Die Geliebte des Normannen
mein eigenes. Es ist nicht zu spät!«
Mary starrte ihn entgeistert an.
»Sag einfach nur ja«, rief Doug, »und ich gebe dir noch heute Abend Bescheid. Ich habe einen Plan, Mary, es wird klappen!«
»Doug«, flüsterte sie entsetzt.
Er liebte sie immer noch so sehr, dass er ihr den Verlust ihrer Unschuld verzieh und das Kind eines anderen Mannes akzeptierte, was ohnehin schon überwältigend war. Doch sein Vorschlag war sogar noch schockierender.
»Du musst verrückt sein! Ich kann doch nicht mit dir weglaufen, ich kann nicht!«
»Mary, überlege es dir.«
»Da gibt es nichts zu überlegen. Es ist vereinbart, dass ich Stephen heiraten werde.«
Doug erbleichte.
Mary wusste, weshalb, und wirbelte herum.
Stephen lächelte ihnen eisig zu.
17
Man musste Doug Respekt zollen, dass er vor Stephens unerbittlichem Blick nicht zurückschreckte.
»Wollt Ihr mir meine Braut streitig machen, Mackinnon?«, fragte Stephen.
Doug straffte die Schultern.
»Sie wäre nicht Eure Braut, de Warenne, wenn Ihr sie nicht entführt und entehrt hättet.«
Mary zuckte zusammen und wurde so bleich wie Doug, denn sie erwartete, dass Stephen so grausam sein würde, die Wahrheit über ihre Rolle in dieser Entführung zu enthüllen.
Doch Stephen lächelte nur säuerlich.
»Das ist alles vergangen und vorbei, nicht wahr? Und morgen wird sie meine Gemahlin werden. Also, macht Euch das klar, Mackinnon, dass Mary keinen anderen Freier hat als mich.«
Mary war unglaublich erleichtert, dass er ihr eine solche Demütigung erspart hatte. Sie wagte allerdings nicht, sich einzumischen. Und das erwies sich als Fehler.
Dougs braune Augen blitzten.
»Ihr könnt sie heiraten, de Warenne, aber Ihr könnt uns nicht nehmen, was nur Mary und mir gehört!«
Stephen schwieg. Seine Augen verdunkelten sich.
»Und was wäre das, Mackinnon?«, fragte er dann.
Doug lächelte; nun war es an ihm, mit Kälte, ja Triumph, zu reagieren.
»Liebe.«
Mary schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. Sie fühlte mit Doug. Er liebte sie noch immer und glaubte, sie würde auch ihn lieben. Sie war bestürzt. Sie hätte ihm ohne Umschweife sagen sollen, dass ihr Herz einem anderen gehörte. Und sie fürchtete Stephens Reaktion; sicher würde er fürchterlich toben vor Wut.
Doch er zuckte lediglich lachend die Achseln.
»Liebe ist für Narren wie dich, Junge, nicht für einen Mann wie mich.« Dann wandte er sich mit einem eisigen Blick Mary zu. »Es ist Zeit für uns, nach Graystone zurückzukehren, Demoiselle.
Mary wusste, dass er zornig auf sie war. Tränen glitzerten in ihren Augen, sowohl wegen der Ungerechtigkeit als auch Dougs wegen. Sie berührte seinen Arm.
»Morgen werden Stephen und ich heiraten, Doug, so wie unsere Väter es bestimmt haben. Bitte, bitte, gib uns deinen Segen.«
Doug starrte ihr stumm mit einem flehentlichen Blick in die Augen. Marys Mut sank. Glaubte er noch immer, sie zur Flucht überreden zu können?
»Doug?«
»Verlange nicht das Unmögliche von mir, Mary«, erwiderte er steif und stolzierte mit geballten Fäusten davon. Stephen ergriff ihren Arm.
»Du bist inzwischen sicher erschöpft.«
»Stephen ...« Mary sträubte sich und blickte ihm in die Augen.
Er grinste hämisch.
»Was wirst du nun sagen, Mary, um mich zu beschwichtigen? Dass du ihn nicht liebst? Mach dir nichts vor – vielleicht liebst du ihn ja wirklich. Mir ist das gleichgültig, so lange du in meiner Burg wohnst, mein Bett wärmst und meine Kinder austrägst.«
Am liebsten hätte Mary geweint. Er verstand sie überhaupt nicht.
Es war ein schöner Tag zum Heiraten.
Der Himmel hatte sich aufgeklart und der Wintersonne Platz geschaffen, und die Kälte der letzten Woche hatte nachgelassen; es war sonnig und warm. Mary bemerkte es kaum. Sie war sehr nervös, schon seit dem Vorabend, denn bald würde sie Stephen de Warennes Ring tragen, bald würde sie seine offizielle Gemahlin sein. Sie war gespannt, aber sie konnte nicht umhin, auch Angst zu fühlen. Sie war im Begriff, einen Fremden zu heiraten, sich für den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbinden; und sie war im Begriff, den Erzfeind ihrer Familie zu ehelichen. Einmal geknüpft, konnte dieses Band nicht mehr gelöst werden; sie würden Mann und Frau bleiben, bis der Tod sie schied, allen Umständen zum Trotz. Wenn es in der Zukunft zum Krieg kam, wie würde sie überleben?
Ihre Knie schmerzten. Die Messe dauerte endlos lange, doch Mary, bemerkte Erzbischof Anselm, der sie zelebrierte, kaum. Sie
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