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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Mary nahm sich vor, das nie zu vergessen.
    Sie glitt von ihrem Bett. Selbst wenn er ihren Körper vollständig beherrschte, würde er niemals ihren Willen regieren. Sie durfte einfach nicht zulassen, dass er ihren Geist versklavte. Die Bedürfnisse ihres Körpers verbannte sie in den Bereich der Bedeutungslosigkeit. Er bestand schließlich, wie ihre Mutter sagen würde, nur aus Fleisch und Blut. Mit ihrer Seele hingegen verhielt es sich ganz anders.
    Der heiße und bittere Zorn blieb. Mary wollte sich rächen. Es gab eine Möglichkeit, die derzeitigen Umstände zu ihrem Vorteil zu nutzen. Hatte er sie nicht beschuldigt zu spionieren? Nun war die Zeit gekommen, diese Rolle zu übernehmen.
    Mit neuer Entschlossenheit begann Mary, sich zu waschen, und dachte daran, wie stolz Malcolm auf sie sein würde. Sie verließ das Gemach, als Isobel gerade von ihrem Kindermädchen geweckt wurde. Es war noch nicht Zeit für das erste Stundengebet; Mary schlüpfte aus dem Raum, während Isobel quengelte, sie habe keine Lust, an diesem Morgen zur Messe zu gehen.
    Als sie den Saal betrat, bemerkte sie ihn sofort. Er sah sie an, und seine Augen leuchteten, als habe er sich in der Nacht nicht mit einer anderen Frau verausgabt. Marys Zorn flammte erneut auf, und das unangenehme Gefühl der Verletztheit ebenfalls.
    Sie schaffte es, ihn zu ignorieren, aber es fiel ihr nicht leicht. Der Morgen war kühl; sie ging ans Feuer, ohne ihn zu grüßen, als würde er nicht existieren. Sie fragte sich, bei welcher Frau er gelegen hatte. Und sie fragte sich, wann sie eine Gelegenheit zum Spionieren bekommen würde.
    »Wenn Ihr die Hände noch näher daran haltet, verbrennt Ihr Euch«, sagte er leise und stellte sich dicht hinter sie.
    Sie versteifte sich. Wie alle unverheirateten Frauen trug sie das Haar offen, und nun hob er es an und ließ seine Hände hindurchgleiten.
    »Ihr habt wunderschönes Haar, Mademoiselle«, murmelte er. Sein Ton war bezaubernd weich, hypnotisch.
    Sie bewegte sich nicht, doch alle ihre Sinne waren sich fast schmerzlich der Wärme seines Körpers und seiner Kraft bewusst.
    Sie dachte an seine Treulosigkeit in der letzten Nacht. Seine Finger streichelten ihren Nacken.
    »Habt Ihr gut geschlafen, Mademoiselle?«
    Mary zuckte zurück und musterte ihn.
    »Fasst mich nicht an. Und ja, ich habe in der Tat gut geschlafen!«
    Er musterte sie. »Warum seid Ihr so zornig?«
    »Zornig? Ich?«
    »Habe ich Euch gekränkt?« Mary antwortete mit der Frage, die ihr auf den Nägeln brannte.
    »Habt Ihr denn letzte Nacht gut geschlafen, Mylord?« Sein Blick traf den ihren.
    »Ehrlich gesagt, nein. Und ich bin sicher, Ihr könnt Euch denken, weshalb.«
    »Oh, ich weiß, weshalb!«
    Er streichelte ihre Wange, doch Mary schlug seine Hand beiseite.
    Seine Augen leuchteten verführerisch.
    »Dann wisst Ihr, dass ich nur gut schlafe, wenn Ihr mit mir im Bett seid, Mademoiselle, und wir uns beide verausgabt haben.«
    Seine Unverblümtheit machte Mary sprachlos.
    »Ihr seid zornig, Mary. Weshalb? Weil ich letzte Nacht nicht getan habe, was ich gern getan hätte?«
    »Aber Ihr habt doch getan, was ihr tun wolltet, oder etwa nicht?«, hörte sie sich ihn beschimpfen.
    Er war etwas ratlos.
    »Nein, das habe ich nicht. Wenn ich das getan hätte, wärt Ihr nicht zu dieser frühen Stunde auf den Beinen, Mademoiselle, denn Ihr wärt nicht imstande, unser Bett zu verlassen.«
    Sie errötete. Nur für einen kurzen Moment stellte sie sich vor, er würde sie so vollständig, so gründlich nehmen, dass sie den ganzen Tag im Bett bleiben müsste. Dann erinnerte sie sich daran, dass heute irgendwo in Alnwick ein Mädchen in eben dieser Verfassung war. Sie wurde so wütend, dass sie keine Worte fand.
    »Bald«, sagte er leise, »sobald wir verheiratet sind, wird keiner von uns mehr unter schlaflosen Nächten zu leiden haben.«
    »Ihr seid ein Heuchler!«, schrie Mary, unfähig, sich zurückzuhalten und alle Vorsicht außer Acht lassend.
    Er blickte sie verwundert an. »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich!« Sie merkte, dass er ärgerlich wurde, doch das war ihr gleichgültig. »Ich kam letzte Nacht nach unten, kurz vor der Morgenandacht.«
    Sie hielt inne. Sein Zorn war verflogen – er lächelte erfreut. »Ihr seid gekommen, um nach mir zu sehen«, sagte er und ergriff ihre Hände.
    Mary versuchte vergeblich, sich loszureißen.
    »Nicht aus dem Grund, den Ihr vermutet!«
    Er war amüsiert und skeptisch.
    »Komm, ma chère, du willst mir doch nicht erzählen, du

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