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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sich wieder ab. Sie fragte sich, was er tun würde, wenn er von ihrem Plan wüsste, mit Adele Beauforts Hilfe zu fliehen.
    Es saßen an die hundert Lords und Ladys mit ihrem König zu Tisch. Zahllose Köstlichkeiten wurden gereicht, und hinter den Speisenden boten Hofnarren und ein fahrender Sänger Unterhaltung. Stephen führte Mary am unteren Ende der Tafel vorbei zum Podium, auf dem der König saß.
    Rufus hatte gelacht, doch nun erstarb seine fröhliche Miene. Er blickte düster – nicht auf Mary, sondern auf Stephen.
    Mary sah in Stephens Gesicht. Seine Miene war ausdruckslos, undeutbar.
    »Kommt, kommt, setzt Euch zu mir«, rief Rufus, erneut lächelnd. »Wir müssen unser Gespräch zu Ende führen, lieber Stephen.«
    Sie nahmen ihre Ehrenplätze auf dem Podium ein. Der König saß zu Marys linker Seite. Mary hasste ihn so sehr, dass sie sich vor Anspannung versteifte, wenngleich sie wusste, dass sie ihre Gefühle verbergen musste. Eine Verärgerung des König von England war das Letzte, was sie sich erlauben durfte, während sie faktisch eine Gefangene in seiner Burg war.
    Stephen saß rechts neben ihr. Er hatte nichts zu ihr gesagt, seit er sie zu Tisch geleitet hatte, und nun begann er, auf die freundlichen Fragen des Königs einzugehen. Er saß unangenehm dicht bei ihr – sein Schenkel berührte den ihren vom Knie bis fast zur Hüfte. Mary wollte nichts mit ihm zu tun haben, aber der Tisch war überfüllt; sie würde seine unangenehme Nähe bis zum Ende des Mahls ertragen müssen.
    Mit der Zeit bemerkte sie die vielen gespannten und neugierigen Blicke, die auf sie gerichtet waren. Sie fühlte sich zur Schau gestellt. Ihre Wangen wurden heiß.
    Sie war kein Ehrengast, und jeder wusste es, ging es ihr bitter durch den Kopf.
    Sie war eine Gefangene und eine heidnische Schottin. Die normannischen Lords und Ladys begafften sie, als sei sie ein Drache und würde Feuer spucken.
    Dann sah sie Adele Beaufort. Sie saß gleich unterhalb des Podiums und ignorierte Mary, warf jedoch immer wieder einen lüsternen Blick auf Stephen. Der Gedanke an ihren Plan, der im Detail noch nicht feststand, verursachte Mary Unbehagen, denn falls alles gut ging, würde Adele eines Tages Stephens Gemahlin werden.
    Die Erbin von Essex saß zwischen zwei Männern, die Mary früher am Tage schon einmal gesehen hatte. Sie waren in den Privatgemächern des Königs gewesen, als sie das demütigende Vorstellungsgespräch über sich ergehen lassen musste. Der eine war groß und hatte kastanienbraunes Haar, und aus irgendeinem Grund kam er Mary vertraut vor, wiewohl sie sicher war, dass sie sich nie getroffen hatten.
    Stephen sprach noch immer nicht mit ihr. Der König erläuterte gerade seine Probleme mit Kent. Mary hörte nicht zu, das Thema interessierte sie nicht. Stephen bot ihr von seinem Wein an, ohne die Aufmerksamkeit von Rufus abzuwenden.
    Mary konnte nichts trinken. Sie wünschte sich weit weg und sehnte das Ende des Mahls herbei.
    »Gefällt Euch der Hof meines Bruders nicht, Prinzessin?«
    Prinz Henry lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich; er saß neben Rufus und lächelte ihr zu. Er erinnerte sie an einen abwartenden Wolf, der bald über sein unglückliches Opfer herfallen würde.
    »Oh doch, natürlich gefällt er mir, Sir«, antwortete Mary mit einem zaghaften Lächeln. »Wie könnte es anders sein? Ich meine, ich bin hier mit meinem Geliebten, und wir werden von seinem großen König geehrt. In der Tat, ich bin überwältigt.«
    Ihr Ton war mehr oder weniger arglos, doch ihre Augen funkelten.
    Prinz Henry starrte sie an, sein Lächeln war verschwunden. Er erahnte ihren Sarkasmus, und genau das hatte Mary gewollt. Leider war Stephen nicht so mit dem König ins Gespräch vertieft, wie sie gedacht hatte; auch er hatte sie gehört. Ihm war absolut klar, wie ihre Bemerkung gemeint war, und er legte warnend eine Hand auf ihre. Mary erwiderte diese Geste mit Kuhaugen und einem spröden Lächeln.
    »Und was denkt ihr über London?«, fragte Henry, nun mit gekrümmter Haltung, wenngleich messerscharfem Blick.
    »So eine große Stadt, wie könnte ich da nicht beeindruckt sein? In der Tat, ihr Normannen seid wirklich außergewöhnlich. Eure Taten erregen Bewunderung. Alle eure Taten.« Mary konnte sich nicht mehr bremsen. »Schließlich erfordert es großen Mut von euch Normannen, eine gefangene Schottin vor den Altar zu zwingen, nicht wahr?«
    Stephen und Henry erstarrten.
    Mary zitterte.
    Sie hatte es geschafft, Stephen wütend zu

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