Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Kampfes, ja des Todes auszusetzen. Er wollte zugleich Europa das Schauspiel eines guten Ehemannes geben, der den Krieg mit Flandern aufnahm, um die Vorteile der Königin, die ihr nach dem Tode Philipps IV. zustanden, zu wahren.
Inzwischen war die Zeit der Fasten nach einem lärmenden Winter gekommen. Der König, der mit einem sehr ernsten Ausgang des geplanten Feldzuges rechnete, ja, der sich von dem Gedanken nicht losmachen konnte, Frankreich nicht lebend wieder zu betreten, ging, was er seit langem verabsäumt, fleißig zu Beichte und Abendmahl, hielt sich viel allein, und jeder, der ihn kannte, sah es ihm an, dass eine Entscheidung in ihm reifte, die seinen ganzen Menschen in Anspruch nahm.
Indes, worauf immer seine Umgebung riet, es lag fernab von der Wahrheit.
Als erste Instanz erfuhr das Parlament, was der König nicht seit gestern auf heute erwog. Nur die Rücksicht auf seine Mutter war es gewesen, die ihn bisher davon abgehalten hatte, durch einen offiziellen Akt für die Zukunft seiner Geliebten und ihres Kindes zu sorgen.
Jetzt, da er frei war, da die Trennung, eine ewige vielleicht, vor der Tür stand, war die Stunde gekommen, den lang erwogenen Entschluss zur Tat zu machen. Am 13. Mai erhielten sämtliche Kammern des Parlaments den Befehl, ein Patent einzutragen, das den folgenden Wortlaut hatte:
„ — — Da die Wohltaten, welche die Könige in ihren Staaten ausüben, die äußerliche Bekundung der Verdienste derjenigen sind, denen sie zuteil werden, und die ruhmvollste Auszeichnung der Untertanen, die dadurch geehrt werden, haben Wir geglaubt, die ganz besondere Wertschätzung, die Wir für die Person Unserer teuren, sehr geliebten und sehr treuen Louise von La Vallière hegen, vor der Welt nicht besser bekunden zu können, als indem Wir ihr die höchsten Ehrentitel beilegen, als Ausdruck einer ganz besonderen Zuneigung, in Unserem Herzen durch eine unendliche Menge der seltensten Vorzüge hervorgerufen. Und obgleich sich ihre Bescheidenheit oft gegen Unsere Wünsche aufgelehnt hat, sie schon früher zu einem Rang zu erheben, der Unserer Wertschätzung und ihren guten Eigenschaften entspricht, gestattet die Gerechtigkeit und die Zuneigung, die Wir für sie empfinden, es nicht, die Bekundung Unserer Anerkennung für Uns so wohlbekannte Verdienste länger hinauszuschieben, noch aber der Natur das Ergebnis Unserer Zärtlichkeit für Anne-Marie, Unsere natürliche Tochter, in der Person ihrer Mutter länger zu versagen. Mithin haben Wir die Güter von Vaujours, in der Touraine gelegen, und das freie Reichslehen von Saint-Christophe in Anjou für sie erstanden, zwei Güterkomplexe, gleich wertvoll in Bezug auf ihre Einkünfte wie auf die Zahl ihrer Lehen. Indes sind Wir zu der Einsicht gekommen, dass Unserer Gnade etwas fehlen würde, wenn Wir den Wert dieser Güter nicht noch durch einen Titel erhöhten, welcher gleicherweise den Grad Unserer Freigiebigkeit wie die Verdienste des Untertanen erhöht, welcher sie empfängt. Indem Wir ferner in Betracht ziehen, dass Unsere liebe und sehr geliebte Louise Françoise von La Vallière einer sehr edlen und sehr alten Familie entstammt, deren Vorfahren bei mehreren wichtigen Gelegenheiten hervorragende Zeichen ihres Eifers — für das Wohl und zum Vorteil Unseres Staates gaben, bestimmen Wir — ”
Folgt die Erhebung Vaujours' zum Herzogtum und die Ernennung Louise Françoise von La Vallières zur Herzogin von Vaujours. Außerdem eine Reihe von Klauseln bezüglich der Erbschaft Marie-Annes und deren präsumptiver Nachkommenschaft in legitimer Ehe.
Das Patent erregte ungeheures Aufsehen. Wenn man auch darauf gefasst sein musste, dass die Geliebte des Königs nicht immer das schlichte Fräulein von La Vallière bleiben würde, ja wenn es am Hofe ganze Coterien gab, die eine bereits vollzogene oder zu erwartende Ehe linker Hand nicht für ausgeschlossen hielten, war man auf eine so öffentliche Anerkennung der illegitimen Beziehungen des Königs nicht vorbereitet gewesen, noch auf die Erhebung der La Vallière zur Herzogin.
Trotzdem wagte niemand sich in offene Opposition zu setzen. Im Gegenteil, man huldigte der neuen Herzogin und den Saint-Remis, die sich in ihrer Ehre durch den Umstand keineswegs gekränkt fühlten, dass ihre Tochter mit einem Schlag die von ganz Europa anerkannte Maitresse Louis' XIV. war.
Die Huldigungen kamen nicht nur aus übel wollenden Herzen. Es gab im Gegenteil eine Menge Stimmen, die gerechterweise längst dafür gesprochen
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