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Die Geliebte des Rebellen

Die Geliebte des Rebellen

Titel: Die Geliebte des Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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beherrscht, trat in seine Fantasie das Bild von Caitlins zerschundenem, blutüberströmtem Körper.
    Damit hatte Rory nicht gerechnet. Nach zwei unendlich lang erscheinenden Jahren, nach all den körperlichen Entbehrungen, dem Aufruhr der Gefühle und stets erneuter Enttäuschung, wenn sich seine Hoffnung wieder einmal nicht erfüllt hatte, war das Ziel jetzt endlich zum Greifen nah.
    Wenn der Mann vor ihm tatsächlich Tilden war, konnte Rory unmöglich seinen Plan durchführen.
    Obwohl er zutiefst aufgewühlt war, gelang es ihm, ruhig an seinem Ale zu nippen und geduldig darauf zu warten, dass der Soldat mit dem gelblichen Haar sich umdrehte. Rory wollte nicht noch einmal den Fehler machen, einen Unschuldigen zu töten, nur weil der dem verhassten englischen Bastard ähnlich sah und Rory ihn daher verwechselte.
    Einige Soldaten brachen in lautes Gelächter aus, und jener Mann drehte sich langsam um. Rory erstarrte. Vom Kinn bis zur Augenbraue zog sich eine hässliche, dunkelrote Narbe über das Gesicht des Engländers.
    Zwei Jahre des Schmerzes und der Enttäuschungen. Zwei Jahre unvorstellbaren Leides. Nun würde der Rachefeldzug endlich zum Abschluss kommen. Hier in diesem Dorf, in seiner Heimat würde Rory seinen Schwur erfüllen. Der Mann vor ihm verdiente es nicht, auch nur noch eine Minute länger zu leben!
    AnnaClaire und Innis ließen ihre Pferde am Dorfeingang zurück und folgten zu Fuß dem Licht des Wirtshauses. Dort angekommen, verbargen sie sich hinter einer Mauer, als sie plötzlich lautes Gelächter hörten.
    “Englische Soldaten”, wisperte Innis.
    “Woran erkennst du das?” wollte AnnaClaire wissen.
    “Um diese Stunde sind die meisten Dorfbewohner längst im Bett. Sie müssen im Morgengrauen aufstehen und sich um ihre Felder und Herden kümmern”, erläuterte der Junge. Nervös schaute er sich um. “Eigenartig.”
    “Was ist eigenartig?”
    “Hier draußen sind überhaupt keine englischen Wachen postiert.”
    “Und was ist daran so merkwürdig?”
    “Die Soldaten befinden sich auf fremdem, sogar feindlichem Gebiet, Engländerin. Sie haben wahrlich keinen Grund, den Menschen hier im Dorf zu trauen. Es sei denn …”
    “Es sei denn … was?”, flüsterte AnnaClaire.
    Innis, der zunächst nur verwirrt die Stirn gerunzelt hatte, machte nun eine finstere Miene. “Bleibt hier”, sagte er unvermittelt.
    Bevor AnnaClaire ihn fragen konnte, was er vorhatte, griff er bereits nach einem tief hängenden Ast und zog sich daran hoch. Stück für Stück kletterte er höher, bis er eine offen stehende Luke unter dem Dach des Wirtshauses fand, durch die er ins Innere des Gebäudes kletterte.
    AnnaClaire beobachtete ihn genau. Dann raffte sie ihre Röcke und begann, den gleichen Weg zu nehmen wie zuvor Innis. Sie wurde von ihren Kleidern und Unterröcken erheblich behindert, und mehrere Male schimpfte sie leise wenig damenhaft vor sich hin. Doch schließlich hatte sie es geschafft und stand in demselben Raum wie der Junge. Er schickte sich soeben an, die Tür zu öffnen, um nach unten in die Gaststube zu gelangen.
    “Ihr hättet draußen im Schutz des Baumes bleiben sollen, Engländerin”, meinte er missbilligend. “Nun wartet hier, und lasst Euch keinesfalls von irgendjemandem sehen.”
    “Ich denke überhaupt nicht daran, von dir irgendwelche Anordnungen anzunehmen. Sag mir lieber, was du vermutest, Innis.”
    Er atmete tief durch, bevor er antwortete: “Nun gut. Ich glaube, dass die englischen Hundesöhne den Blackhearted O’Neil heute Nacht hier erwarten. Warum sonst wohl gibt es draußen keine Wachen? Rory soll in einen Hinterhalt gelockt werden.”
    “Eine Falle? Um Himmels willen, Innis! Dann müssen wir sofort etwas unternehmen!”
    Seufzend musste er AnnaClaire recht geben und öffnete die Tür. Sie traten in den Flur und machten sich daran, schnell und leise die Treppe hinunterzugehen, die in den Schankraum führte.
    Für Rory war es so, als ob die Zeit stillstünde. Endlich hatte er sein Ziel greifbar vor Augen. All der Schmerz und unbändige Hass, die er zwei Jahre lang mit sich herumgetragen hatte, nahmen nun endlich Gestalt an in Form des Scheusals Tilden.
    Mit einer Hand tastete er nach dem Schwert und zog es vorsichtig aus der Scheide. Bei dieser Bewegung wurde es in dem Schankraum schlagartig völlig still, so still, dass man eine Nadel hätte zu Boden fallen hören können. Die Blicke aller Anwesenden waren auf Rory gerichtet, dem sein eigener Herzschlag laut in den Ohren

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