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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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über dem Haupt des Neugeborenen zu weinen. Heimlich kam das Kind in Saint-Germain zur Welt, wie die kleine Marie-Anne in Vincennes heimlich zur Welt gekommen war, heimlich wurde es ihr genommen und der Fürsorge Colberts übergeben.
    Athenais, die ein großes Geschick besaß, sobald sie wollte, über peinliche Situationen fortzuhelfen, hatte sich des Königs während der Entbindung der La Vallière bemächtigt. Sie merkte wohl, sein Herz war bei der leidenden Frau, aber da sie Feingefühle nicht kannte, hielt sie sich nicht lange bei dieser Beobachtung auf.
    Wozu hatte sie die La Vallière so genau studiert, wozu mit so viel scheinbarer Anteilnahme ihre Bekenntnisse entgegengenommen, als um des Königs Schwächen und Liebhabereien kennen zu lernen, um zu erfahren, wie man seinem Wesen am glücklichsten beikam! Die kluge Frau wusste genau, es gab noch viel Terrain zu erobern, manche Schlacht zu schlagen, bis sie den König ganz auf ihrer Seite hatte, bevor ihre heiße, im plötzlichen Impuls aufgebrannte Leidenschaft ihn sich ganz gewonnen hatte.
    Aus den Schilderungen der La Vallière über ihre und des Königs Seelenzustände hatte die Marquise mit ihrem raschen Verstand unter manchem anderen auch entnommen, dass der König kein Freund lang andauernder weichmütiger Situationen war, dass er, trotz aller Neigung zum Romantischen, die Sonne mehr als die Wolkenschatten liebte. So versuchte sie es, ihn geschickt von den Gedanken an die leidende Frau hinter den Schlossmauern abzulenken.
    Eine lange Weile hörte er kaum auf ihre lustig sprudelnden Worte. Sie ritten zusammen durch den Wald, aber er blieb selten ganz an ihrer Seite. Bald hielt er den Fuchs zurück, bald ließ er ihn vorwärts traben. Seine sonst so majestätische Haltung war heute nachlässig und zerstreut. Vornübergebeugt hing er förmlich im Sattel.
    Unmerklich drängte Athenais auf einem schmalen Waldweg, auf dem nur gerade Platz für zwei Reiter war, ihren Falben dicht neben den Fuchs des Königs, unmerklich griff sie ihm in die Zügel und hielt sie mit den ihren fest in der schönen nervigen Hand. Und da er nicht anders zu wollen schien, fing sie von Louise zu sprechen an, ohne an die Qualen zu rühren, die ihren Leib mutmaßlich in dieser Stunde zerrissen.
    „Ich muss Ihnen mein Kompliment machen, Sire, über die vortrefflichen Eigenschaften der Herzogin, die ich während unserer kurzen Freundschaft vollauf zu würdigen gelernt habe —”
    Der König war sofort aufmerksam geworden.
    „Sie gefällt Ihnen, Marquise?”, fragte er lebhaft.
    „Ich sagte es schon, Sire, ich bewundere sie. Nur eines, wenn ich aufrichtig sein darf, Sire, bedauere ich um Ihretwillen — ”
    Sie ließ die Augen mit bewusst kokettem Aufschlag in seine warmen aufrichtigen sinken.
    „Was bedauern Sie, Marquise?”
    „Die Vorwürfe, die sich die Herzogin um ihrer Liebe willen macht, die Reue, mit der sie von ihrer Neigung zu Ihnen spricht.”
    Der König seufzte leicht auf.
    „Das Gewissen der Herzogin ist nicht immer bequem, aber bewundernswert in seinen subtilen Regungen.”
    Athenais schüttelte mit der ihr eigenen Lebhaftigkeit, die für jeden, der sie nicht sehr genau kannte, wie Aufrichtigkeit und Freimut wirkte, den Kopf.
    „Ich erlaube mir zu widersprechen, Sire — wo so viel Reue ist, kann da wahrhaftige Liebe sein? ”
    Der König stutzte. Aber er unterbrach sie nicht. Er sah wohlgefällig auf diese reizende Frau, deren Leidenschaft ihn schon lange umwarb, ohne dass er sich für sie entschieden hätte. Sie war ihm nie so verführerisch erschienen wie in diesem Augenblick, wo sie ihm das Wesen der Liebe, so wie sie es verstand, mit lockenden Worten und beredten Blicken auseinander setzte.
    „Ich für mein Teil, Sire”, schloss sie mit lächelnden Augen, „vermöchte weder Reue noch Gewissensbisse zu empfinden, liebte ich und würde wiedergeliebt.”
    Parbleu — sie hat den Teufel im Leib, dachte der König, als er in ihre heißen Augen sah. Gerade wollte er ihre Hand mit warmem Druck pressen, zum Zeichen, dass er sie verstanden habe, als der Fuchs eine ungeduldige Bewegung mit dem Kopf machte und zu tänzeln begann. Erst jetzt bemerkte der König, dass Frau von Montespan die Zügel seines Tiers in der Hand hielt.
    Die Unaufmerksamkeit, mit der er sich so lange hatte leiten lassen, ärgerte ihn. Er nahm Athenais mit rascher Bewegung die Zügel aus den Fingern. Der Fuchs beruhigte sich sofort, als er die Hand seines Herrn fühlte. Zwischen Louis' dunklen

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