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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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habe ich dadurch ein Universum erschaffen«, murrte der Dekan. Er distanzierte sich nur ungern von einer Handlung, die ihn in der gesellschaftlichen Rangordnung über den Erzkanzler stellte.
    »Meine Großmutter sagte immer, Reinlichkeit sei fast göttlich«, erinnerte sich der Dozent für neue Runen.
    »Ah, das klingt schon besser«, sagte Ridcully munter. »Du bist mehr eine Art Hauswart, Dekan.«
    »Ich wollte nur vorschlagen, daß wir dem Ding den einen oder anderen Schubs in die richtige Richtung geben«, meinte der Oberste Hirte. »Schließlich sind wir gelehrte Leute. Und wir wissen, wie ein ordentliches Universum beschaffen sein sollte, nicht wahr?«
    »Ich schätze, in dieser Hinsicht haben wir bessere Vorstellungen als der durchschnittliche Gott mit einem Hundekopf und neunzehn Armen«, wandte Ridcully ein. »Aber ganz offensichtlich haben wir es hier mit zweitklassigem Material zu tun. Das Zeug will sich dauernd drehen. Was erwartest du von uns? Sollen wir vielleicht an die Kugel klopfen und rufen: ›He, ihr da drinnen, hört auf, euch mit den dummen Gasen abzugeben. Damit läßt sich ohnehin nichts anfangen.‹?«
    Sie schlossen einen Kompromiß und wählten einen kleinen Bereich, um zu experimentieren. Schließlich waren sie Zauberer. Das bedeutete: Wenn sie etwas sahen, so stießen sie es an. Wenn es wackelte, so stießen sie es etwas stärker an. Wenn man eine Guillotine baute und ein Schild mit der Aufschrift ›Den Kopf nicht auf diesen Block legen‹ daran befestigte, so hätten viele Zauberer keinen Hut mehr benötigt.
    Es war ganz einfach, die Materie zu bewegen. Ponder hatte bereits darauf hingewiesen: Die Kraft der Gedanken genügte.
    Es fiel den Zauberern auch nicht schwer, eine Scheibe zu formen, denn die neue Materie drehte sich gern. Aber sie war zu gesellig.
    »Seht ihr?« fragte Ridcully am späten Vormittag. »Sie scheint zu begreifen, worauf es ankommt, und dann formt sie einen Ball aus Dreck.«
    »Einen Ball, der in der Mitte heiß wird«, meinte Ponder. »Hast du das bemerkt?«
    »Wahrscheinlich aus reiner Verlegenheit«, vermutete der Erzkanzler. »Seit elf Uhr haben wir bereits die Hälfte aller Elemente verloren. Es gibt kein Cohenium mehr, und Explodium verschwand vor zehn Minuten. Außerdem befürchte ich allmählich, daß Detonium auseinanderfällt. Temporanium erwies sich als besonders kurzlebig.«
    »Was ist mit Runium?« fragte der Dozent für neue Runen.
    HEX schrieb: +++ Runium existiert vielleicht noch, oder auch nicht. Vor zehn Minuten gab es noch ein Atom davon, das jetzt allerdings verschwunden zu sein scheint +++
    »Wie geht’s dem Hirtium?« fragte der Oberste Hirte hoffnungsvoll.
    »Ist nach dem Frühstück explodiert, wie HEX berichtete«, erwiderte Ridcully. »Tut mir leid, man kann eine Welt nicht aus Rauch und Spiegeln erschaffen. Verdammt … Jetzt ist es auch ums Quästorium geschehen. Ich meine, ich weiß, daß Eisen rostet, aber für diese Elemente scheint der Kollaps eine Art Zeitvertreib zu sein.«
    »Wenn jemand meine Meinung hören will …«, ließ sich der Dozent für neue Runen vernehmen. »Es wurde alles durch den Dekan eingeleitet, und nach meiner Hypothese zeichnen sich die nachfolgenden … Entwicklungen durch eine dekanartige Tendenz aus.«
    »Was? Du meinst, wir haben ein ziemlich dickes Universum, das an Blähungen leidet und häufig schmollt?«
    »Danke, Erzkanzler«, sagte der Dekan.
    »Ich habe mich auf die Vorliebe der Materie bezogen, die, äh … Gestalt von … Kugeln anzunehmen.«
    »Wie der Dekan, meinst du«, sagte der Erzkanzler.
    »Es besteht kein Zweifel daran, daß ich hier unter Freunden bin«, sagte der Dekan.
    Von den Apparaten, die sich um das Projekt angesammelt hatten, kam ein läutendes Geräusch.
    »Damit wäre auch Ätherium verschwunden«, murmelte Ridcully düster. »Ich wußte, daß es als nächstes an die Reihe käme.«
    »Nein, etwas … anderes geschieht.« Ponder Stibbons spähte ins Projekt. »Äh … Etwas ist in Brand geraten.«
    Lichtpunkte erschienen.
    »Ich wußte, daß etwas in dieser Art geschähe«, sagte der Erzkanzler. »Alle jene Scheiben erhitzten sich wie Komposthaufen.«
    »Oder Sonnen«, meinte Ponder.
    »Sei nicht dumm, Stibbons«, erwiderte der Dozent für neue Runen. »Dafür sind sie viel zu groß. Es gefiele mir gar nicht, wenn so ein Ding über unseren Wolken schweben würde.«
    »Ich habe ja darauf hingewiesen, daß es zuviel Gas gab«, fuhr der Erzkanzler fort. »Das kommt

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