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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mich gejagt haben.«
    »Vielleicht Räuber?« Die Bareinnahmen aus dem Weinhandel wurden stets in einer Geldkassette und unter strenger Bewachung
vom Lagerhaus der Frasers oder der Rue Tremoulins zu Jareds Bank gebracht. Doch Jamie war eine auffällige Gestalt und zweifellos bekannt als wohlhabender ausländischer Kaufmann - wohlhabend zumindest im Vergleich zu den Bewohnern jenes Viertels.
    Während er getrocknete Schmutzkrumen von seinem Hemd schnippte, schüttelte er den Kopf.
    »Das wäre möglich. Aber sie haben mich gar nicht erst angesprochen; sie wollten mich schlichtweg ermorden.«
    Sein Ton war völlig sachlich, doch mir wurden die Knie weich, und ich mußte mich setzen. Mein Mund schien plötzlich wie ausgedörrt.
    »Wer... wer würde...?«
    Stirnrunzelnd kratzte er etwas Zuckerglasur vom Teller und steckte den Finger in den Mund, dann zuckte er die Achseln.
    »Soweit ich weiß, ist der einzige, der mich bedroht hat, der Comte de St. Germain. Aber ich verstehe nicht, was er davon hat, wenn er mich umbringen läßt.«
    »Du hast doch gesagt, er sei Jareds Konkurrent.«
    »Aye, das schon. Aber der Comte interessiert sich nicht für deutsche Weine. Warum sollte er sich die Mühe machen, mich umzubringen? Damit würde er lediglich Jareds neues Unternehmen zum Scheitern bringen, weil Jared dann nach Paris zurückkehren müßte. Das scheint mir doch ein bißchen übertrieben«, meinte er trocken, »selbst bei einem so reizbaren Kerl wie dem Comte.«
    »Tja, meinst du...« Bei dem Gedanken bekam ich ein flaues Gefühl im Magen, und erst nach zweimaligem Schlucken konnte ich fortfahren: »Meinst du, es könnte... Rache sein? Für den Verlust der Patagonia? «
    Jamie schüttelte verwundert den Kopf.
    »Das könnte natürlich sein, aber dann hat er sich ziemlich viel Zeit gelassen. Und überhaupt, warum kommt er dann auf mich?« fügte er hinzu. »Er hat sich doch deinetwegen geärgert, Sassenach. Wenn das der Grund wäre, müßte er dich umbringen.«
    Das flaue Gefühl wurde noch etwas stärker.
    »Mußt du immer so verdammt logisch denken?« keuchte ich.
    Als er meinen Gesichtsausdruck sah, lächelte er plötzlich und legte mir tröstend den Arm um die Schulter.
    »Nein, mo duinne . Der Comte ist zwar ziemlich jähzornig, aber ich glaube nicht, daß er dich oder mich nur aus Rachegelüsten
umbringen lassen will-das wäre ihm zuviel Mühe und vor allem zu teuer. Wenn er dadurch sein Schiff zurückbekommen würde, wäre das etwas anderes. Aber so wird er sich denken, daß ihn die Angelegenheit bereits genug Geld gekostet hat und er nicht auch noch drei gedungene Mörder bezahlen will.«
    Er klopfte mir auf die Schulter und erhob sich.
    »Nein, ich denke, daß sie mich wahrscheinlich doch nur ausrauben wollten. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Von jetzt an wird Murtagh mich zum Hafen begleiten.«
    Er streckte sich und wischte die letzten Schmutzreste von seinem Kilt. »Kann ich mich so an den Eßtisch setzen?« fragte er mit einem kritischen Blick auf seine Kleider. »Jetzt müßte sie bald fertig sein.«
    »Wer?«
    Als er die Tür öffnete, drang ein herzhaftes Aroma von unten herauf.
    »Na, die Wurst natürlich«, antwortete er grinsend. »Denkst du etwa, ich würde sie verkommen lassen?«

13
    Täuschungen
    »...einen Absud aus drei Handvoll Berberitzenblätter über Nacht ziehen lassen und eine halbe Handvoll schwarze Nieswurz damit aufgießen.« Leicht angeekelt legte ich die Zutatenliste auf den Intarsientisch. »Das habe ich von Madame Rouleaux. Selbst sie als eine der besten Engelmacherinnen hält diese Mixtur für gefährlich. Louise, bist du dir sicher, daß du es willst?«
    Auf ihrem rundlichen Gesicht zeichneten sich Flecken ab, und die fleischige Unterlippe zitterte ein wenig.
    »Habe ich denn eine andere Wahl?« Sie nahm das Rezept für den Abtreibungstrank und starrte gleichermaßen angewidert wie fasziniert darauf.
    »Schwarze Nieswurz.« Sie schauderte. »Wie schrecklich das schon klingt!«
    »Ja, es ist wirklich ein ziemlich übles Zeug«, räumte ich ein. »Man fühlt sich, als würden einem die Eingeweide platzen, aber möglicherweise hat man dabei auch einen Abgang. Es klappt nicht immer.« Ich erinnerte mich an Maitre Raymonds Warnung - wenn man zu lange wartet, wird es gefährlich - und fragte mich, wie weit Louise sein mochte. Wohl höchstens in der sechsten Woche; sie hatte mir den vermutlichen Zeugungszeitpunkt genannt.
    Mit rotgeränderten Augen starrte sie mich an.
    »Hast du es denn

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