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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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gelegen — im Gebet für den ehebrecherischen Gemahl!
    Welch eine Größe, welch eine zähe Treue! Wie verwandt der ihren diese Seele war! Auch sie würde nicht abgelassen haben im Gebet, auch sie würde Louis die zärtlichste Liebe bewahrt haben — wenn —, sie erschauerte — nein, nichts davon!
    Im Nebengemach wurden die Stimmen immer lauter — nahmen einen hellen, freudigen Klang an. Louise hörte das starke, immer dominierende Organ der Montpensier heraus. Irgendetwas Besonderes schien geschehen. Louise trat nahe zur Tür — bis zum Hals klopfte ihr Herz — kein Zweifel, der Kurier aus dem Felde war gekommen — er hatte, dem Anschein nach, gute Botschaft gebracht!
    Da hielt es sie nicht länger. Jede Rücksicht beiseite schiebend, eilte sie durch die Tür der kleinen Kapelle in die Gemächer der Königin. Die Aufregung war so groß, dass ihr Eintritt aus dem Betgemach der Königin, zu dem nur die Intimsten Zutritt hatten, niemandem auffiel.
    Nur die Palastdame der Königin, Frau von Montespan, streifte Louise mit fragendem Blick. Doch gleich war auch sie mit ihrem lebhaft sprühenden Temperament wieder bei der großen Sache: Der Kurier hatte Nachrichten vom König gebracht. Die Lage war so günstig, dass Seine Majestät den Feldzug auf eine Woche zu unterbrechen gedachte und die Königin mit den Damen des Hofes zu einem Besuch in Avesnes einlud.
    Alles war in frohester Erwartung. Die Reisewagen wurden bestellt. Die Gesellschaft zerstreute sich, um so schnell als möglich ihre Vorbereitungen zu treffen.
    Louise eilte in Hast davon. Die große Frage für sie war die: Hatte der König ihr eine besondere Aufforderung zukommen lassen, im Lager zu ihm zu stoßen, oder war sie in die allgemeine Einladung mit einbegriffen? Wenn es so war, würde sie dem Rufe nicht folgen, sondern zu Marie-Anne nach Versailles zurückkehren.
    Schon im Vorzimmer traf sie auf den Kurier. Er händigte ihr ein Briefchen des Königs ein. Es war nur kurz und nicht übermäßig warm, aber was tat das? Erschloss es ihr doch die selige Hoffnung, den Geliebten in wenigen Tagen wiederzusehen!
    Den ersten Teil der Reise bis La Fère, wo sie mit der Königin und dem Hofstaat zusammentreffen wollte, legte Louise allein zurück. Die Fahrt war ein einziges Fest für sie. Ihr Wagen, ihre Livree, ihre Person waren den Landbewohnern nicht unbekannt. Sie war beliebt beim Volk ihrer Einfachheit und Herzensgüte halber, um ihrer offenen Hand willen, die sie schon für jeden Hilfsbedürftigen gehabt, als sie selbst noch ein armes Ehrenfräulein Madames gewesen.
    Jedermann schien zu wissen, wohin ihre Reise ging. Auf den Wegen, am Feldrain; in den Dörfern lief die Bevölkerung zusammen, sobald man ihres Wagens ansichtig wurde. Trotzdem die Lasten des Krieges schwer auf ihnen allen lagen, riefen sie laut und freudig:
    „Es lebe der König, es lebe unser guter, großer König!”
    Die Herzogin ließ den Wagen in Abständen halten. Sie verteilte Geld unter die Leute und sprach ihnen gütig zu: „Liebet ihn, betet für ihn, Euren König! Er wacht über Euch — er leidet mit Euch und ist mit Euch glücklich.”
    Und wieder riefen sie laut: „Es lebe der König, es lebe die Herzogin von La Vallière!”
    In La Fère schien die Königin völlig vergessen zu haben, dass sie in ihrem verschwiegenen Betgemach Louise von La Vallière in ihren Armen gehalten, dass ihre Tränen zusammen geflossen waren. Marie Thérèse machte sich selbst Vorwürfe über ihre kalte, abweisende Haltung, aber sie konnte nicht dagegen an. Es war stärker als sie. Sie konnte wohl ihren Schmerz mit ihrer Rivalin teilen, nicht aber das Glück eines nahen Wiedersehens mit ihrem Gatten, bei dem sie die Anwesenheit der Herzogin als eine neue Beleidigung empfand.
    Die Umgebung Marie Thérèses sah es der Königin an, wie sehr sie unter dem Gedanken litt, die Reise mit der Herzogin fortzusetzen, obwohl sie schwieg, wie sie immer schwieg, wenn ihr die Dinge zutiefst zu Herzen gingen.
    Auch die Grande Mademoiselle blieb ihrem Grundsatz getreu, in allen Angelegenheiten La Vallière Schweigen zu bewahren wie bisher. Nur die Montespan ließ ihre oft amüsante, öfter noch spitze Zunge laufen.
    „Ich bewundere die Kühnheit der Herzogin”, meinte sie, „sich der Königin anzuschließen, ohne zu wissen, ob Ihre Majestät damit einverstanden ist. Der Himmel bewahre mich vor der Ehre, Maitresse des Königs zu sein. Aber wenn ich's wäre, würde„ich mich vor der Königin zu Tode

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