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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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erneut schüttelte, jammerte er leise. Ein Feigling, dachte Andrej verächtlich. Einer dieser Kerle, die sich als Spitzel der Geheimpolizei anstellen lassen. Er hasste diese hinterhältigen Verräter, die bereit waren, die besten Freunde, ja sogar die eigenen Familienmitglieder preiszugeben.
    „Kaschubow“, wisperte der Mann.
    „Ihr habt den Auftrag, mich zu beschatten?“
    Der Fremde schwieg ängstlich, und Andrej wusste, dass er die Wahrheit erraten hatte. Er hätte es sich denken können, dass der gerissene Kaschubow ihm nicht traute – warum sollte er auch? Er ließ ihn überwachen und würde – falls Andrej das Gold tatsächlich fand – rechtzeitig mit seinen Leuten zur Stelle sein, damit die wertvolle Fracht nicht noch im letzten Augenblick irgendwo verschwand. Andrej zog den Eindringling am Kragen hoch, zwang ihn aufzustehen und schob ihn vor sich her zum Ausgang des Schlafraums.
    „Merke dir gut, was ich dir sage, du Dreckskerl“, raunte er ihm drohend zu, „komm nie wieder in meine Nähe, sonst mache ich kurzen Prozess mit dir. Raus jetzt!“
    Andrej zog die Tür auf und beobachtete, wie der Spion eilig die Stiege hinunterkletterte und ohne Schwierigkeiten die Haustür fand. Er bewegte sich leise und gewandt wie einer, der es gewohnt war, ohne Aufsehen in fremde Häuser einzudringen. Wirt und Wirtin lagen schnarchend auf dem Ofen, sie hatten am Abend noch reichlich dem Wodka zugesprochen und schliefen ihren Rausch aus.
    „Wo ist er hin? Was haben Sie mit ihm gemacht?“ Er schloss rasch wieder die Tür, denn Natalja stand hinter ihm. Sie hatte den Sarafan übergezogen und das Haar zu einem langen Zopf geflochten, die dunklen Augen in ihrem blassen Gesicht waren groß und fragend auf ihn gerichtet.
    „Nichts. Er ist ein ganz gewöhnlicher Gauner, und ich habe ihm eine Lektion erteilt.“
    Sie war verblüfft. „Aber – wir müssen ihn doch der Polizei übergeben. Wie können Sie ihn so einfach laufenlassen? Er wollte mich bestehlen.“
    Andrej machte eine ungeduldige Geste. „Lass dir sagen, dass bei solchen Kerlen ein ordentlicher Tritt in den Allerwertesten weitaus besser wirkt als einige Tage Gefängnis oder eine lange Reise nach Sibirien.“
    Sie war nicht überzeugt, was er gut verstand. Andererseits konnte er ihr schlecht erklären, dass der Kerl ein Spion war und es daher sinnlos gewesen wäre, ihn zur nächsten Ortspolizei zu bringen. Je weniger sie von all diesen Dingen wusste, desto besser für sie.
    „Mach dich fertig, wir brechen auf.“
    „Ich will nicht zur Poststation, dass Sie es nur wissen. Falls Sie die Absicht haben sollten, mich dorthin zu begleiten, dann sage ich Ihnen gleich, dass ich nicht …“
    Er tat, als höre er willig zu, und begann währenddessen, sich anzukleiden. Langsam wurde ihm bewusst, dass sich Natalja in einer üblen Lage befand und dass er – ohne dass er es gewollt hätte – mit dafür verantwortlich war. Verflucht – Kaschubows Spitzel hatten herausfinden wollen, wer sie war. Also vermutete man eine Art Komplizin in ihr.
    „Ich bin so weit.“ Sie hatte die Geldscheine in das Tuch gewickelt, das die Wirtin ihr gegeben hatte. Ihr Reisekleid war immer noch nass – sie würde der Wirtin die Kleider abkaufen müssen. Vielleicht war das nicht einmal schlecht.
    Er packte seine Sachen zusammen und rüttelte Wirt und Wirtin wach. Schlaftrunken begann die Frau, das Feuer im Herd zu entfachen und ein Frühstück zu richten, während der Wirt auf der Ofenbank liegen blieb und weiter vor sich hin schnarchte.
    Natalja hatte sich Andrej gegenüber an den Tisch gesetzt, das Bündel mit dem Geld hielt sie auf ihrem Schoß. Sie war unsicher und versuchte zu erraten, was er vorhatte. Nachdenklich sah sie zu, wie er den Tee trank, dabei mürrisch vor sich hinstierte und sie scheinbar völlig vergessen hatte. Sein lockiges, dunkles Haar hatte er mit drei Fingern aus der Stirn gestrichen, und man sah nun seine dichten, geschwungenen Augenbrauen und eine gerade Nase. Sie dachte errötend daran, wie ausgeprägt die Muskeln seiner Arme und Schultern waren, und sie versuchte, sich vorzustellen, wie er wohl in einer schneidigen Offiziersuniform und mit gut gestutztem Haar aussehen würde. Wie schade, dass er solch ein verlottertes Leben führte. Und doch war er im Grunde seines Herzens kein schlechter Kerl, das spürte sie ganz deutlich.
    „Andrej“, sagte sie leise. „Würden Sie mich begleiten, wenn ich Ihnen dieses Geld gebe?“
    Er war mit seinen eigenen, düsteren

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