um Himmels willen ins Meer zurück.«
    »Vielleicht sollten wir die Sache noch einmal überdenken«, sagte Ridcully.
    »In Hinsicht auf die Molche«, warf Ponder ein.
    »Molche gehen zu weit«, sagte der Dekan. »Selbst im Abort gibt’s hübschere Geschöpfe.«
    »Wer auch immer Molche auf dem Kontinent ausgesetzt hat«, brummte Ridcully. »Ich möchte, daß der Schuldige gesteht.«
    »Niemand wäre dazu imstande«, sagte der Oberste Hirte. »Seit dem letzten Kometen ist die Truhe verschwunden. Wir könnten nichts ins andere Universum transferieren.«
    »Für mich ist das besonders bedauerlich, denn ich hatte einen Behälter mit thaumisch behandelten Wellhornschnecken vorbereitet«, meinte der Dozent für neue Runen. »Kann mir bitte jemand sagen, was ich jetzt damit anstellen soll?«
    »Wie wär’s mit einer leckeren Suppe?« schlug der Dekan vor.
    »Die Evolution verbessert Dinge«, sagte Ridcully. »Sie kann nicht dafür sorgen, daß sie anders werden. Na schön, einige langweilige Amphibien sind erschienen. Aber, und dies ist wichtig, es gibt nach wie vor die Fische, von denen Rincewind berichtete. Warum existieren sie noch immer, wenn sie sich in Geschöpfe mit Beinen verwandeln wollten?«
    »Kaulquappen sind Fische«, sagte der Quästor.
    »Aber eine Kaulquappe weiß, daß sie einmal ein Frosch sein wird«, erwiderte Ridcully geduldig. »Auf dieser Welt gibt es kein Narrativium. Der Fisch konnte sich nicht sagen: ›Ah, ein neues Leben winkt auf dem trockenen Land. Dort werde ich auf Dingen herumlaufen, für die ich keinen Namen habe.‹ Nein. Entweder produziert der Planet irgendwie neues Leben, oder wir müssen zu unserer Theorie von den ›verborgenen Göttern‹ zurückkehren.«
    »Es ist alles verkehrt gelaufen«, sagte der Dekan. »Es liegt an der Verdammtensturheit. Selbst Götter könnten einen solchen Ort nicht kontrollieren. Sobald es Leben gibt, entsteht völliges Chaos. Erinnert ihr euch an das Buch, das uns der Bibliothekar brachte? Es ist alles frei erfunden! Nichts dergleichen geschieht! Das Leben macht einfach, was ihm gefällt!«
    »Es finden Fortschritte statt«, sagte Ponder.
    »Große Amphibien?«

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