Die Geliebte des Rebellen
AnnaClaire und fuhr in leisem Verschwörerton fort: “Ich habe heute erfahren, dass weitere englische Soldaten in Dublin eingetroffen sind und die Stadt durchkämmen. Lord Dunstan hat eine hohe Belohnung auf Euch ausgesetzt in der Hoffnung, dass irgendwelche Landsleute Euch an die Engländer verraten. Er ist fest entschlossen, den berüchtigten Blackhearted O’Neil zu fassen.”
Er schob sein Essen zur Seite. Schon oft hatte er darüber nachgedacht, in welch gefährlicher Lage sich AnnaClaire befand. Nun war der geeignete Augenblick gekommen, zu fragen: “Warum habt Ihr mich in Eurem Haus aufgenommen? Ihr wusstet doch um die damit verbundene Gefahr.”
“Darf ich daran erinnern, dass ich tatsächlich keine Wahl hatte, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.”
“Aber Ihr hättet doch die Möglichkeit gehabt, mich festnehmen zu lassen.”
“Ja.”
“Oder Ihr hättet mich davonjagen können.”
“Das ist richtig.”
Während dieses Wortwechsels war AnnaClaire die ganze Zeit in der Kammer herumgegangen und hatte sich praktischen Tätigkeiten hingegeben. Sie schloss die Luke, räumte das benutzte Geschirr ab, gab frisches Wasser in die Waschschüssel und faltete Tücher zusammen.
“Aber Ihr habt all das nicht getan, AnnaClaire.” Rory hielt sie am Handgelenk fest, als sie sich soeben bückte, um eine Decke vom Boden aufzuheben. “Ihr lasst mich hier wohnen, pflegt mich und bringt Euren gesamten Haushalt meinetwegen in größte Gefahr. Warum?”
Beharrlich vermied sie es, ihn anzusehen. “Ihr brauchtet meine Hilfe. Ich würde niemals ein bedürftiges Wesen im Stich lassen, egal um wen es sich dabei handelt.”
“Um Himmels willen, AnnaClaire, auf meinen Kopf ist ein hoher Preis ausgesetzt. Glaubt Ihr etwa, ich wüsste nicht, was die Engländer mit Euch machen würden, wenn sie mich hier fänden?”
“Sie werden Euch nicht finden. Und außerdem habt Ihr doch selber ganz richtig bemerkt: Ich bin eine von ihnen.”
“Nun, ich habe schon vieles gesagt, und für manche Äußerung schäme ich mich heute”, entgegnete er und fügte etwas leiser hinzu: “Ihr seid keine von denen, AnnaClaire. Und Ihr werdet es auch nie sein.”
“Woher wollt Ihr das wissen? Mein Vater ist einer der Vertrauten der Königin. Vielleicht ist er in diesem Moment bei ihr und erörtert mit ihr Lösungen für das ‘Irische Problem’, wie sie uns nennt.”
“Seht Ihr?” Rory lächelte sie vielsagend an. “Ihr habt gerade ‘uns’ gesagt, also betrachtet Ihr Euch doch wohl eher als zu unserem Volk gehörig.”
“Das war ein Versprecher”, wehrte sie ab.
“Nein, die Familie Eurer Mutter ist irisch. Und Euer Herz schlägt für uns.” Er zog ihre Hand an die Wange. “Für mich.”
AnnaClaire ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken, obwohl sie bei der Berührung das nun schon vertraute eigentümliche Ziehen in der Herzgegend spürte. “Ihr deutet etwas in meine Worte hinein, was ich nie so gemeint habe. Rory O’Neil, Ihr wart verwundet. Ihr brauchtet einen Ort, wo Ihr gesund werden konntet. Ich hätte für jedes verletzte Lebewesen das Gleiche getan, egal, ob es sich dabei nun um einen Hund oder einen Menschen gehandelt hätte.”
“Ihr habt ein weiches Herz, AnnaClaire. Das ist eine weitere Eigenschaft an Euch, die ich zu lieben begonnen habe.”
“Hört auf.” Sie wehrte seine Hand ab. “Ihr benutzt schöne Worte, um meinen Widerstand zu brechen. Setzt Euch lieber auf den Stuhl, damit wir noch einige Übungen mit Eurem Arm machen können, bevor wir schlafen gehen.”
“Zusammen?” Seine Augen glitzerten vor Vergnügen.
“Das Einzige, Rory O’Neil, was wir gemeinsam tun, ist das Bewegen Eures Arms.”
Folgsam zog er sein Hemd aus und ließ sich auf dem Stuhl nieder. AnnaClaire trat hinter ihn und begann, seine Schultern zu massieren. Den Moment hatte Rory herbeigesehnt, in dem er endlich wieder ihre Hände auf der Haut spüren würde. Nun stieß er einen tiefen, wohligen Seufzer aus. AnnaClaire tat ihm so unendlich gut.
Doch in das Wohlbehagen mischte sich eine Unruhe, die mit jedem Tag größer wurde. Er begehrte AnnaClaire. Er wünschte sich mehr von ihr! Ihre Hände wollte er überall auf seinem Körper spüren und ihre Lippen schmecken. Aber auch das würde ihm nicht genügen …
“Ihr habt Euren Arm nicht so ausgiebig trainiert, wie ich es Euch geraten habe. Ich kann an mehreren Stellen kleine Knoten fühlen, die ein Zeichen für Verspannung sind.”
“Vielleicht rühren sie ja von
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