Die Geliebte des italienischen Millionaers
Abends allein auf der Straße hätte er überfahren werden können. Ihr heiß geliebter Sohn hätte sterben können, nur weil sie ihre Schwester nicht durchschaut hatte.
Aber wie hätte sie ahnen können, dass Bernice sie belogen hatte und nicht zu Hause gewesen war, obwohl sie es behauptet hatte? Bernice war auf eine Party gegangen und hatte Marco mitgenommen. Dann war sie zu betrunken gewesen, um den kleinen Jungen beaufsichtigen zu können. Damit hätte Vivien niemals gerechnet. Ihr war übel, und sie fühlte sich schuldig. Dass Lucca jetzt zornig war, konnte sie gut verstehen.
"Warum hast du Marco nicht jemandem anvertraut, auf den man sich verlassen kann?" fragte er kühl.
Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen und wollte so schnell wie möglich bei ihrem Sohn sein. "Das muss wohl etwas mit Jasmine Bailey und dem Zeitungsartikel zu tun gehabt haben …"
"Es hat nur etwas mit dir zu tun. Du ganz allein bist schuld", unterbrach er sie hart.
Vivien rang verzweifelt die Hände. "Marcos Kinderfrau Rosa betreut ihn tagsüber, abends kann sie nicht kommen. Bis vor kurzem hatte ich eine Studentin, die gelegentlich aushalf. Aber sie hat gerade das Studium beendet. Bernice zu bitten, ihn zu beaufsichtigen, war eine spontane Entscheidung. Rosa sollte ihn ins Bett bringen. Dann hätte Bernice eigentlich nur einspringen müssen, falls er wach geworden wäre und geweint hätte. Außerdem wollte ich weder abends spät nach Hause kommen noch die ganze Nacht wegbleiben. Um ehrlich zu sein, ich habe es nicht für ein Risiko gehalten, sondern meiner Schwester vertraut …"
"Wie bitte? Du hast Bernice vertraut?" fiel er ihr wieder ins Wort und blickte sie kühl an. "Sie ist zu verwöhnt und ichbezogen. Auf ein Kind nimmt sie keine Rücksicht. Wie konntest du ihr vertrauen?"
"Ich habe wirklich keine Sekunde damit gerechnet, dass sie Marco in Gefahr bringen würde", erwiderte Vivien. "Offenbar habe ich mich getäuscht. Das werde ich mir nie verzeihen."
"Ich dir auch nicht", erklärte er hart.
Vivien war sehr aufgewühlt. Es tat ihr weh, sich vorzustellen, wie sehr Marco gelitten hatte. Es war schwer für sie, mit ihren Schuldgefühlen und der Unzuverlässigkeit ihrer Schwester zurechtzukommen. Und da war noch etwas, womit sie sich herumquälte: Vor ungefähr einer Stunde hatte Lucca sie leidenschaftlich geliebt. Danach hatte er sie und ihre Liebe brutal zurückgewiesen und Vivien gedemütigt.
In ihrer Naivität hatte sie geglaubt, sie hätten einen neuen Anfang gewagt. Doch wenig später hatte Lucca ihre Hoffnungen zerstört. Warum war ihr nie aufgefallen, wie grausam er sein konnte? Sie hatte lieber über seine dunklen Seiten hinweggesehen oder sie entschuldigt. Aber er war nie zu Kompromissen bereit gewesen und hatte nie eigene Fehler eingestanden. Und jetzt wollte er ihr einen Fehler nicht verzeihen.
"Ich habe dir damals viel mehr vergeben", stellte sie leise fest.
Er kniff die Augen zusammen. "Ich habe nichts getan, was du mir hättest nachsehen müssen."
Plötzlich reichte es ihr. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, und in ihren grünen Augen blitzte es zornig auf. "So? Vielleicht liebst du Marco ja wirklich. Doch als ich schwanger war, hast du dich aufgeführt wie ein Teenager, der zu einer Heirat gezwungen worden ist."
Lucca war völlig verblüfft über ihre Reaktion. So kannte er sie gar nicht, denn sie war immer ruhig und friedlich. "Wie bitte?"
"Wag nicht, es abzustreiten!" unterbrach sie ihn ärgerlich.
Rasch erholte er sich wieder von seiner Überraschung. "Ich streite nicht ab, dass ich mich geärgert habe. Du hattest dich trotz meiner Bedenken entschieden, schwanger zu werden …"
"So war es keineswegs!"
Er ignorierte ihren Einwand. "Wir waren noch nicht lange verheiratet. Ich hätte lieber einige Jahre mit der Familienplanung gewartet, wie du genau gewusst hast. Als du dich jedoch einfach über meine Wünsche hinweggesetzt hast …"
"Halt! So nicht!" Vivien hob abwehrend die Hände. "Du hörst mir jetzt zu. Dass du mir unterstellst, die Schwangerschaft geplant zu haben, habe ich nicht geahnt. Warum hast du das damals nicht erwähnt?"
"Ach, weißt du, ich wollte mich lieber wie ein Teenager aufführen, der …"
"Du glaubst immer noch, du könntest dich über mich lustig machen", redete sie ihm dazwischen. "Ich streite nicht gern, aber in diesem Fall muss ich mich verteidigen. Wieso glaubst du, ich sei absichtlich schwanger geworden, obwohl du kein Kind wolltest?"
"Ich habe immer
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