Die Gelehrten der Scheibenwelt
weil der Mond die Erde vor einigen widerwärtigen Einflüssen beschützt, die es erschwert hätten, daß Leben entsteht oder zumindest daß es sich über die rudimentärsten Formen hinausentwickelt. Was den Mond ungewöhnlich macht, ist nicht die Tatsache, daß er einen Planeten begleitet: Alle Planeten außer Merkur und Venus haben Monde. Bemerkenswert ist er vielmehr deshalb, weil er im Vergleich zu seinem Planeten ein derart großer Begleiter ist. Nur Pluto hat einen Satelliten – den 1978 von Jim Christy entdeckten Charon –, der der relativen Größe nach mit unserem Mond zu vergleichen ist. Es ist keine besonders große Übertreibung, wenn wir sagen, daß wir auf einer Hälfte eines Doppelplaneten leben.
Wir wissen, daß sich der Mond in jeder Weise von der Erde unterscheidet. Seine Schwerkraft ist geringer, so daß er keine Atmosphäre längere Zeit halten könnte, selbst wenn er eine hätte, die er in jedem vernünftigen Sinn des Wortes nicht hat. Die Mondoberfläche besteht aus Gestein und Gesteinsstaub ohne jedes Meer (auch Wasser entweicht leicht) – allerdings haben 1997 Raumsonden der NASA erhebliche Mengen von Wassereis an den Polen des Mondes entdeckt, wo sie im dauernden Schatten von Kraterwänden vor der Wärme der Sonne geschützt sind. Das sind gute Neuigkeiten für künftige Mondkolonien, die als Basen für die Erforschung des Sonnensystems dienen könnten. Der Mond ist als Startplatz gut geeignet, weil ein Raumschiff nicht viel Treibstoff benötigt, um die Mondanziehung zu überwinden; die Erde eignet sich dafür natürlich viel schlechter, weil hier unten die Gravitation viel stärker ist. Es ist wieder einmal typisch für die Menschen, daß sie sich am falschen Ort entwickelt haben …
Wie ist der Mond entstanden? Kondensierte er aus den Urstaubwolken zusammen mit der Erde? Bildete er sich gesondert und wurde später eingefangen? Sind die Krater ehemalige Vulkane, oder sind sie die Narben, die auf den Mond stürzende Felsbrocken hinterlassen haben? Wir wissen über den Mond eine Menge mehr als über die meisten anderen Körper im Sonnensystem, weil wir da waren . Im April 1969 stieg Neil Armstrong auf die Mondoberfläche hinab, sagte sein Verslein auf und machte Geschichte. Von 1968 bis 1972 schickten die Vereinigten Staaten zehn Apollo-Missionen zum Mond und zurück. Davon sollten Apollo 8, 9 und 10 von Anfang an nicht landen; Apollo 11 vollbrachte die historische erste Landung; und Apollo 13 schaffte keine Landung, nachdem eine verheerende Explosion in einer frühen Flugphase aus dem Unternehmen einen erstklassigen Filmstoff gemacht hatte.
Die übrigen Apollos 11 bis 17 landeten und brachten insgesamt 400 kg Mondgestein zurück. Das meiste davon ist in der Lunar Curatorial Facility des Johnson Space Center der NASA in Clear Lake, Houston, gelagert; ein großer Teil davon ist niemals ernsthaft untersucht worden, doch aus dem, was tatsächlich analysiert wurde, haben wir eine Menge über Ursprung und Natur des Mondes erfahren.
Der Mond befindet sich etwa 400 000 Kilometer von der Erde entfernt. Er ist im Schnitt weniger dicht als die Erde, doch seine Dichte kommt der des Erdmantels sehr nahe, ein merkwürdiger Umstand, der vielleicht kein Zufall ist. Der Mond wendet der Erde immer dieselbe Seite zu, schwankt allerdings ein wenig hin und her. Die dunklen Gebiete auf dem Mond werden Mare genannt, vom lateinischen Wort für Meer, doch sie sind keine Meere. Sie sind flache Ebenen von Gestein, das einmal geschmolzen war und über die Mondoberfläche floß wie Lava von einem Vulkan. Fast alle Krater sind Einschlagkrater, wo Meteoriten auf dem Mond aufgetroffen sind. Es gibt viele davon, weil es viele Gesteinsbrocken gibt, die durch den Weltraum fliegen, da der Mond keine schützende Atmosphäre hat, in der die Steine verglühen könnten, und kein Wetter, das sie abtragen könnte, bis sie verschwunden sind. Die Erdatmosphäre ist ein ziemlich guter Schild, doch als die Geologen erst einmal zu suchen begannen, fanden sie hier unten die Überreste von 160 Einschlagkratern, was unter dem Gesichtspunkt interessant ist, daß die meisten davon in Wind und Regen erodiert worden sein müssen. Doch davon mehr, wenn wir zu den Dinosauriern kommen.
Heute wendet der Mond der Erde immer dieselbe Seite zu, das heißt, er rotiert in einem Monat einmal um seine Achse, in derselben Zeit, die er zu einem Umlauf um die Erde benötigt. (Wenn er gar nicht rotieren würde, würde er immer in dieselbe Richtung
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