Die Geliebte des griechischen Reeders
Boden lag.
Halliwell … natürlich!
Wut und Abscheu überkamen Atreus, er handelte prompt. Wortlos löste er sich von Lindy, schnellte vom Bett und eilte ins Bad.
In der bedrückenden Stille, die sie nun umgab, zupfte Lindy sich die Kleidung zurecht und erschrak über sich selbst. Alles zwischen ihnen hatte sich geändert, nichts war wie früher.
Mit zitternden Knien erhob sie sich vom Bett. Nach den hemmungslosen Exzessen der Leidenschaft glühte ihr Körper immer noch, sie fühlte sich unendlich schwach. Wie von Furien gehetzt nahm sie alle Kraft zusammen, verließ den Ort des Geschehens und ging hastig nach unten.
Atreus wusch sich das Gesicht und trocknete es ab. Er war wütend und verstand sich selbst nicht mehr. Seit der Trennung von Lindy hatte er keinen Sex mehr gewollt. Doch in seinem ganzen Leben war er noch nie zu einer Frau zurückgekehrt. Wenn es vorbei war, war es vorbei.
Immer hatte er sich aus Beziehungen zurückgezogen, ehe sie lästig oder verletzend werden konnten – aber genau das war ihm soeben mit Lindy passiert. Unglaublicher, wahnsinniger Sex, aber zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt, musste er sich verbittert eingestehen. Es hätte nicht sein dürfen, schon gar nicht, nachdem sie keine Zeit verloren und sich einen anderen ins Bett geholt hatte.
Er hatte nur wieder mit Lindy schlafen wollen, weil er an sie gewöhnt war, entschied Atreus grimmig. Aber seit wann faszinierte ihn etwas, das er nur zu gut kannte? War Lindy für ihn sexuell unwiderstehlich? War er aus dem Alter heraus, in dem er eine ständig wechselnde Parade von Bettgefährtinnen gesucht hatte?
Vielleicht wurde es Zeit, sich nach einer Ehefrau umzusehen, statt nach einer neuen Geliebten. Der kühne Gedankenflug nach vorn – weg von Lindy und hin zu einem neuen Ziel – gefiel Atreus und bestärkte ihn in seiner Entschlossenheit.
„Tut mir leid“, sagte er kühl zu Lindy, die ihn im Wohnzimmer erwartete.
„Ich weiß nicht, wofür du dich entschuldigst“, erwiderte sie steif und wich seinem Blick aus. Sie spürte, dass er sich innerlich von ihr entfernt hatte, und es erschreckte sie, dass er seine Gefühle so leicht abschalten konnte.
„Was zwischen uns war, ist aus und vorbei“, erklärte er ihr, ohne zu zögern. „Ich hätte nicht herkommen dürfen. Ich will keinen Neuanfang mit dir.“
Es wunderte Lindy, dass sie weiter normal atmen konnte, obwohl die brutale Eröffnung ihr das Herz zerriss. Atreus hatte sie zum Bett getragen, sie leidenschaftlich geliebt, doch alles, was zwischen ihnen gewesen war, bedeutete ihm nicht das Geringste. Sein feindseliges Verhalten bewies, dass er es jetzt sogar bereute, wieder mit ihr geschlafen zu haben.
„Weißt du …“ begann Lindy zögernd, obwohl alles in ihr sich dagegen wehrte, ihn aufzuklären, dass er ihr Unrecht tat. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig. „Ich habe nicht mit Ben geschlafen. Die vergangene Nacht habe ich hier unten auf dem Sofa verbracht.“
Grimmig betrachtete Atreus das alte Möbelstück, das Bettzeug, das immer noch zerwühlt darauf lag, und wandte den Blick ab. Er glaubte ihr nicht. Sie konnte ihn nicht umstimmen. „Das geht mich nichts mehr an“, bemerkte er kühl. „Aber ich habe Grenzen überschritten, die ich hätte einhalten müssen. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Als er ging, blickte Lindy ihm verloren nach. Ihr war, als sei alles Blut aus ihrem Herzen gepresst worden. Es tat so weh, dass sie kaum noch atmen konnte.
Vom Fenster aus verfolgte sie, wie Atreus davonritt, dann zog sie sich zurück und schlug die Hände vor das tränenüberströmte Gesicht. Ihr war wieder übel, und am liebsten hätte sie den Kopf gegen die Wand gerammt, um den unbändigen Schmerz in ihrem Herzen mit einem anderen Schmerz zu betäuben.
Wie konnte sie nur so dumm sein, wieder mit Atreus ins Bett zu gehen – erst recht, nachdem er sie als Flittchen bezeichnet hatte. Wo war ihre Selbstachtung geblieben? Sie und Atreus trennten Welten. Für ihn war es eine bequeme Affäre gewesen. Ihr aber hatte diese Liebe das Herz gebrochen …
6. KAPITEL
Als es zwei Tage später an der Haustür klingelte, verpackte Lindy gerade unermüdlich Ware für ihre Kunden, um alles rechtzeitig zur Post bringen zu können. Vor der Tür stand ein Postbote mit einem Einschreiben für sie. Verwundert quittierte sie den Erhalt, ließ sich den Umschlag aushändigen und riss ihn auf.
Mit klopfendem Herzen las sie das Schreiben. Es enthielt die Aufforderung, aus The Lodge
Weitere Kostenlose Bücher