Die Geliebte des Rebellen
ungeduldig und versinkt beinahe in Selbstmitleid.”
AnnaClaire musste lachen. “Die Beschreibung passt gut zu Rory O’Neil. Hat er denn gegessen?”
“Nein, er hat die Speisen kaum angerührt. Sowie er hörte, dass Ihr den ganzen Tag fort sein würdet, schob er das Tablett beiseite und schmollte wie ein kleiner Junge.”
Seltsamerweise empfand AnnaClaire bei dieser Schilderung ein Gefühl großer Freude. Unwillkürlich lächelte sie glücklich vor sich hin. “Ach, dafür wird er morgen die doppelte Menge zu sich nehmen”, meinte sie unbekümmert. “Am besten kochst du fürs Frühstück eine extra große Portion Haferbrei.”
“Sehr wohl, Mylady.” Bridget wies auf das Tablett. “Ich habe für alle Fälle genug Essen vorbereitet, falls er im Laufe der Nacht Hunger bekommt.” Verstohlen schaute sie AnnaClaire an. “Es könnte ja sein, dass Ihr noch zu ihm geht, bevor Ihr Euch schlafen legt.”
“Ich danke dir, Bridget.” AnnaClaire erkannte, dass sie in der Tat den übermächtigen Wunsch verspürte, Rory noch einen Besuch abzustatten.
Rory hörte die leichten Schritte auf der Stiege und schaute in gespannter Erwartung auf die Tür. Die Kehle wurde ihm trocken, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Rory hatte AnnaClaire den ganzen Tag über schmerzlich vermisst.
Er hatte begonnen, sich auf ihre Besuche zu freuen, obwohl die Übungen, zu denen sie ihn zwang, eine Qual für ihn waren. Doch gleichzeitig spürte er, dass seine Anstrengungen belohnt wurden durch eine spürbare Stärkung seines Allgemeinzustands.
Wie eine frische Brise trat AnnaClaire schwungvoll in die Kammer. Ihre Röcke raschelten. “Guten Abend, Rory O’Neil, wie ist es Euch in meiner Abwesenheit ergangen?”
“Den größten Teil des Tages habe ich wie ein Säugling geschlafen.”
“Und wieso runzelt Ihr so unwillig die Stirn?”
“Weil es für einen Mann meines Alters unangebracht ist, den Tag zu verschlafen. Es ist eine Schande!”
“Schande oder nicht”, erwiderte AnnaClaire munter, “so gehört der Schlaf zweifelsohne zu einem erfolgreichen Genesungsprozess.” Sie hob den Deckel von einer Suppenschüssel, aus der ein aromatischer Duft aufstieg. “Bridget hat sich einmal wieder selbst übertroffen”, erklärte sie, füllte eine Schale mit der Brühe und reichte diese Rory. “Sie ist davon überzeugt, dass allein ihre Essenszubereitung Wunder wirkt und das Heilen Eurer Wunden beschleunigt.”
Er nippte von der heißen Flüssigkeit und lächelte. “Ihr könnt Bridget ausrichten, dass sie für mich eine Heilige ist und ihre Kochkünste in der Tat Wunder vollbringen.”
“Wenn ich ihr das sage, wird sie wie ein junges Mädchen vor Verlegenheit erröten.” AnnaClaire stieß die schmale Fensterluke auf und wandte sich dann wieder zu Rory um, der mit großem Appetit die dampfende Suppe löffelte.
“Hier”, sagte sie und deutete auf einen Stapel Kleidungsstücke. “Diese Sachen habe ich für Euch mitgebracht.”
“Wozu brauche ich sie?”
“Nun, was meint Ihr?” AnnaClaire hob Rorys zusammengeknülltes, zerrissenes Hemd vom Boden auf und bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. “Wenn Ihr ein wenig Zeit erübrigen könnt, wäre es mir lieb, Ihr würdet auch Eure Beinkleider gegen saubere Breeches einwechseln.”
“Mit dem größten Vergnügen”, erwiderte Rory und machte Anstalten, den Gurt um die Taille zu lockern.
“Mir wäre es lieber, Ihr wartet damit, bis ich fort bin”, wandte AnnaClaire hastig ein, und Rory lachte.
“Ihr wollt mir wohl den Spaß verderben”, gab er neckend zurück. “Bitte, bezaubernde AnnaClaire, reicht mir doch eine helfende Hand.”
“Das würde Euch wohl gefallen. Ihr seid der geborene Schwerenöter, Rory O’Neil”, versetzte AnnaClaire. “Tut einfach, was ich gesagt habe. Später werden Eure alten Sachen dann verbrannt.”
“Wieso denn das? So gutes Tuch kann doch gewiss gereinigt und geflickt werden?”
“Nein”, widersprach AnnaClaire. “Von den vielen Kämpfen sind Eure Kleidungsstücke so durchlöchert, dass nicht einmal Bridget in der Lage wäre, sie zusammenzuflicken. Außerdem könnte jemand, der Euch an jenem Tag im Hafen gesehen hat, sie finden und wiedererkennen. Dann wäre man imstande, in kürzester Zeit Eure Spur bis hierher zu verfolgen.”
Rory musterte sie durchdringend, und seine Stimme klang eiskalt, als er wissen wollte: “AnnaClaire, was ist passiert? Warum diese plötzliche Sorge um meine Sachen?”
“Also gut”, meinte
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