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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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immer gehasst, denn er war es gewesen, der ihnen beiden die Tiefen ihrer Unmoral aufgezeigt hatte – vor langer Zeit.
    Beaufort stand auf, kleidete sich langsam an und schlenderte an ihr vorbei.
    »Du wirst dich nie ändern«, murmelte er ihr ins Ohr. »Und de Warenne spielt nur mit dir – denn er besitzt Tugendhaftigkeit, etwas, von dem du nicht die geringste Ahnung hast.«
    »Und du wohl schon?«, gab sie voller Sarkasmus zurück. »Sag mir, Roger, wann hast du beschlossen, Mary umzubringen? Wäre es nicht genug für uns beide gewesen, wenn sie geflohen wäre?«
    Er erbleichte. Dann zog er grob ihr Gesicht vor das seine.
    »Wenn du mich verrätst, liebes Schwesterchen, dann werde ich dich bis über die Ohren mit in die Sache hineinziehen. Wenn ich falle, dann fällst auch du.«
    Adele riss sich von ihm los. »Hinaus!«
    Sein Lächeln war eine hässliche Fratze.
    »Vielleicht rede ich sogar mit dem guten Erzdiakon. Ich glaube, nicht einmal dein Körper wäre noch attraktiv für ihn, wenn er glauben würde, dass du eines Mordes fähig bist.«
    »Hinaus!«

16
    Mary befand sich in höchster Anspannung. Malcolm und Margaret waren gestern in London eingetroffen; morgen sollte sie getraut werden. Stephen hatte vorgeschlagen, sie solle ihre Eltern im Tower des Königs besuchen, und da sie dies nicht abschlagen konnte, waren sie nun auf dem Weg dorthin. Fast hätte Mary sich geweigert. Sie wollte Malcolm nicht gegenübertreten, nicht jetzt, am Tag vor ihrer Hochzeit.
    Drei Tage waren seit dem Zwischenfall vergangen, eine kurze Spanne, in der sie jedoch glücklich gewesen war. Obwohl Stephen viel Zeit bei Hofe verbrachte, hatte er sie täglich besucht. Sie sprachen nicht darüber, was an jenem Tag geschehen war, an dem sie ihre Verbindung erneuert hatten, doch Mary glaubte, dass sie ein neues und wundervolles Verständnis füreinander erlangt hatten. Sie vertraute ihm – wie konnte sie auch nicht?
    Brand hatte ihr bei einem Besuch erzählt, wie Stephen sein Leben riskiert hatte, um sie aus dem Fluss zu retten. Er hatte sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt und ihr dann ihr Leben zurückgegeben. 0 ja, sie vertraute ihm absolut.
    Und sie hatte nicht geheuchelt, als sie ihm versprach, dass sie ihn nie mehr hintergehen würde. Sie erinnerte sich daran, wie sehr ihn ihr Versprechen bewegt hatte, und war sicher, dass auch er ihr vertraute.
    Sie hatte Angst davor, ihrer Familie auch nur einen kurzen Besuch abzustatten. Sie fürchtete sich davor, was dabei geschehen, was sie dabei in Erfahrung bringen könnte.
    Während sie sich dem Tower näherten – und ihren Eltern –, erkannte Mary, dass Stephen wohl dachte, er würde ihr ei nen großen Gefallen erweisen, dass er sie zu Malcolm und Margaret brachte. Da Mary ihren eigenen Gefühlen nicht ins Gesicht sehen wollte, konnte sie ihm ihr Widerstreben nicht erklären. Aber mit jedem Schritt, den sie dem Tower näher kamen, schlug ihr Herz heftiger, und ihr Magen zog sich zu einem Knoten zusammen.
    Sie hatte erfahren, dass ihr Vater mit einem ziemlich großen Heer vor den Toren Londons angekommen war. Doch man hatte ihm nur mit einigen Dutzend Männern Einlass gewährt, und diese hatten innerhalb des Towers ihre Waffen abgeben müssen. Bei seinem erbittertsten Feind ging William Rufus kein Risiko ein.
    Mary machte sich Sorgen, als sie London durchquerten. Sie kannte ihren Vater gut. Zweifellos war er wütend darüber, dass man ihn zwang, seine Männer samt Waffen zurückzulassen. Sie wusste, wie rasch er zuschlagen konnte, wenn er in Wut geriet. Würde Malcolm die Verbindung, oder gar die Hochzeit, in letzter Minute verhindern?
    Mary verspürte Angst. Wie sehr hatte sie sich verändert. Sie wollte, dass nichts ihrer Heirat in die Quere kam, nicht einmal Malcolm. Er war unbarmherzig mit seinen Feinden, und es gab keinen Zweifel, dass er Northumberland nach wie vor hasste – und Stephen ebenso.
    Der King's Tower kam in Sicht. Er überragte die Mauern der Festung und spiegelte sich im Wasser der Themse. Mary hatte die Vorhänge der Sänfte offen gelassen. Sie begann zu zittern. Stephen ritt vor ihr auf seinem braunen Streitross, gefolgt vom Standartenträger mit der roten Rose von Northumberland. Eine Anzahl schwer bewaffneter Ritter eskortierte sie.
    Sobald sie die Zugbrücke überschritten hatten und im Burghof angelangt waren, begleitete sie eine bewaffnete königliche Eskorte zum Wohnturm. Stephen half Mary aus der Sänfte, nunmehr nicht nur von seinen eigenen Männern umgeben,

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