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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Er bewegte sich nicht, er konnte es nicht. Leidenschaft brodelte zwischen ihnen. Sie hielt ihn noch immer am Arm fest.
    »Wir wissen beide, dass ich Euch nicht gerettet habe, Madame, wenngleich ich es gerne würde. Und wir wissen beide, dass Ihr mir wohl kaum danken wollt. Ich bin nicht zu verführen, Madame.«
    Ihre schwarzen Augen blitzten. »Ihr missversteht mich!« »Ich missverstehe Euch nicht, Lady Beaufort. Ganz sicher nicht.«
    So verführerisch sie gewesen war, so wütend war sie nun. »Offenbar habe ich Euch missverstanden!«
    Er antwortete nicht darauf, denn ihre Worte waren eine komplette Lüge – sie hatte ihn von Anfang an durchschaut, sie hatte seine gierige, frevelhafte Lust durchschaut und dass sie beide sich in gewisser Art und Weise sehr ähnlich waren.
    Ihre nächsten Worte ließen ihn sich völlig vergessen. »Ich habe Euch für einen Mann gehalten, trotz Eurer Robe. Aber Ihr seid kein Mann, nicht wahr? Ihr seid kein Mann, Ihr seid einer von diesen Knabenliebhabern!«
    Geoffrey vergaß, dass sie sich an einem öffentlichen Ort befanden. Er packte sie an den Handgelenken und hatte sie im nächsten Augenblick an sich gepresst. Ihre dunklen Augen weiteten sich, als sie seine pralle Männlichkeit spürte, dann verschleierte sich ihr Blick.
    Die offenkundige Einladung darin brachte ihn wieder zur Besinnung. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Zweifelt nie wieder an meiner Männlichkeit!«
    »In Wahrheit habe ich das nie getan«, flüsterte sie.
    Doch Geoffrey war bereits an ihr vorbeigestürmt. Hinter sich hörte er noch, wie sie seinen Namen rief. Seine Schritte wurden länger und entschlossener. Aber er bebte.
    Weniger als eine Stunde später wurde der Graf von Northumberland in das Empfangszimmer des Königs geführt, nachdem er eine sehr private Unterredung mit seinem Sohn Geoffrey gehabt hatte. Seinem Aussehen nach war er unverkennbar der Vater von Geoffrey und Brand – bronzefarbene Haut, goldblondes Haar und überaus blaue, lebhafte Augen. Wie alle seine Söhne strahlte er eine unverhohlene Männlichkeit aus, und die Frauen liefen ihm nach in der Hoffnung, ihn ins Bett zu bekommen. Doch er ignorierte sie – er war seiner Frau in großer Liebe verbunden.
    Seine Aura der Macht war augenfällig. Es war die Macht eines Königsmachers; in der Tat wurde er hinter seinem Rücken von Freund und Feind auch so genannt. Er hielt diesen Spitznamen für amüsant, doch insgeheim fand er Gefallen daran. Früher hatte er sich als Söldner verdingt, und diese Zeiten würde er nie vergessen.
    Das Privatgemach des Königs gehörte zu den größten Räumlichkeiten im Tower; es war halb so groß wie der Festsaal und wurde dominiert von einem eindrucksvollen, geschnitzten Bett, das mit Fellen und Samt bedeckt war und von einem Baldachin überwölbt wurde. Ferner beherbergte der Raum eine große Zahl von Truhen und Kästen, in denen die vom Herrscher am meisten geschätzten und kostbarsten Besitztümer verwahrt wurden.
    Rolfe trat näher und kniete vor Rufus nieder. Der König war eine stattliche Erscheinung. Früher ein Muskelpaket und trotz seiner flammendroten Locken ein gut aussehender Mann, hatte seine ausschweifende Lebensweise inzwischen das Haar ergrauen lassen, und er hatte mehr als nur eine Schicht Fett angesetzt. Träge fläzte er sich in einem massiven Stuhl, der seinem massigen Körper und seinem Gewicht standhielt. Dann nahm er einen Schluck von dem schweren Rotwein aus Frankreich, dessen Wirkung sein Gesicht bereits gerötet hatte, als habe er keine Eile damit, seinen Vasallen zu begrüßen. Schließlich sagte er: »Erhebt Euch, lieber Rolfe, erhebt Euch.«
    Rolfe stand auf und ignorierte dabei Duncan, der offen sein Interesse bekundend neben dem König saß. Duncan war mit Rufus bei Hofe aufgewachsen. Es waren auch noch einige andere Gefolgsleute anwesend, doch sie saßen auf der anderen Seite des Raums ins Gespräch vertieft. Rolfe fiel auf, dass Roger Beaufort fehlte – anscheinend musste er die Gunst des Königs erst wieder erringen.
    »Wie geht es Eurem Sohn?«, fragte Rufus wie beiläufig. Doch sein scharfer Blick strafte seinen Ton Lügen. Rolfe wusste, dass die Neugier den König fast auffraß.
    »Geoffrey geht es gut.«
    »Er wartet auf eine Audienz«, bemerkte Rufus und nahm einen weiteren Schluck Wein.
    Rolfe wusste das, und er kannte auch den Grund dafür.
    »Mein Sohn möchte Rechenschaft vor Euch ablegen«, murmelte Rolfe. Tatsächlich hatte er mit Geoffrey über andere

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