Die Geliebte des Koenigs
Stuckelementen verzierten Mauern gesäumt war, vor denen schlanke Palmen und blühende Zitronenbäume wuchsen.
„Wir sind da“, verkündete Sharif, als die Limousine langsamer wurde, ehe sie durch ein riesiges Tor aus Holz und Eisen fuhr, das sich lautlos vor ihnen geöffnet hatte.
Jesslyn reckte den Hals, um einen ersten Blick auf den Palast zu erhaschen. Das Zuhause von Jamila und Aman, von dem ihre Freundinnen ihr so viel erzählt hatten.
Sie hatten den Palast immer als „Himmel“ oder „Paradies“ bezeichnet und ihr mit leuchtenden Augen geschildert, dass er wie ein kostbares Juwel in den schönsten Garten eingebettet lag, den es auf Erden gab.
Und als der Wagen um die nächste Kurve bog, verschlug der Anblick Jesslyn die Sprache.
Das stattliche Anwesen lag inmitten eines Meeres von roten, pink- und pfirsichfarbenen Bougainvilleen.
Kunstvoll geschnitzte Säulen und Türmchen verzierten den Eingang des Palastes. Und wie Jesslyn von den Zwillingen wusste, würde sie in den Innenhöfen neben sprudelnden Springbrunnen, Dattelpalmen und exotischen Blumen noch weitere architektonische Glanzstücke zu sehen bekommen.
In der kühlen Eingangshalle wartete eine Gruppe weiß uniformierter Bediensteter auf ihren König, um ihn willkommen zu heißen.
Sharif stellte Jesslyn vor. Er erklärte, dass sie als Lehrerin seiner Töchter den Sommer hier verbringen würde und dass jeder dafür Sorge zu tragen habe, dass es ihr an nichts fehle.
Während Sharif dem Personal seine Wünsche mitteilte, sah Jesslyn sich neugierig um. Die kühle, sachliche Atmosphäre innerhalb des Palastes stand in starkem Kontrast zu dem eher verspielten, pastellfarbenen Äußeren. Drinnen waren die Wände weiß und die hohen, gewölbten Decken blau und golden gestrichen. Getragen wurden sie von schlanken, hoch aufragenden Säulen aus dunklem Holz, die mit kunstvollen Schnitzereien verziert waren.
Nachdem Sharif alles Notwendige geklärt und das Personal sich zurückgezogen hatte, bot er Jesslyn an, eine kurze Besichtigungstour mit ihr zu unternehmen, bis seine Kinder kamen.
„Wo sind sie denn im Moment?“
„Auf einer Nachmittagsexkursion. Aber zum Tee werden sie wieder hier sein.“
Sharifs Stolz war nicht zu übersehen, als er Jesslyn auf jahrhundertealte Kunstwerke hinwies, die der Palast beherbergte: Bilder, Skulpturen, Rüstungen, Waffen und griechisch-römische Figurinen. Jesslyn spürte förmlich den Hauch der Geschichte, der sie beim Anblick dieser Sammlung anwehte.
„Und das alles war schon immer hier?“, fragte sie ehrfürchtig.
„Seit etlichen Generationen.“ Er lächelte leicht. „Viele Menschen müssen in ein Museum gehen, um derartige Kunstschätze bewundern zu können. Ich bin mit ihnen aufgewachsen und immer noch von ihnen umgeben.“
Sie erreichten das Ende eines langen Bogenganges. Durch die zahlreichen hohen Fenster schien die Sonne herein und bildete auf dem Steinfußboden funkelnde Muster.
Noch bevor sie die nächste Ecke umrundet hatten, konnte Jesslyn bereits das Plätschern eines Springbrunnens hören. Und tatsächlich mussten sie nur noch ein paar Stufen hinabschreiten und standen in einem prachtvollen Wohnraum, von dem aus man in einen Innenhof blicken konnte, wo sich der Brunnen befand.
„Hier hältst du dich bestimmt am liebsten auf!“, entfuhr es Jesslyn. Hingerissen schaute sie sich um und konnte sich einfach nicht sattsehen. In diesem zauberhaften Raum vereinten sich Eleganz und Schönheit und Ruhe. Jedes Möbelstück, jedes Kunstwerk und jeder Stoff waren mit so viel Bedacht und Geschmack ausgesucht, dass sie zusammengenommen selbst ein Kunstwerk ergaben.
„Hier wirst du dich hoffentlich gern aufhalten, weil dieses Zimmer zu deinen Räumlichkeiten gehört“, erklärte Sharif. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
Mit klopfendem Herzen ging Jesslyn hinter einem der niedrigen cremefarbenen Sofas entlang, auf denen seidene Kissen in warmen leuchtenden Farbtönen lagen – von sattem Orange, über strahlendes Zitronengelb bis zu glühendem Purpur. Sie beugte sich vor und strich mit der Hand über den glatten Stoff.
„Es ist wunderschön“, flüsterte sie und konnte ihre Freude kaum verbergen. In den letzten sechs Jahren hatte sie sehr spartanisch gelebt und fühlte sich von dem unglaublichen Luxus fast ein wenig überfordert. „Dieses Zimmer sieht aus wie für eine Prinzessin gestaltet!“
„Es war Jamilas und Amans Zimmer …“
Jesslyn richtete sich auf und sah Sharif mit großen
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