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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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vom Spieltisch fort, gegen das Fenster, an dem Madames Damen gesessen hatten und jetzt nur noch die Fräulein von Artigny und La Vallière zurückgeblieben waren. Er nahm die kostbaren Armringe und trat dicht vor Louise damit hin, die funkelnden Spangen freudestrahlend in ihre Hand legend.
    Louise senkte den Blick.
    „Sie sind sehr schön, Sire”, sagte sie und machte eine rasche Bewegung, ihm den Schmuck zurückzugeben. Louis schüttelte lachend das Haupt.
    „Nein, mein Fräulein, die Armringe sind in viel zu schönen Händen, um jemals in die meinen zurückzukehren. Sie dürfen sie ruhig nehmen. Die aufrichtigste Verehrung bietet sie Ihnen dar.”
    Und ohne ihr Zeit zur Antwort zu lassen, ging der König auf seinen Platz am Lotterietisch zurück.
    Ein kurzes bedrückendes Schweigen entstand. Dann wisperte und flüsterte es in allen Ecken und Winkeln. Hatte man in Fontainebleau und bei dem kurzen Besuch des Königs in Saint-Cloud auch manchen Blick, manch liebenswürdiges Lächeln des Königs an die Adresse des Fräulein von La Vallière aufgefangen, hatte man Saint-Aignan, des Königs vertrautesten Freund, auch über des Königs mögliche Annäherung an Fräulein von La Vallière auszuforschen gesucht, niemandem war es im Ernst eingefallen, dass zwischen dem König und dem einfachen, stillen Mädchen eine Neigung im Aufkeimen sei oder gar schon bestehen könne.
    Die Überraschung war eine ungeheure. Hinter galantem Lächeln verborgen, wurden entsetzte und boshafte, beistimmende und heftig abwehrende Blicke und Worte getauscht.
    Wie in den Untiefen eines an der Oberfläche glatten Sees kochte und brodelte es. Am heftigsten und heißesten im Herzen Madames. Ihre Augen flammten, ihre Wangen brannten, die eiskalten Hände hatten sich krampfhaft geschlossen. Wie war es möglich, dass Louis ihr eine solche Schmach antat! Was musste dieses Mädchen aus ihm gemacht haben, dass er sich so weit vergessen konnte! Am liebsten hätte sie ihm ein heftiges Wort ins Gesicht geschleudert, wäre die Königin nicht zugegen gewesen, die von dem ganzen Vorgang keine Notiz genommen zu haben schien.
    Auch der König spielte den Unbefangenen und schien von Madames ironischen Spitzen, die sie statt der Zornesausbrüche gegen ihn schleuderte, nicht im Geringsten getroffen zu sein. Im Gegenteil, ihre versteckte Wut machte ihm offenbar Spaß.
    Aber je kaltblütiger Louis blieb, umso heißer brannte die Rache in Madames Herzen gegen ihren königlichen Schwager und Louise von La Vallière auf. Sie würde sie ihnen heimzahlen, diese Blamage, diese Demütigung vor dem ganzen Hof, der sie nur als Siegerin kannte, heimzahlen tausendfach!
    Ein rasch gewechselter Blick mit Olympia — ein kurz geflüstertes Wort mit Guiche und Vardes machte Henriette von England sicher, dass sie im Kampf gegen die La Vallière und den König nicht allein stehen würde.
    Und noch in einer anderen Frau, die mit klugem und sorgendem Blick neben der arglosen jungen Königin Wache hielt, hatte des Königs Haltung gegen das Fräulein von La Vallière wenn auch keinen Zorn, so doch eine große und tiefe Besorgnis um die Ruhe ihrer geliebten Herrscherin ausgelöst — in der Königin treuesten Freundin, der Herzogin von Navailles. Sie trat an den König heran und bat ihn, wie sie ihn schon oft gebeten, mit etwas festerer Stimme vielleicht, nicht auf fremden Jagdgründen zu jagen.
    Je nachdem er gelaunt war, hatte der König die unbequeme Mahnerin mit einem spöttischen Wort, mit einem Ausbruch des Jähzorns, mit heiterer Liebenswürdigkeit abgefertigt.
    Heute war ihm die Mahnung der Herzogin genauso gleichgültig wie die Wut Henriettes. Er sah und dachte nur eines: Louise von La Vallière und wie er in heimlich süßer Stunde die kostbaren Spangen selbst um ihre weißen Arme legen wollte, köstlicher ihm als alle Schätze der Welt, wichtiger als der Zorn des gesamten Hofes.
     
    Auf der kleinen Treppe, die in das oberste Geschoss zu Fräulein von La Vallières einfachem Stübchen führte, stand Rosalie und wartete klopfenden Herzens. Wie falsch mussten des Königs Uhren heute gehen, dass Herr Armand noch immer nicht kommen wollte!
    Rosalie zog ihre eigene hervor, die der hübsche Uhrmacher ihr an ihrem Namenstag geschenkt hatte. Lustig genug sah sie aus mit ihrem dicken Bauch und den kleinen pausbäckigen Amoretten auf dem runden Deckel.
    Rosalie schüttelte den Kopf. Wahrhaftig, längst über die Zeit!
    Jetzt endlich Schritte auf der Treppe. Des Mädchens schwarze Augen

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