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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Ruhe und Besonnenheit aus Rücksicht für die Geliebte. Er hatte sie noch niemals in ihren bescheidenen Gemächern im Palais Royal aufgesucht. Sie selbst hatte ihn darum gebeten, und er hatte ihrem Wunsch schweren Herzens entsprochen.
    Heute lagen die Dinge anders. Heute hatte man es gewagt, Louise von La Vallières Namen in den Schmutz zu ziehen, heute galt es nicht nur den Navailles, nein der ganzen Hofgesellschaft zu trotzen.
    Am gleichen Abend ließ er sich zu ungewohnter Stunde bei Madame melden. Henriette erschrak. War Vardes seiner Sache zu sicher gewesen? Schwebte dennoch das Damoklesschwert über dem Kopf der Verschworenen?
    Des Königs Gesicht war ernst, aber ohne Zorn.
    „Ich darf wohl annehmen, Henriette”, sagte er ohne weitere Vorrede, „dass der Marquis von Vardes Sie direkt oder durch Ihre Freundin Frau von Soissons von dem niederträchtigen Bubenstück in Kenntnis gesetzt hat, das gleicherweise gegen die Königin, das Fräulein von La Vallière und meine Person gerichtet ist!”
    Henriette bejahte verwirrt. Sollte der König sie in eine Falle locken wollen?
    In seiner raschen Art fuhr Louis fort:
    „An der Königin ist die Teufelei glücklich vorübergegangen. Ich bin Manns genug, mich damit abzufinden. Dem Fräulein von La Vallière bin ich eine Genugtuung schuldig. Sie wird fortan einen Platz behaupten, der ihrer würdig ist. Die Königinnen werden sie mit all der Rücksicht empfangen, die man einem jungen Geschöpf von einwandfreiem Benehmen schuldet. Sie, Madame, bitte ich, dem Fräulein von La Vallière eine Reihe besser gelegener Zimmer und die notwendige Bedienung anzuweisen. Ich habe den Wunsch und die Absicht, das Fräulein von La Vallière fortan in ihren eigenen Gemächern zu besuchen, und zwar ganz öffentlich, ohne jede Geheimtuerei.”
    Madame war sprachlos vor Zorn. Ihre Wangen, ihre Lippen hatten sich verfärbt. Mit heißem Grimm im Herzen verwünschte sie den Brief, der der Verhassten, anstatt sie zu vernichten, zu Ehren und Glück verhalf! Aber sie beherrschte sich. Sie kannte den König zu genau. In der Stimmung, in der er sich für den Augenblick befand, wäre er imstande gewesen, sie und Philippe rascher Hand aus dem Palais Royal fort nach Lothringen zu schicken, wenn sie den geringsten Einwand gewagt hätte. So neigte sie nur den Kopf.
    „Es wird geschehen, was Sie wünschen, Sire.”
    Ihre Stimme klang heiser und verbittert. Der König sah seine Schwägerin einen Augenblick prüfend an.
    „Sie sehen nicht gut aus, Henriette”, sagte er nicht ohne Wärme. „Sie sollten sich schonen in Ihrem Zustand.”
    Madame zuckte die Achseln und meinte resigniert: „Was kommt es auf die Nachkommenschaft Philippes von Orléans an, Sire, da der Dauphin lebt.”
    Etwas wie Rührung ging durch des Königs weiches Herz. Er küsste seiner Schwägerin die Hand, weniger zeremoniell, als es letzthin der Fall gewesen war. Seine Augen grüßten sie mit warmem Blick.
    Nachdem der König gegangen war, presste Henriette die Hand aufs Herz: Wäre diese La Vallière nicht gewesen! — Wäre sie nicht gewesen! Wer weiß!?
    Am Nachmittag des nächsten Tages suchte der König Louise in ihren neuen Gemächern auf. Ein Lakai in der Livree der La Vallière, den Louise vordem noch nicht gesehen, meldete ihr den Besuch des Königs.
    Sie erschrak. Was hatte dieser plötzliche Wechsel der Gemächer, was des Königs Besuch bei ihr zu bedeuten?
    Drohten neue Wolken, oder lachte die Sonne ihres Glückes nur heller noch?
    Sie hatte in dem Augenblick, als der König ihr gemeldet wurde, die Hände voller Blumen aus den königlichen Glashäusern, die sie gerade in Kübeln und Vasen hatte ordnen wollen. Louis lachte, da sie so hilflos stand, und schüttelte die Blumen wie bunte Flocken aus ihren weißen Händen. Dann zog er sie leidenschaftlich an sich.
    „Gott sei Dank, Louise, dass ich dich habe, dass nichts und niemand stark genug ist, sich zwischen uns zu stellen.”
    „Wer vermöchte das?”, gab sie mit gläubigem Vertrauen zurück, indem sie die wundervollen Augen in die seinen senkte. Der König sah sich im Zimmer um und lächelte ein wenig ironisch.
    „Nun, allzu weich hat Madame dich nicht eben gebettet. Aber ich weiß Rat. Hier an diese erschreckend kahle Wand kommt ein grünseidener Diwan, von vier goldenen Engeln getragen —”
    „Oh Sire, was soll ich mit einem Engelbett?”
    Er küsste sie aufs Ohr und flüsterte ihr etwas zu. Sie errötete heiß.
    „Da, vor den Kamin, ein Gobelinschirm mit

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