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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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das alles zu verantworten! Ihr seid zwischen uns getreten! Ihr habt Malcolm und mich entzweit! Ihr seid an allem schuld!«
    Wie sehr sie ihn hasste.
    Der Gedanke ging ihm durch den Kopf, dass er insgeheim etwas ganz anderes gewünscht hatte als eine Heirat voller Ablehnung oder Feindseligkeit. Er hatte sich Wärme und liebevollen Beistand ersehnt, fröhliches Lachen und wahre Loyalität. Kummer durchdrang seine Brust, Kummer um seinetwillen und seiner Braut wegen.
    Er stand langsam wieder auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt; er musste sich Mühe geben, sie zu öffnen.
    »Es tut mir leid, dass Ihr mir die gesamte Schuld an dieser Sache zuschreibt«, sagte er steif. »Aber vielleicht habt Ihr recht. Denn ich will Euch heiraten, und ich werde es tun, auch wenn Ihr mich noch so hasst.«
    Mary würgte in haltloser Verzweiflung.
    Er knirschte vor Anspannung mit den Zähnen. Seine Brust schmerzte. Ohne einen Blick zurück öffnete er die Tür und verschwand im Saal.
    Sobald er gegangen war, ließ sich Mary auf das Bett fallen. Sie merkte, dass sie nicht mehr weinen konnte. Sie spürte einen pochenden Schmerz. Am liebsten hätte sie auf das Bett eingeschlagen, die Laken zerrissen, sich selbst zerrissen. Sie wollte gegen diese Ungerechtigkeit aufbegehren. In diesem Moment fühlte sie sich wie eine Wahnsinnige, gefangen im Horror eines Irrsinns, der der Realität trotzte.
    Viele Minuten verstrichen. Minuten, in denen sie ruhiger und gefasster wurde. Minuten, in denen sie aufhörte zu denken und stattdessen in einen betäubungsähnlichen Zustand verfiel. Allmählich überkam sie ein Gefühl des Unbehagens. Sie spürte Augen auf sich gerichtet. Kalte, hasserfüllte, entschlossene Augen. Sie bemerkte, dass sie beobachtet wurde.
    Sie fuhr auf, denn die Frau, die in der Türöffnung stand, sie mit unverhohlener Freude beobachtete und sich an ihrer Qual weidete, war die letzte Person, die Mary im Moment zu sehen wünschte. Es war die überaus schöne Schwarzhaarige, die Stephen erst vor einer Stunde so vertraulich begrüßt hatte; es war seine normannische Geliebte.
    Sie starrten einander an.
    Der Blick der anderen glitt voller Verachtung über Mary.
    »Erzählt mir nicht, dass Ihr dieses Gemach mit mir teilt!«
    Mary setzte sich auf, das Kinn nach vorn gereckt. Sie war sich ihrer Verletzlichkeit sehr bewusst, und auch der Tatsache, dass sie von dieser Frau, von Stephens schöner, sinnlicher Ex-Geliebten, in einem Augenblick äußerster Schwäche überrascht worden war. »Das tue ich in der Tat«, entgegnete sie ruhig und versuchte. ihre Bestürzung zu verbergen.
    Die Frau trat in den Raum und begann, darin herumzuspazieren.
    »So – sie zwingen Euch also, Stephen zu heiraten.«
    »Wie es scheint, wisst Ihr, wer ich bin«, entgegnete Mary kurz angebunden und stand auf. »Aber Ihr müsst Euch noch vorstellen.«
    Die Schwarzhaarige lächelte verzerrt.
    »Ich bin Lady Beaufort«, sagte sie. »Adele Beaufort. Die Frau, die Stephen heiraten sollte.«
    Mary konnte ihren Schock nicht verbergen. Sie hatte in völliger Fehleinschätzung diese Frau für seine Geliebte gehalten. Sie war also nicht seine Buhle, sondern eine der größten Erbinnen Englands. Marys Bestürzung wuchs. Sie hatte Adele für seine Mätresse gehalten, weil ihr – und sein – Benehmen angedeutet hatten, dass sie miteinander intim seien. Das Wissen, dass Adele eine Edelfrau und eine große Erbin war, wirkte ernüchternd. Mary sagte sich zwar, das spiele keine Rolle, weil sie im Rang schließlich weit über Adele stand, die keine Rivalin für sie war. Und doch beschlich sie das Gefühl, als seien sie genau das: erbitterte Rivalinnen.
    »Er heiratet Euch nur wegen des Bündnisses, das Ihr ihm einbringt«, sagte Adele mit zusammengekniffenen Augen.
    Sie hatte die Tür geschlossen; nun strich sie über ihr fantastisches, türkisfarbenes Gewand, über ihre sinnlichen Hüften. Es war eine provokative Geste, mit der sie ihre Kurven gegen Marys schlanken, knabenhaften Körper ins Spiel brachte.
    »So wie er Euch wegen Eures Reichtums heiraten wollte«, gab sie zurück.
    Es klang nicht überzeugt. Diese Frau hatte, was alle Männer mochten; nur zu gut konnte sich Mary an Stephens Worte beim König erinnern. Vielleicht hatte dieser sogar Adele Beaufort gemeint, als er sagte, Stephen habe »reife und üppige Frauen« bevorzugt. Aber natürlich war ihr das gleichgültig. Sie hasste ihn ohnehin.
    »Wegen meines Reichtums, ja, und wegen vieler anderer Dinge«, sagte Adele

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