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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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verteidigen?
    „Das passt mir überhaupt nicht, Bruder“, hörte sie Andrejs tiefe Stimme ärgerlich murmeln.
    „Hör zu, Brüderchen“, murrte Bogdan, „wenn wir dir glauben sollen, dann beweise, dass du auf unserer Seite stehst. Die Ladung ist in Holzkisten verpackt – Bernstein, Silber und englisches Tuch. Die Treidelknechte haben wir schnell davongejagt, und die paar Leute auf dem Lastkahn werden uns nicht viel Ärger machen.“
    „Das ist kein Geschäft nach meiner Art.“
    „Ein gutes Geschäft ist das, Bruder. Und gerecht dazu! Die verfluchten Händler sind Kosaken vom Don wie wir, nur dass diese Kerle zu Reichtum gekommen sind, während wir arme Schweine blieben. Aber das alte Gesetz der Kosaken sagt, dass alle Güter miteinander geteilt werden müssen. Also nehmen wir uns nur das, was uns zusteht.“
    Andrej lachte laut auf. „Was willst du mit dem alten Kosakengesetz? Die Zeiten von Stenka Rasin sind längst vorbei. Die Kosaken haben ihren Frieden mit Väterchen Zar gemacht, sie besitzen Land, treiben Handel und ziehen für Russland in den Krieg.“
    „Verfluchte Zeiten“, schimpfte Bogdan und hielt die Flasche hoch, um zu sehen, wie viel noch darinnen war, „ducken sich vor dem Zaren und hocken auf ihren Geldsäcken.“
    Andrej zuckte die Schultern. „So ist es nun einmal. Der eine ist schlau und macht gute Geschäfte, der andere ist ein Dummkopf und wird es nie zu etwas bringen. Ich denke, du hättest nichts dagegen, ebenfalls auf einem Sack voll Geld zu sitzen, Freund.“ 
    Bogdans Gesicht war rot und aufgedunsen vom Schnaps, jetzt ballte er die Fäuste, als wolle er sich auf Andrej stürzen. Doch er ließ es sein und begann stattdessen zu kichern. „Recht hast du“, gab er zu, „auch wir werden reich sein, Brüderchen. Morgen machen wir ein gutes Geschäft miteinander, ganz wie in alten Zeiten. Bist unser Freund und Bruder, und ich verspreche dir, dein Mädel nicht anzurühren und auch die anderen von ihr fernzuhalten.“
    Andrejs Unterkiefer spannte sich, er wäre seinem guten Freund jetzt gern an die Gurgel gesprungen. Doch er riss sich zusammen, gegen 20 kampferprobte Kerle hatte er allein nicht den Hauch einer Chance. Auf Bogdans schweißglänzendem Gesicht zeigte sich ein zufriedenes Grinsen, und Andrej ärgerte sich nicht schlecht darüber.
    „Wenn du sie auch nur anfasst, bringe ich dich um“, sagte er, und Bogdan begriff trotz seiner Betrunkenheit, dass Andrej seine Drohung wahr machen würde. Er zuckte die Schultern und war jetzt endgültig davon überzeugt, dass Natalja nicht Andrejs Schwester, sondern sein Liebchen war.
    „Weißt du, Brüderchen“, lallte Bogdan und saugte schmatzend die letzten Tropfen aus der Flasche, „die alten Kosakengesetze hatten schon ihr Gutes. Anständig war das. Die Beute gehörte allen Männern zu gleichen Teilen. Alles – auch die Weiber!“ 
    Natalja hatte voller Entsetzen zugehört: Es ging um einen Raubüberfall, den man gemeinsam unternehmen wollte. Sie saß zusammengekauert an Andrejs Seite und spürte nichts als einen tiefen, nagenden Schmerz. Er war ein Dieb und ein Räuber, dieser Mann, den sie für ihren Beschützer gehalten hatte. Von jetzt an würde sie ihm keine Minute mehr trauen können.
    Sie hatte geglaubt, dass die Kosaken nach diesem ausgiebigen Gelage sofort in Tiefschlaf fallen würden – doch sie irrte sich. Einer der Männer, ein schmaler, gewandter Bursche, hatte sich an den Balken der Scheune emporgehangelt, um durch das kleine Fensterchen der Giebelwand zum Fluss hinüberzuschauen. Jetzt durchdrang sein Ruf das Stimmengewirr der zechenden Kumpane. „Sie kommen!“
    Sofort erstarben alle Gespräche, die Männer erhoben sich und überprüften ihre Waffen. Kein Einziger machte den Eindruck, betrunken zu sein, man sah erwartungsvoll zu Bogdan hinüber und wartete auf seine Befehle.
    „Wie viele Boote?“,  wollte Bogdan wissen.
    „Drei“, meldete der Späher oben auf seinem Balken, „liegen so tief im Wasser, dass die Wellen fast ins Boot schwappen.“
    „Die Pferde satteln“, befahl Bogdan und rückte seinen Gürtel zurecht, in dem ein kurzer krummer Dolch und eine Pistole steckten.
    Geschickt ließ sich der junge Kerl wieder auf den Scheunenboden hinab, wo inzwischen reges Treiben herrschte, denn jeder griff seinen Sattel nebst Zaumzeug und lief damit hinaus. Natalja hatte sich in eine Ecke der Scheune geflüchtet, sie verfolgte das Geschehen mit erschrockenen Augen.
    Andrej war zu ihr getreten und hatte sie

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