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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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Zeiten des Friedens.“ Er wartete auf den
Haken an der Sache.
    „Shenzong will Xia befreien.“
    „Das ist alles?“ Bao klang sarkastisch. „In wie
vielen Jahrzehnten will er das tun?“
    „Bereits in wenigen Jahren. Bist du bereit für
diese Aufgabe?“
    Wieder überlegte Bao eine Weile und hatte
schließlich eine Entscheidung getroffen: „Ich will mir vierhundert geeignete
Männer aussuchen und sie so gut ausbilden wie möglich. Diese sollen ihr Wissen
dann weitergeben und auf diese Weise das Heer auf eine derartige Mission vorbereiten.
Und zu guter Letzt: Ich leite das Heer alleine – oder gar nicht.“
    „Das ist dein letztes Wort?“ Wang Anshi hatte das
erwartet.
    „Ja!“
    „Dann wirst du von mir hören.“ Der Kanzler erhob
sich ebenfalls, verneigte sich und verließ das Teezimmer.

7   Begegnung unter dem Vollmond
     
     
    Dongjing, Spätsommer 1069
     
    Wang Anshi beobachtete die vielen Männer auf dem
Hof. Drei Wochen befehligte der junge Bao schon das Heer und hatte in der
kurzen Zeit bereits die meistversprechenden Soldaten ausgewählt, die er
persönlich ausbilden und trainieren wollte. Auf Wang Anshis Rat fanden einmal
pro Woche Vorführungen in Anwesenheit des Kaisers statt; so konnte der neue
Heerführer den Kaiser teilhaben lassen an den Veränderungen, die er angestoßen
hatte. Und natürlich sollte auch dem Rest des Hofes vor Augen geführt werden,
dass sich etwas tat.
     
    Wie Wang Anshi vorausgesehen hatte, hatte der
Kaiser seinem Vorschlag, Bao an den Hof zu holen, zugestimmt – auch wenn dies
zu Unstimmigkeiten innerhalb des Kriegsministeriums führen würde. Der
Kriegsminister hatte ihn im Vorfeld auf Kejian aufmerksam gemacht und so war es
für keinen verwunderlich, dass gerade dieser die größten Probleme machte.
    Er war vielleicht sieben Jahre älter als Bao,
während die beiden anderen schon zur älteren Generation gehörten. Shenzong
hatte ihnen ein Anwesen am Meer zugeteilt und dorthin hatten sie sich alsbald
in absolutem Gehorsam zurückgezogen.
    Nicht jedoch Mi Kejian. Er hatte Bao sofort wieder
erkannt. Sie hatten einmal die gleiche Schule besucht, doch war Bao aufgrund
seines natürlichen Talentes sehr viel schneller und mit Leichtigkeit in eine
höhere Stufe aufgestiegen, während er – Kejian – wesentlich länger brauchte, um
überhaupt weiter zu kommen. Schließlich hatten sie sich aus den Augen verloren.
Doch Kejian erinnerte sich sofort an die alten Zeiten, als er sah, wen man ihm
vor die Nase setzen wollte. Schon früher war er neidisch auf diesen jüngeren
Mann gewesen und jetzt fühlte er sich wieder persönlich angegriffen und
verweigerte jede Zusammenarbeit mit Bao. Erst als der Kaiser ein Machtwort
sprach und seinen dritten Marshall in die Schranken verwies, war Ruhe –
vordergründige Ruhe, denn der junge Mann hatte heimlich Rache geschworen
    „Ich lobpreise den Tag, an dem du untergehst“,
knurrte er Bao an, bevor er sich unterordnete.
    Der aber ignorierte ihn.
     
    ***
     
    Wir saßen in kleiner Frauenrunde im Garten und genossen
den sonnigen Nachmittag.
    „Ich habe gehört, er soll sehr gut aussehen!“
Shinlans Bauch wölbte sich mittlerweile deutlich unter ihrem Gewand. „Su-Ling
hat einen kurzen Blick auf ihn werfen können.“
    Cheng-Si lachte: „Der Mann, auf den Su-Ling keinen
Blick werfen kann, muss noch geboren werden.“
    Allgemeines Gelächter erklang.
    „Es heißt, er lasse ausgewählte Kämpfer des Heeres
einmal die Woche vor dem Kaiser trainieren.“ Shinlan rieb sich den Bauch und
seufzte. „Das würde ich auch gerne einmal sehen.“
    Cheng-Si sah sie leicht befremdet an. „Was
erscheint dir interessant daran, eine Horde Männer zu beobachten, die schwitzen
und stinken?“
    Die Schwangere sah die Hausälteste perplex an,
dann lächelte sie. „Nehmt es mir nicht übel, verehrte Hausmutter, aber man
merkt, dass...“ Shinlan wollte nicht taktlos erscheinen doch Cheng-Si schien
ohnehin verstanden zu haben, was die Jüngere sagen wollte.
    „Dass ich alt bin“, lachte Cheng-Si.
    Shinlan wurde rot. „Nun ja, ich würde eher sagen,
dass für Euch die Männerwelt wohl nicht mehr so wichtig ist.“ Als sie die Alte
aber lachen sah, blitzte wieder der Schalk in ihren Augen. „ Ich kann es
mir durchaus sehenswert vorstellen, durchtrainierte Männer dabei zu beobachten,
wie sie ihre Muskeln in Form halten.“
    Wieder ertönte allgemeines Gelächter.
    Nur mir war nicht zum Lachen zu Mute und Shinlan
betrachtete mich

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