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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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Shenzong
sprach. „Verzeiht, aber welche Eurer kürzlich verstorbenen Frauen meint Ihr?“
Es hatte auf keinen Fall ironisch klingen sollen, doch Wang Anshi konnte nicht
bestreiten, dass die Situation beinahe etwas Komisches hatte.
    „Ich spreche von Min-Tao“, schrie der Kaiser außer
sich und lief vor Zorn rot an. Die kaiserliche Kopfbedeckung erzitterte unter
der Wut Shenzongs.
    Wang Anshi war überrascht. „Wie kommt Ihr zu der
Annahme, ich hätte das gewusst? Woher…“
    „Und wollt Ihr auch nichts davon gewusst haben,
dass Euer Bao Sen-Ho schon seit Jahren ein Verhältnis mit ihr hat?“, unterbrach
der Kaiser ihn hysterisch schreiend.
    Wang Anshi riss die Augen auf und konnte nicht verhindern,
dass er zu schwitzen anfing.
    „Äußert Euch dazu!“, forderte Shenzong ihn auf,
als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    Wang Anshi trat einen Schritt nach vorne.
„Verehrter Kaiser. Ich nehme an, in diesem Brief wird behauptet, ich wäre
Eingeweihter in der mir unterstellten Angelegenheit. Vielleicht darf ich den
Brief lesen, um mich dann dazu zu äußern?“
    Shenzong hielt ihm die Schriftrolle entgegen. Ein
Minister kam, nahm den Brief und brachte ihn Wang Anshi, der danach griff.
Aufmerksam las er die Zeilen:
     
    „An Seine kaiserliche Hoheit Song Shenzong,
    schon immer war ich ein treuer Diener in Eurem Dienste
und selbst als Ihr bessere Männer als mich fandet, um das Volk vor Unheil zu
schützen, war ich froh über Eure Entscheidung, da auch mir schon immer das Wohl
des Landes am Herzen lag. Zu gütig wart Ihr damals gewesen, mich aus meinen
Diensten zu entlassen. Doch selbst außerhalb der Palastmauern stand ich Euch
stets treu zur Seite, und bis heute ist es die Dynastie der Song, die meine
Seele berührt, da sie mir stets ein zu Hause war...“
     
    Meine Güte! Wann kam der unbekannte Schreiber endlich
zum Punkt!
    „…ich bin untröstlich, dass ich nun
Informationen habe, die beweisen, dass die Menschen, die Ihr um Euch geschart
habt, in keiner Weise Euer Ansehen stärken, sondern nur den einen Zweck verfolgen,
nämlich den des eigenen Profits.
    Im Lager der Song, das derzeit die Gefahr aus
Xia abwenden will, lebt Euer Heerführer mit einer Frau. Das an sich mag nicht
verfänglich sein, doch handelt es sich dabei um eine Euch bekannte Frau.
Sie lebte in Eurem Haus der Frauen und ist dort bekannt als Min-Tao.
    Ich bin ebenfalls untröstlich, dass man Euch in
dem Glauben gelassen hat, sie wäre tot, doch seid gewahr, sie ist es nicht. Ich
hatte die Gelegenheit, persönlich mit ihr zusprechen. Sie hat mir bestätigt,
Min-Tao zu sein und dass sie bereits seit Jahren ein intimes Verhältnis zu dem
Heerführer pflege. Eingefädelt habe das Kanzler Wang Anshi, der damit seinem
Schützling eine angemessene Entschädigung ermöglichte…“
    Wang Anshi brach ab und sah Shenzong an. „Glaubt
Ihr das etwa?“ fragte er ungläubig, während er dem Kaiser den Brief
entgegenhielt.
    „Ist das alles, was Ihr dazu zu sagen habt?“, war
die Gegenfrage des Kaisers.
    Wang Anshi ließ den Arm sinken und dachte nach.
„Warum soll ich mich zu etwas äußern, von dem Ihr bereits denkt, ich hätte es
getan? – Ich habe es nicht eingefädelt und ich wusste auch nicht, dass die Frau
Min-Tao noch lebt! Die von mir verehrte Hausmutter aus dem Haus der Frauen hat mir auf dem Sterbebett noch zugeflüstert, sie habe mit eigenen Augen
gesehen, dass Min-Tao tot sei.
    Wir können sie leider nicht mehr befragen. Ich
jedenfalls weise alle Vorwürfe von mir, denn ich habe nichts verbrochen!“
    Wang Anshi sah auf die Signatur des Briefes und
ihm wurde sofort klar, was hier vor sich ging.
    „Der Brief ist von Mi Kejian!“, rief er aus. „Ihr
erinnert Euch, wie wenig kooperativ er sich Euren Reformen gegenüber verhalten
hat. Von Anfang an war ihm die neue Politik zuwider und Euer Kriegsminister
wird Euch bestätigen, dass er Probleme mit ihm vorausgesehen hat. Mi Kejian
hält es sicher für einen geschickten Schachzug, mich zu verleumden, und damit
seinen Durst auf Rache zu stillen.“
    Wang Anshi hatte sich in Rage geredet und merkte
erst jetzt, dass Shenzong sein Urteil bereits gefällt hatte. Er startete einen
letzten Versuch: „Ich bin mir sicher, keine Frau kann hier am Hofe ein
Verhältnis beginnen, ohne dass die anderen Frauen es gemerkt hätten. Wir
sollten diese befragen.“
    Shenzong hörte dem schweigend zu und schien zu
überlegen. „Holt die Frauen“, befahl er knapp.
     
    Wenig später kamen alle

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