Die Geliebte des griechischen Reeders
hatte, gestand er sich mit zusammengebissenen Zähnen ein. Sobald er die Eingangstür von Chantry House öffnete, empfand er den großen georgianischen Herrensitz bedrückend still. Kein Hund begrüßte ihn schwanzwedelnd und freudig bellend, niemand kam ihm freudestrahlend entgegen.
Atreus presste die Lippen zusammen und rief sich in Erinnerung, dass er Hunde im Haus sowieso nie gemocht hatte. Er setzte sich an die fürstlich gedeckte Tafel, auf der das Beste aufgetischt war, was sein französischer Koch zu bieten hatte. Doch plötzlich sehnte er sich nach Lindys Ingwergebäck.
An diesem Wochenende fand die Hochzeit statt, zu der Lindy Ben begleiten sollte. Das Fest würde sie auf andere Gedanken bringen, auch wenn sie sicher war, bei dem festlichen Abendessen keinen Bissen hinunterzubekommen. Seit zwei Wochen litt sie immer wieder unter unerklärlicher Übelkeit. Anscheinend hatte sie sich eine Magenverstimmung eingefangen, die sie einfach nicht loswurde. Aber es lohnte sich nicht, wegen einer solchen Kleinigkeit zum Arzt zu gehen.
Ihr gemütliches Sofa war zu klein, um einen Mann von Bens Statur darauf übernachten zu lassen. Deshalb bezog sie ihr Bett frisch für ihn.
Vor der Hochzeit war sie extra beim Friseur gewesen und hatte sich das Haar kunstvoll aufstecken lassen. In einer kleinen Boutique hatte sie außerdem ein schlichtes, edles Kleid aus zartblauer Seide gefunden. Voller Vorfreude auf den Abend streifte sie es über. Ben war ein blendender Gesellschafter, und sie hoffte, sich mit ihm gut zu amüsieren.
Überhaupt war sie entschlossen, den Kummer endlich abzuschütteln, von dem sie sich in den letzten Tagen hatte niederdrücken lassen. Es hatte Atreus nie gegeben, versuchte sie, sich einzureden. Er hatte nicht einmal versucht, sich mit ihr auszusprechen, was bewies, dass sie ihm nicht viel bedeutet haben konnte.
Mit der Zeit würde sie aufhören, sich nach ihm zu verzehren, sich seinetwegen in den Schlaf zu weinen. Eines Tages würde sie ihn vergessen.
Als sie Ben vom unerwarteten Bruch mit Atreus erzählt hatte, konnte ihr Freund seine Genugtuung nicht verhehlen. Es freute ihn, mit seiner Einschätzung des arroganten Gutsherrn Recht behalten zu haben. Gönnerhaft tröstete er sie mit der Bemerkung, ohne ihren griechischen Liebhaber sei sie entschieden besser dran.
Sobald sie auf dem Fest eintrafen, konzentrierte Ben sich voll auf sein ehrgeiziges Ziel, neue Kontakte zu den noblen Hochzeitsgästen zu knüpfen. Lindy sehnte sich nach der tröstenden Gesellschaft ihrer Freundinnen Elinor und Alissa. Nur eine andere Frau konnte verstehen, wie ihr zumute war. Sie musste die beiden anrufen und sich ihnen endlich anvertrauen.
Entschlossen, das Wochenende auf Chantry House möglichst wie gewohnt zu verbringen, ritt Atreus am nächsten Morgen frühzeitig aus. Auf dem Rückweg durchquerte er den Park und entdeckte schon aus der Entfernung Ben Halliwells Wagen, der immer noch an derselben Stelle stand wie am Abend.
Halliwell hatte die Nacht mit Lindy verbracht!
Maßlose Wut durchzuckte Atreus wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er war so außer sich, dass er nichts anderes mehr denken konnte. Ihm war nicht einmal bewusst, dass er den Hengst gnadenlos antrieb und auf The Lodge zuhielt. Endlich hatten sein Frust und die stille Wut, die nun schon seit Wochen in ihm schwelten, ein Ventil gefunden.
Als es an der Haustür klingelte, begannen die Hunde wie verrückt zu bellen. Lindy hatte auf dem weichen Sofa schlecht geschlafen. Benommen erhob sie sich von der Couch und kämpfte gegen die Übelkeit an. Sie streifte sich den Morgenmantel über, als sie Ben von oben rufen hörte.
„Wer, zum Teufel, kann das zu dieser gottlosen Zeit sein?“, wollte er verschlafen wissen.
„Keine Ahnung“, gab sie zurück.
„Vielleicht ist es jemand für mich“, vermutete Ben. „Geoffrey Stillwood hat mich für heute zur Jagd eingeladen. Ich glaube, hinter der Aufforderung steckt der Schwiegervater meines Chefs. Deshalb sollte ich sie besser annehmen, auch wenn ich noch nie auf der Jagd war.“
Tiere aus purer Lust zu töten war Lindy ein Graus. Nur mühsam hatte sie ihre Meinung für sich behalten können, als sie auf der Hochzeit Zeugin von Stillwoods Einladung an Ben geworden war. Auch jetzt zog sie nur wortlos und grimmig den Gürtel ihres Morgenmantels fester und öffnete die Haustür.
Betroffen erkannte sie Dino, Atreus’ schwarzen Hengst, der ruhig auf dem Rasen graste. Direkt vor ihr stand Atreus in enger
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