Die Geliebte des Prinzen
dem Ticket, das ich ihr geschenkt habe. Ich hoffe, ihr Flugzeug stürzt ab.“ Barrington schlug die Tür zu.
Noch während er zu seinem Wagen ging, wählte Maxim die Nummer seines Privatdetektivs und beauftragte ihn, Graces Adresse in L. A. zu ermitteln. Und das war längst nicht alles, was er über ihre Familie in Erfahrung brachte.
Eine Stunde später saß er in seinem Privatjet, unterwegs nach Kalifornien.
Das kleine gelbe Cottage auf den Klippen hoch oben über der tosenden Brandung des Pazifischen Ozeans strahlte wie ein Leuchtfeuer in der Morgendämmerung.
Erschöpft von dem steilen Aufstieg, betrat Grace ihr altes Zuhause. Auf Zehenspitzen schlich sie an dem künstlichen Tannenbaum mit seiner funkelnden Lichterkette und dem Weihnachtsschmuck aus ihrer Kindheit vorbei.
„Gracie?“ Ihre Mutter streckte den Kopf aus der Küche. „Du bist aber früh auf den Beinen! Ich dachte, du wolltest ausschlafen.“
Grace verbarg die kleine Tüte aus der rund um die Uhr geöffneten Apotheke im Ort hinter ihrem Rücken. „Ach, das ist der Jetlag. Ich konnte nicht schlafen, also habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht.“
„Mein armer Liebling“, meinte ihre Mutter mitfühlend. „Komm, ich koche dir eine Tasse Kaffee. Setz dich zu mir, während ich die Eier brate.“
„Gleich, Mom.“ Mit pochendem Herzen lief Grace in ihr früheres Kinderzimmer, zog ihre Jeans aus und schlüpfte wieder in ihren kuscheligen Flanellpyjama und einen alten roten Bademantel. Die Tüte legte sie auf den Nachttisch.
Ihre Mutter hatte sie gestern Abend freudestrahlend am Flughafen in Los Angeles in Empfang genommen. Fröhlich hüpfend hatten ihre beiden jüngeren Brüder ihr Gepäck vom Laufband genommen, und selbst der siebzehnjährige Josh hatte sie herzlich umarmt und ihr zugeflüstert: „Schön, dass du da bist.“
Zurück in dem kleinen Haus am Meer, eine Autostunde entfernt von der Großstadt, hatten sie um Mitternacht heißen Kakao mit geschmolzenen Marshmallows getrunken. Dann waren alle glücklich und zufrieden ins Bett gefallen, um süße Weihnachtsträume zu träumen.
Alle bis auf Grace.
Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihnen zu sagen, dass sie das Haus, in dem sie so friedlich schliefen, in Kürze verlieren würden. Sie hatte sie angelogen. Nein, nicht angelogen. Lügen war etwas für selbstsüchtige Mistkerle wie Maxim. Sie hatte sie nur vor der Wahrheit beschützt, die ihnen das Herz brechen würde.
Aber sie hatte den Kakao, den sie so liebte, kaum heruntergebracht. Seit Tagen plagte sie nun schon diese ständige Übelkeit. Nachts im Bett hatten auch noch ihre Brüste gespannt, und da war ihr zum ersten Mal der alarmierende Gedanke gekommen. Übelkeit, Erschöpfung, schmerzende Brüste …
Noch vor Tagesanbruch hatte sie sich auf den Weg zur Apotheke gemacht, um einen Schwangerschaftstest zu kaufen.
Reine Geldverschwendung, sagte sie sich. Sie hatte doch nur ein paar Mal mit Maxim geschlafen … gut, viele Male. Aber sie hatten nur ein einziges Mal ungeschützten Sex gehabt. So grausam konnte das Schicksal nicht sein!
Damals, in jener ersten Nacht, war sie viel zu berauscht vor Glück gewesen, um an Verhütung auch nur zu denken. Und hätte man nicht annehmen sollen, dass ein Playboy wie Maxim selbst dafür sorgte, dass seine Geliebte nicht schwanger wurde? Erst recht, wenn er vorhatte, sie zu betrügen?
Der Gedanke tat immer noch höllisch weh.
Den Test musste sie vorerst verschieben. Widerstrebend ging sie in die Küche, wo ihre Mutter lächelnd eine Tasse Milchkaffee vor sie hinstellte. Allein von dem Duft wurde Grace schon übel. Noch schlimmer aber war es, zuhören zu müssen, wie ihre Mutter ihr unter Tränen für die Rettung des Hauses dankte.
„Es war dumm von mir, meine Probleme verdrängen zu wollen. Dein beruflicher Erfolg hat mich auf eine Idee gebracht, Gracie“, meinte Carol Cannon zuversichtlich, während sie ein Blech mit Biskuits in den Ofen schob. „Nachdem ich euch vier großgezogen habe, dürfte es kaum etwas geben, das ich nicht bewältigen kann! Vielleicht lasse ich mich zur Steuerberaterin ausbilden. Ich war immer gut in Mathematik.“
Grace verbrannte sich die Zunge an dem heißen Kaffee, von dem ihr ohnehin nur schlecht wurde. „Ich weiß, du kannst alles schaffen, Mom.“
Ihre Mutter kam zu ihr und küsste sie aufs Haar. „Ich bin stolz auf dich, Gracie. Ich möchte mitkommen, wenn du morgen den Scheck zur Bank bringst. Es ist schön, eine so starke Tochter zu
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