Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
kleinen Liebesgöttern — unter den Spiegel ein Kabinettschrank mit meinem Bild.”
„Oh Sire, das geht doch nicht.”
Er zauste sie an ihren blonden Locken und lachte sie aus.
„Louise, kleine Furchtsame — alles geht, wenn man nur will!”
Er ließ sich am Tisch in der Mitte des Zimmers nieder. Louise brachte ihm Likör und eine besondere Art leichten Gebäcks, das der König bevorzugte. Sie pries den Zufall, der Rosalie gerade heute dies Backwerk wählen ließ.
Er fragte nach der trefflichen Rosalie, die er an dem Schreckenstage in Fontainebleau zum ersten und einzigen Male zu Gesicht bekommen hatte.
„Rosalie besucht ihre Schwägerin in St. Honoré. Sie ist mit dem Uhrmacher Seiner Majestät, Monsieur Armand, versprochen.”
„Ein braver Bursche, der seine Sache versteht.”
Louise seufzte. „Sie ist sehr glücklich, die kleine Rosalie — ach Sire — ”
Sie stand neben ihm, wie sie es sprach. Er legte den Arm um ihre Taille und küsste sie.
„Ich weiß, was du denkst, Louise! Aber du musst schon verzeihen, wenn unsere Wünsche hier auseinander gehen. Ich gäbe meinen Thron doch nicht gern um einen Uhrmacherschemel her!”
Sie schwieg und lag selbstvergessen an seinem Hals. Wie durfte sie noch wünschen, da der Himmel ihr dieses Mannes Liebe beschert hatte!
Über das blonde Haupt der Geliebten fort bemerkte der König einen kleinen Veilchenstrauß am anderen Ende des Tisches. Seine Stirn runzelte sich. Ärgerlich fragte er:
„Wo kommen die Veilchen her, Louise? Ich habe Ihnen mit Absicht keine geschickt. Ich denke, die Zeit der Veilchen ist vorüber?”
Louise kannte keine Furcht vor der Eifersucht des Königs.
„Bragelonne sandte die Veilchen, Sire, mit einem Abschiedsbrief.”
„Will er schon wieder fort? Hat man ihn nicht gut genug behandelt?”
„Seine Majestät und die Königinnen waren sehr gnädig gegen den Grafen, auch Madame und die Gräfin Soissons —”
Louis lachte spöttisch auf.
„Das glaube ich gern! Es wäre ihnen ein Vergnügen gewesen, den Grafen hier festzuhalten für ein gewisses Fräulein von La Vallière.”
Louise schüttelte den blonden Kopf.
„Vergebene Liebesmüh', Sire. Im Übrigen haben der Marquis von Vardes und der Graf von Guiche dem Armen übel mitgespielt.” Ihre weiße Stirn runzelte sich. „Bösartig, muss man sagen. Sie haben Bragelonne provoziert — sie wollten ihn wohl zu einem Zweikampf reizen —, aber Bragelonne ist ihnen ausgewichen, ohne seiner Ehre etwas zu vergeben. Es gab zweierlei Gründe für ihn. Er weiß, dass Seine Majestät den Zweikampf nicht gerne sieht —”
„Er wäre den Herren Vardes und Guiche übel bekommen”, brauste der König auf. „Es sei denn, sie hätten besonderen Wert darauf gelegt, die rechte Hand zu verlieren. Und der zweite Grund, Louise?”
Sie senkte Blick und Stimme. „Er wollte eine Dame, die er verehrt, nicht kompromittieren, indem er den Degen für sie zog. Er will weit fort, außer Landes ziehen. Er gedenkt eine Weltreise zu machen.”
Der König blieb einen Augenblick stumm. Man sah es seinem Antlitz an, dass es wie Sturm und Wetter in ihm tobte.
„Bragelonne hat recht getan. Es ist kein Unwürdiger, der Sie liebt, Louise. Diese beiden aber, die sich meine Freunde heißen —!” Der König knirschte. „Das Misstrauen ist gesät — heute nicht zum ersten Mal — Ich werde sie im Aug behalten! Einen nach dem anderen!”
Der König hatte diese letzten Worte gesprochen, ohne Louise dabei anzusehen, in unterdrücktem Zorn mit tiefer Verbitterung. Jetzt sprang er auf und riss heftig einen Brief in braungelbem, verknülltem Umschlag aus der Tasche.
„Ich wollte es Ihnen ersparen, Louise — aber ich sehe, es hilft nichts, wir müssen beide die Augen offen halten.”
Er reichte ihr den Brief, den die Moli ña ihm gebracht hatte. Louise las, der Atem stockt ihr. Weiß wurde sie bis in die Lippen. Tränen stürzten aus ihren Augen.
„Um Jesu Christi willen! Die arme Königin! Wer konnte ihr das tun?”, stieß sie schluchzend hervor.
Der König zog sie zärtlich an sein Herz.
„Beruhige dich, mein geliebtes Kind. Die Königin weiß von nichts. Die Moliña hat den Brief abgefangen.”
„Gelobt sei Gott. Lieber sterben als der Königin einen Schmerz zufügen.”
Sie weinte still für sich, von bitterem Kummer und Gewissensqual gefoltert.
Louis, der die geliebten Augen nicht weinen sehen konnte, lief wie gepeitscht durch das Zimmer. Er blieb vor ihr stehen, die auf einem Taburett
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