Die Geliebte des Kosaken
Zeug in die Hütte“, befahl er. „Wir verstecken es hier und holen es später ab.“
„Wozu das?“, rief Stenka. „Ich lasse meinen Anteil nicht aus den Augen.“
Auch andere meldeten Bedenken an. Was, wenn jemand die Beute entdeckte und sich damit aus dem Staub machte?
„Willst du das Zeug nach Perm schleppen?“, knurrte Bogdan ärgerlich. „Damit die Polizei dort auf uns aufmerksam wird?“
Natalja war todmüde von ihrem Pferd gestiegen, hatte dem Braunen Sattel und Zaumzeug abgenommen und ihn im seichten Wasser trinken lassen. Während hinter ihr die Kosaken aufgeregt miteinander stritten, hockte sie sich ans Ufer und schöpfte das klare Wasser mit den Händen, trank durstig davon und kühlte sich das Gesicht. Dabei horchte sie angestrengt auf das Geschrei der Männer und überlegte, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, wenn die Kosaken miteinander in Streit gerieten. Vielleicht würde ihr das eine Gelegenheit zur Flucht verschaffen?
Leider mischte sich jetzt Andrej ein und brachte die Streithähne zur Ruhe. „Was regt ihr euch denn auf? Jeder kann selber darüber entscheiden, ob er seinen Anteil hierlassen oder mitnehmen will.“
„Jawohl, Andrej hat völlig recht“, krähte Wasilij aufgeregt, „hast deinen Meister gefunden, Bogdan. Wir machen es so, wie Andrej vorschlägt, der hat Verstand im Kopf.“
Das konnte Bogdan jedoch nicht auf sich sitzenlassen, wenn es um seine Stellung als Anführer ging, war er empfindlich. „Verstand, sagst du?“, brüllte er und lachte dröhnend. „Freust dich noch darüber, dass der schlaue Kerl uns betrogen hat? Bist und bleibst ein Schafskopf, Wassja!“
Andrej hatte genug, es war jetzt endlich an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Er trat auf Bogdan zu und fasste ihn an der Schulter. „Komm auf die Seite, ich habe mit dir zu reden!“, forderte er.
„Kannst auch hier reden, vor allen anderen!“, gab Bogdan ärgerlich zurück.
Andrej wies mit den Augen zu Natalja hinüber, die immer noch am Ufer saß und sich jetzt die Füße kühlte. „Sie weiß nichts von dem Gold“, sagte er mit gedämpfter Stimme, „besser, es bleibt so.“
Bogdan kratzte sich den Bart, dann nickte er. Dass die Kleine nicht über ihre Geschäfte Bescheid wissen sollte, leuchtete ihm ein. Er folgte Andrej hinter die Hütte, zog seinen Tabaksbeutel heraus und stopfte sich ein Pfeifchen. „Heraus mit der Sprache. Wo ist das Gold?“
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Andrej wahrheitsgemäß. Bogdans Augenbrauen zogen sich nach unten, er spuckte einige Tabakkrümel aus und wollte aufbegehren, doch Andrej fasste ihn am Arm. „Ruhig, Bruder“, mahnte er eindringlich, „wir sitzen in einem Boot – auch ich will das Zeug wiederfinden. Also erzähl mir, was damals geschehen ist.“
„Machst du Witze, Brüderchen? Du wirst schon wissen, wie dein feiner Freund Oleg uns hereingelegt hat.“
„Oleg ist nicht mein Freund, verdammt. Es war ein Fehler von mir, ihm zu vertrauen. Aber falls er euch tatsächlich hereingelegt hat, dann schwöre ich, dass ich auf eurer Seite stehe.“
Bogdan drückte mit dem Zeigefinger in dem Pfeifenkopf herum und blinzelte Andrej misstrauisch an. Er mochte diesen Burschen, auch wenn er sich gerade verflucht über ihn geärgert hatte. Er gab sich einen Ruck. „Gut, Brüderchen. Du hast uns bisher noch niemals betrogen, das halte ich dir zugute. Falls du uns jetzt über den Löffel barbieren willst, zahlst du es mit deinem Leben, das weißt du.“
Bogdan zog probeweise an der kalten Pfeife und machte ein düsteres Gesicht. Es war keineswegs angenehm, sich an die Ereignisse von damals zu erinnern, denn die Kosaken hatten dabei keine gute Figur gemacht. „Das ist schnell berichtet“, knurrte er mürrisch, „wir haben wie ausgemacht den Transport in der Nähe von Jekaterinburg übernommen und den Leuten ihren Anteil ausbezahlt. Dann erschien Oleg, um die Ware mit uns gemeinsam weiter bis Odessa zu bringen. Haben den Kerl gleich nicht leiden können, Brüderchen. Hat sich aufgespielt wie ein General, dachte, uns Befehle geben zu müssen und sich bei der Arbeit keine Hand schmutzig zu machen. Alles ging gut, bis wir in die Nähe von Perm gelangten. Da hat der feine Offizier Lust auf ein Mädel bekommen, hat sich in der Stadt eine Hure gesucht und ist dabei verraten worden.“
„Dieser Idiot“, entfuhr es Andrej.
„Der Idiot ist derjenige, der uns diesen Tölpel geschickt hat“, kam es prompt zurück. „Wir sind mit dem Gold in die
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