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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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war.
    Endlich hub sie leise und stockend wieder zu sprechen an: „Sie wissen alles, Bragelonne?
    Er bejahte stumm.
    „Und halten noch meine Hand wie ein guter Freund und wenden sich nicht mit Abscheu von mir?”
    „Ich weiß, dass Ihre Seele rein geblieben ist, Louise!” Sie sah ihn traurig an.
    „Sie sind ein edler Mensch, Bragelonne! Sie hätten ein besseres Los verdient, als Ihr Herz an eine Unwürdige zu hängen.”
    Er machte eine wehmütige Bewegung mit der Hand, als wolle er auslöschen, was sie soeben gesagt. Als er den Blick dabei erhob, fiel sein Auge auf das Bild des Königs. Ein wilder Schmerz zuckte durch ihn hin. Er presste beide Hände aufs Herz, um seinen rasenden Schlag zu hemmen. Dann plötzlich wurde es ihm schwarz vor den Augen — Totenstille in ihm — hatte das kranke Herz aufgehört zu schlagen?
    Wie in einem letzten holden Traum fühlte er ihre Hand auf seiner Schulter, einen Blick aus den geliebten Augen auf seinem Antlitz; er hörte ihre sanfte Stimme sagen:
    „Sie sind krank, mein armer Freund, und ich bin schuld daran! Ich vermag nicht, mich reinzuwaschen von schwerem Vergehen. — Dennoch, wüssten Sie, wie alles gekommen ist!”
    Er richtete sich auf.
    „Ich weiß es, Louise”, sagte er leiser noch als sie. „Wer Sie kennt, kann er anders als Sie lieben?”
    Er warf einen scheuen Blick auf das Bild des Königs —„und auch er ist gewiss liebenswert!”
    „Er ist es, Bragelonne — bei Gott, er ist's. Nicht dem allmächtigen König, dem wundervollen Menschen habe ich mich hingegeben.”
    Bragelonne lächelte schwach. Was bedurfte es bei ihm der Entschuldigung? Hatte er nicht die Allgewalt der Liebe genugsam an sich selbst erkannt! Hatte er nicht Tausende von Malen sich gesagt, dass er aus Liebe zu Louise jede Sünde auf sich genommen haben würde, dass er den Himmel willig mit der Hölle vertauscht hätte, um sie auf Erden zu besitzen! Er war der Letzte, der ein Recht hatte, über Liebesschuld zu richten.
    Er streichelte leise ihre Hand, die auf der seinen lag. „Es ist nun Zeit zu gehen — Sie erwarten den König?” Louise neigte stumm das blonde Haupt. Bragelonne
    griff in die Brusttasche seines Rockes. Als er die Hand
    hervorzog, hielt sie einen kleinen Veilchenstrauß.
    „Darf ich — zum letzten Mal, Louise?”
    Sie bückte sich nach der Hand mit den Veilchen, als ob sie sie küssen wollte, dann nahm sie wortlos seine Blumen. D,ie Rührung hatte sie übermannt.
    „Weinen Sie nicht, Louise! Gott segne Sie.” Er beugte sich auf ihre schlanken Finger, sie mit zitternden Lippen zum letzten Mal zu küssen.
    „Auf Wiedersehen, Bragelonne!”
    Er bewegte das Haupt mit kaum merklicher Verneinung und schritt zur Tür. Im Vestibül brach er auf einer der weißen Marmorbänke zusammen. Wieder war es ihm dunkel vor den Augen geworden, wieder hatte sein Herz den Schlag ausgesetzt.
    Da hörte er rasche Tritte auf der Treppe. Er stand auf mit wankenden Knien und schleppte sich hinter eine Säule. An ihm vorüber stürmte der König, strahlenden Antlitzes. Ein Glitzern und Blinken von Gold und Edelsteinen ging von ihm aus.
    „Sonnenkönig”, flüsterte Bragelonne mit bebenden Lippen. „Ich will dir seinen Glanz mit meiner kläglichen Gestalt nicht länger umschatten, Louise!”
    In der Nähe der Tuilerien hatte Bragelonne seinen Wagen warten lassen. Er stieg ein und gab dem Kutscher den Befehl, ins Boulogner Holz zu fahren. An einer Stelle, die ins Dickicht führte, lohnte er den Kutscher ab. Dann, als der Wagen außer Hörweite war, drang er durch Stämme und Gebüsch vorwärts. Seine Knie wankten. Einen Augenblick sank er auf einem Baumstamm nieder: das erste Frühlingswetter hatte ihn gefällt.
    Bragelonne griff in seinen Mantel und zog einen fein ziselierten Dolch hervor, den er auf seiner Weltreise in Venedig gekauft hatte, um ihn Louise von La Vallière zum Geschenk zu machen. Er prüfte seine Spitze auf dem Daumennagel. Sie würde nicht versagen, wenn die führende Hand es nicht tat!
    Bragelonne hob den Blick zum blauen Himmel. Golden leuchtete die Sonne über den Wipfeln der alten Bäume, strahlend und schimmernd wie das Antlitz und die Gestalt des Sonnenkönigs.
    Eines Gedankens Länge noch zögerte die Hand des Grafen! Einmal noch — rückwärts blickend — in die holden Züge des geliebten Antlitzes sich versenken! Einmal noch, wie aus weiter Ferne, ihre süße Stimme hören! Konnte er nicht warten, bis sein krankes Herz von selbst zu schlagen aufhörte? Es würde

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