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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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geschickteste Goldarbeiter von Paris, vielleicht der Welt. Ich wüsste niemanden, der mit der Natur der Edelsteine so innig vertraut wäre und sie auf so besondere Art zu behandeln weiß wie er!”
    „Und wenn er sich weigert, den Auftrag Eurer Majestät zu übernehmen?”
    „Zwingen werde ich ihn nicht. Aber trotzdem wird unser Weg kein vergeblicher gewesen sein”, lächelte Louis geheimnisvoll.
    Sie traten durch die kleine Pforte in dem bröckligen Mauerwerk auf das Haus zu, aus dem ihnen eifriges Klopfen und Hämmern entgegentönte. Als der König die Tür zur Werkstatt aufstieß, ohne dass die Kommenden bisher bemerkt worden wären, fanden sie den Meinen breitschultrigen, muskulösen Menschen so ganz in seine Arbeit vertieft, dass der König dem Herzog ein Zeichen des Schweigens machte und René Cardillac ein paar Augenblicke interessiert zusah.
    Der Goldarbeiter hielt den, mit dichtem, krausem, rötlichem Haar bedeckten Kopf tief über ein Halsgeschmeide gebeugt, an dem er mit spitzer Feile sorgfältig herumarbeitete. Dann nahm er das Schmuckstück in die in die Höhe, gegen das Licht. Seine kleinen, tief liegenden, grünen Augen hingen mit förmlich verliebten Blicken an der Kette. Plötzlich warf er sie mit tückischem Ausdruck so heftig beiseite, als ob das Schmuckstück ihm die Finger versenge.
    Jetzt trat der König dicht an die Seite Cardillacs. Der fuhr zusammen wie das böse Gewissen selbst. Als er den König erkannte, verneigte er sich tief. Aber ehe Louis noch zu Ende gesprochen, wehrte der Goldarbeiter mit erhobenen Händen leidenschaftlich ab.
    „Ein Geschmeide für Ihre Majestät die Königin! — Nein, Sire, um keinen Preis der Welt bin ich dafür zu haben. Ich — ich bin krank, Sire — kopflos, ungeschickt — für eine solche Aufgabe jetzt gänzlich untauglich.”
    In der Tat schien René Cardillac krank, so aus allen Fugen gebracht zeigte er sich. Saint-Aignan warf dem König einen bittenden Blick zu. Louis verstand sofort.
    „Aber ein fertiges Schmuckstück werde ich doch erstehen dürfen, Cardillac?”, fragte der König über die Aufregung des kleinen Menschen, der ihm kaum bis an die Brust ging, lächelnd.
    „Kommt darauf an, für wen es bestimmt ist, Sire.”
    „Sind Sie des Teufels, Cardillac?”
    „Könnte schon sein!”, brummte der Kleine für sich. Jahre später sollte sich herausstellen, dass er aus krankhafter Besitzsucht viel gelungene Schmuckstücke nicht herausgeben wollte. Andere verkaufte er, folgte dann aber dem Käufer und tötete ihn in einer dunklen Gasse mit dem Dolch, um das Geschmeide wieder an sich zu bringen. Manchen Menschen, denen er nichts antun wollte oder konnte, wollte er daher gar keine Schmuckstücke verkaufen. Dies alles wurde erst bekannt, als er einmal bei einem misslungenen Mordversuch selbst von seinem Opfer verwundet wurde...
    „Ich brauche zwei kostbare Armbänder, Meister, für eine Lotterie bei meiner Schwägerin. Ihr seht, die Gabe ist für keine bestimmte Person gedacht.”
    Dabei flog ein glückliches Lächeln über das Gesicht des Königs, als denke er an eine sehr bestimmte, sehr liebe Person.
    Cardillacs finstere Züge erhellten sich. Er sprang an eine Lade, und zog sie auf. Auf dunklem Samt lag blinkendes Geschmeide.
    „Wenn Seiner Majestät von diesen Stücken etwas gefiele —”
    Louis war entzückt. Er wählte zwei Armringe in feinster Goldarbeit, den einen mit Rubinen, den anderen mit Diamanten überreich verziert. Die Steine waren von einem berückenden Glanz, die Arbeit feinster venezianischer Stil und doch ganz — René Cardillac!
    Der König zahlte die verhältnismäßig bescheidene Summe, die der Goldarbeiter in Anrechnung brachte, auf den Tisch und steckte das Kästchen mit den Armbändern unter den Mantel in seinen Justeaucorps von mausgrauem Samt. Seine Augen strahlten. Endlich würde er seiner geliebten kleinen Louise auf diesem Umweg eine Freude machen dürfen. Ihr, der Bescheidenen, die jedes Geschenk abwehrte, die nichts verlangte als seine Liebe für die ihre!
    Zwei Tage später fand die Lotterie bei Madame statt. Es war der erste Gesellschaftsabend der Saison. Die Damen und Herren waren in großer Toilette erschienen.
    Vor allen anderen tat sich die Gräfin Soissons hervor. Die „schöne Olympia” war nicht mehr das, was Olympia Mancini gewesen war. Die Kosmetik musste ihr zu Hilfe kommen. Sie war stark geschminkt und hatte eine Menge Schönheitspflästerchen aufgelegt. „La passionée” nahe dem Ohr, „la

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