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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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baiseuse” am Mundwinkel, „la coquette” auf die Lippen, „l'effronté” auf die Nase, „la majestueuse” auf die Stirn, „la galante” auf die Mitte der Backe.
    Dazu trug die „schöne Olympia” zumindest die Hälfte der Mazarinschen Diamanten, die der Kardinal dieser Nichte vererbt hatte, im Haar, am Hals, an Busen und Gürtel. Ihre Finger waren bis an die Nägel mit edelsteinfunkelnden Ringen besteckt. Es ging ein Leuchten und Strahlen von ihr aus, das die Augen schmerzen machte und nur der Marquis von Vardes, der diesen Glanz gewohnt sein mochte, ihre Nähe suchte.
    Die Damen Madames, wie ein Strauß junger Frühlingsblüten anzusehen, standen im Fensterwinkel und tuschelten und lachten.
    „Über eine Stunde wenigstens muss sie für die Befestigung der Schönheitspflästerchen verbraucht haben”, meinte die de Pons spöttisch.
    „Und wie sie aufgelegt hat”, kicherte die Chimerault.
    Nur Louise konnte sich eines leisen Mitleids nicht erwehren. Wusste sie doch von dem König selbst, dass Olympia Mancini nicht nur des Königs Leidenschaft besessen, sondern auch fest daran geglaubt hatte, den Thron Frankreichs mit ihm zu teilen, und dass sie noch heute diese Enttäuschung nicht verwunden hatte. Zumindest hoffte Frau von Soissons noch immer, sich die Neigung des Königs zurückzugewinnen, wenn auch der Thron verspielt war.
    Fräulein von Artigny, die eine große Zuneigung für Fräulein von La Vallière hegte, nahm Louise lachend am Arm und fragte zu Olympia hinüberblinzelnd: „Sieht sie mit ihren bunten Farben und schillernden Steinen nicht aus wie ein Pfau, besser noch wie die Königin von Saba?”
    Jetzt musste auch Louise lachen, gar zu drollig brachte die Artigny ihre kleinen Spötteleien hervor. Und gerade als dies selten sonnige Lächeln auf Louises reizendem Gesicht stand, trat der König ein - und grüßte sie entzückt mit den Augen.
    Louise errötete heiß. So flüchtig sie auch nur gewagt, ihn anzusehen, hatte sie doch seine beredten Blicke aufgefangen, hatte sie doch bemerkt, dass er blasslila Bänder — die Farben ihres Kleides — trug!
    Und dann plötzlich war die Sonne wieder ausgelöscht auf ihrem Antlitz. Die Angst überwältigte sie, dass irgendein Auge in das Heiligtum ihrer Liebe dringen könnte. Sie verkroch sich scheu hinter Fräulein von Artigny und war's zufrieden, dass niemand sie aus ihrem Versteck hervorholte.
    Der König schien in strahlendster Laune zu sein. Er machte Madame die liebenswürdigsten Komplimente über ihre Toilette aus Silberbrokat mit Chantillyspitzen, die ihre zierliche Gestalt reizend kleidete. Er bewunderte den neuesten Modeschmuck ihrer Frisur, das Spitzenbukett in Form einer Aigrette.
    Mit einem koketten Lächeln, den von Lebrun gemalten Seidenfächer in wohlriechender Ebenholzfassung an den Lippen, sah Henriette sich zu Guiche um, der wenige Schritte hinter ihr stand und eifersüchtig auf des Königs Worte hörte.
    „Mag er nur”, dachte Henriette triumphierend. „Je eifersüchtiger er ist, umso toller und extravaganter werden seine Huldigungen. Und gerade das ist's, was mir Spaß macht!”
    Der König nahm heute Abend die Lotterie selbst in die Hand. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Louise noch immer hinter Fräulein von Artigny versteckt saß, suchte er sie nicht mehr, sondern förderte plangemäß seine kleine Intrige.
    Ein paar hübsche Gewinne waren schon an die Damen der Hofgesellschaft gefallen. Das Kästchen mit Cardillacs kostbaren Armbändern stand noch geschlossen da, die Neugierde aufs Äußerste reizend. Jetzt rief der König eine Nummer aus und tat sehr erstaunt, die Gleiche an dem geheimnisvollen Kästchen angebracht zu finden, noch erstaunter, dass die Nummer die seines Loses war.
    Alles umringte ihn, alles wollte wissen, was das geschlossene Kästchen barg. Der König lächelte und ließ die Feder springen.
    Ein „Ah” des Erstaunens und Entzückens kam von geschminkten und ungeschminkten Frauenlippen. Einen Schmuck von so vollendeter Schönheit, Rubine und Diamanten von einem solchen Glanz und Feuer wollte noch niemand zuvor gesehen haben.
    Henriette stand dicht an Louis' Schulter, beinahe an ihn gelehnt. Er schob das Kästchen mit den Armbändern ein wenig gegen sie. Sie glaubte nicht anders — und alle, die des Königs Bewegung sahen, glaubten es mit ihr — dass er seiner Schwägerin die Armbänder zum Geschenk machen würde.
    Louis aber zog das Kästchen wieder zu sich heran, nahm es an sich und schritt damit

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